Der Petzl Sirocco ist bereits seit einigen Jahren verfügbar. Mit 170 g (Gr. M/L) ist er nach unserer aktuellen Recherche der leichteste Kletterhelm auf dem Markt. Mit dem aktuellen Facelift hat der französische Hersteller kleinere Änderungen am technischen Details vorgenommen.
Das geringe Gewicht wird durch die In-Mold Konstruktion sowie den Materialmix aus EPP und EPS erreicht. Auch das Tragesystem wird gänzlich aus einem dünnen Riemen konstruiert, um sich das Gewicht von Hartplastik-Komponenten zu sparen. Auf der Oberseite des Helmes ist ein kleiner Patch mit einer harten Schale versehen, um einen optimierten Schutz gegen Steinschlag von oben zu erreichen. Seitlich sind viele und sehr grosse Belüftungsöffnungen integriert. Selbst an heissen Tagen bekommt man, mindestens mit dem weissen Farbmodell, definitiv keinen heissen Kopf.
Die Einstellbarkeit des Tragesystems ist allerdings nicht ganz so einfach bzw. intuitiv wie bei klassischen Helmen. Am Hinterkopf befindet sich ein Querriemen, der mittels einer Schnalle in der Länge verstellt werden kann. Hiermit wird der Kopfumfang eingestellt und die Bedienung ist auch bei angezogenem Helm möglich. Mit Handschuhen dürfte es aufgrund der dünnen Bänder aber bereits etwas kniffliger werden. Eine Höhenverstellung dieses Querriemens ist ebenfalls möglich, allerdings nur bei abgezogenem Helm. Gleiches gilt für die Positionsverstellung der Y-Stücke, in denen die seitlichen Trageriemen zusammenlaufen. Bei letzteren Y-Stücken ist allerdings keine Höhenverstellung möglich, weshalb diese sehr niedrig sitzen. Auf einer Seite ist die Verschlussschnalle mit dem Y-Stück kombiniert um eine weitere Komponente im Tragesystem zu eliminieren. Bei manchen Kopfformen liegen diese Kunststoffteile demnach allerdings genau auf dem Kieferknochen und verursachen entsprechende Druckstellen – ein deutlicher Kritikpunkt in unserem Testteam.
Das Tragesystem fixiert den Helm auch deutlich weniger stabil am Kopf. Schnelle, starke Bewegungen verursachen ein Wackeln des Helmes. Vor allem ein seitliches Verkippen der Helmschale ist selbst bei optimaler Anpassung der Riemen nicht zu verhindern. Trotz dieser geringen Stabilität hinsichtlich Verkippung erreicht der Helm die Petzl-internen Anforderungen an den Aufprallschutz seitlich sowie vorne und hinten. Dieser Aufprallschutz sollte unseres Erachtens zunehmend als Standard integriert werden, damit ein Kletterhelm nicht nur gegen Steinschlag von oben, sondern auch gegen Aufprall bei einem Sturz schützt.
Auffallend ist eine gefühlte Zerbrechlichkeit des ultra-leichten Helmes. Drückt man ihn seitlich zusammen, verformt er sich sofort. Wir sehen hier eine signifikante Gefahr der Beschädigung beim Transport, insbesondere beim Stopfen im Rucksack oder gar Fluggepäck. Die Stirnlampenfixierung funktioniert tadellos: auf der Stirnseite sind die klassischen Kunststoffclips angebracht, welche sich aufgrund von Grösse und Flexibilität auch gut und einfach mit Handschuhen bedienen lassen. Am Hinterkopf findet man ein Elastikband vor, welches noch einfacher als die Kunststoffclips zu handeln ist und nebenbei auch die Befestigung einer Skibrille ermöglicht.
Fazit
Der Petzl Sirocco ist ultraleichter Kletterhelm, der alle Sicherheitsanforderungen erfüllt. Der Tragekomfort ist aufgrund des leichten Gewichts sehr gut, wenn auch das Tragesystem den Helm nicht so optimal am Kopf fixiert wie klassische Konstruktionen und je nach Kopfform zu Druckstellen führen kann. Bedenken haben wir bei diesem Helm v.a. hinsichtlich der Robustheit beim Transport.
Produktbezeichnung
Petzl Sirocco
Produktkategorien
Hersteller-Webseite
Gesamtgewicht
170g (Gr. M/L)
Erhältliche Grössen
S/M, M/L
Normen
CE EN 12492, CE Skitourenhelm, UKCA, UIAA
Materialien
EPP, EPS, PES