Orbea Rise SL M10

Mehr Power 
Darauf hat die Bike-Welt gewartet – was bringt die Neuauflage des Light-E-MTB-Klassikers Orbea Rise? Eine Long-Travel- und eine Short-Travel-Version bieten universelle Möglichkeiten. Wir haben die Variante mit kurzem Federweg getestet – eine vielseitige Trail-Waffe mit viel Durchhaltevermögen. Wer darauf spekuliert hat, Orbea würde mit der neuesten Version des Light-E-MTB-Klassikers Rise neue Gewichtsrekorde aufstellen, mag enttäuscht sein. 19,1 Kilogramm für das Rise SL M10 sind ordentlich, aber keine Sensation. Auf den zweiten Blick aber hat dieses E-Bike gleich mehrere Wow-Faktoren. Punkt eins: mehr Power. Ja, auf Wunsch ist das Rise weiter ein E-MTB mit gezähmtem Light-Antrieb. Doch gleichzeitig lässt sich das Bike mit Shimano EP 801 RS Motor ganz einfach per App in ein Full-Power-E-MTB mit ordentlich Schub verwandeln. Punkt zwei: mehr Reichweite. 420 Wh Akku-Kapazität, das war bislang der Standard beim Rise – und auch der Rahmen für Light-E-MTBs. Doch der Trend geht auch bei den Leichtmodellen zu ausdauernderen Batterien. Und so ist das Rise nun auch mit einem fest verbauten 630-Wh-Akku erhältlich, so wie unser Testmodell. Wem das noch nicht reicht: Per Range Extender mit 210 Wh lassen sich die Akkureserven auf stattliche 840 Wh hochjubeln. Punkt drei: verbessertes Handling. Orbea hat eifrig am Rahmen und der Kinematik gefeilt und hat sich von bewährten Features der Modelle Occam und Rallon inspirieren lassen. Typisch Orbea: die asymmetrische Verstrebung zwischen Unterrohr und Sitzrohr. Die Steifigkeit des Hauptrahmens wurde gemäss Hersteller um acht Prozent erhöht. Nicht zuletzt dank einer sehr stabilen und gleichzeitig leichten Dämpferaufnahme aus Carbon steigert sich die Steifigkeit des Hinterbaus um 14 Prozent gegenüber dem Vorgängermodell.

Power bergauf, stark bergab
Genug der Theorie, rauf auf die Trails. Die Sitzposition ist auf Anhieb sehr angenehm, auch wenn die Rahmengrössen tendenziell eher klein ausfallen. Man fühlt sich auf dem Bike sofort wohl. Bergauf bietet das Rise SL dank der neuen Einstellungsmöglichkeiten auf Wunsch viel Zug. Es klettert sehr gut. Das Fahrwerk mit 140 Millimeter Federweg vorne und hinten generiert ordentlich Grip und wippt selbst bei offener Dämpfereinstellung nicht störend. Bergab zeigt sich das neue Rise als Wolf im Schafspelz und bietet mehr Downhill-Performance, als man es von einem leichten Trail-E-MTB auf dem Papier erwarten würde. Der Fox Float Factory Dämpfer und die Fox 34 Float Factory 140 Grip Gabel mit Kashima-Beschichtung sprechen feinfühlig an und schlucken auch grobe Brocken. Gefühlt bietet das Bike mehr Federweg und lässt sich fast schon als Leicht-Enduro charakterisieren. Dabei ist das Fahrwerk straff genug abgestimmt, um das Bike sauber auf Kurs zu halten. Es fährt sich leicht und spielerisch, schlägt, wenn nötig, schnelle Haken, und erreicht erst auf sehr verwinkelten und verblockten Trail-Abschnitten die Grenzen seiner Agilität. Ans Limit kommt das Rise SL M10 am ehesten noch wegen der Reifen. Gerade auf feuchtem Terrain ist der Grip der 2.4er Schwalbe Wicked Will begrenzt.

LT-Version mit mehr Federweg
Wem der Sinn nach mehr Downhill-Performance steht: Das Orbea Rise ist auch als LT-Version mit 150 Millimeter Federweg am Heck und 160 Millimeter vorne zu haben. Wem der Sinn doch nach einem superleichten Light-E-MTB steht, der muss zur Top-Version des Rise SL mit kleinem 420-Wh-Akku greifen. Die soll laut Hersteller gerade mal 16,3 Kilogramm wiegen. Wie von Orbea gewohnt, lassen sich Ausstattung und Lackierung individuell konfigurieren. Pfiffig: das Minitool im Dämpfergelenk.