Sicherheit in Kletterhallen
Sicherheit in Kletterhallen
 Datum: 28.11.2021 

Sicherheit in Kletterhallen

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Sicherheit in Kletterhallen
Wenn es im Gebirge unter den Sohlen Hunderte von Metern in die Tiefe geht, dann ist die Gefahr sehr präsent und real. Jeder Alpinist oder Sportkletterer erkennt, wie wichtig gutes Material und ein zuverlässiger, aufmerksamer Seilpartner sind. Ein kleiner Fehltritt oder ein Manipulationsfehler kann im schlimmsten Fall fatale Folgen haben.

Ganz anders stellt sich auf den ersten Blick die Situation in Kletter- und Boulderhallen dar. Das Klettern in vergleichsweise geringer Höhe, an vorgegebene Routen und mit Haken und bunten Griffen in kurzen Abständen, vermittelt oft ein trügerisches Gefühl der Sicherheit. Matten am Boden, modernste Sicherungsgeräte und viele Menschen um einen herum - da kann doch nichts schief gehen. Aber es kann. Wenn auch nicht oft, so kommt es beim Sportklettern und Bouldern in Hallen doch immer wieder zu Unfällen, meist leichten, aber auch schwereren, manchmal gar tödlichen.

Das Klettern und Bouldern an künstlichen Routen boomt. Der Deutsche Alpenverein (DAV) schätzt die Zahl solcher Anlagen mit mehr als 100 Quadratmetern reiner Kletterfläche auf mittlerweile 500 in Deutschland. Und auch in der Schweiz sind es über 50 grössere Einrichtungen. Laut Unfallstatistik der DAV-Sicherheitsforschung landen pro Jahr in Deutschland rund 40 bis 50 Kletterer in Hallen so auf dem Boden, dass ein Notarzt erforderlich ist. Dazu kommen viele Bodenstürze, die nur deswegen glimpflich ausgehen, weil doch noch eine Bremswirkung durch Seilreibung gegeben war oder in letzter Sekunde eine Reaktion des Sichernden erfolgte. Ganz zu schweigen von den so genannten «Bodenlegern», nach denen sich der Betroffene humpelnd davonschleicht oder der Sichernde schamvoll mit verbrannten Händen das Weite sucht.

Aber welches sind denn die grössten Fehler, die man in den Kletterhallen begehen kann? Ganz oben steht die falsche Bedienung des Sicherungsgeräts, egal ob Tuber, Grigri oder eines der anderen zahlreichen Geräte. Weitere Fehler sind zu viel Schlappseil, das falsche Einbinden in den Gurt, das falsche Klippen oder der falsch gewählte Standort des Sichernden am Boden. 

Aus diesen Gründen achten seriöse Betreiber von Kletter- und Boulderhallen genau auf die Fähigkeiten und Kenntnisse ihrer Kunden und auf die mitgebrachte Ausrüstung. «Wir lassen uns bereits an der Kasse auf einem Sicherheitsformular bestätigen, ob es sich um einen Einsteiger oder einen erfahrenen Kletterer handelt», sagt beispielsweise Christian Metzger, Geschäftsführer der Kletterhalle 7 in Basel. «Neueinsteiger haben bei uns keine Berechtigung, zu sichern. Bei denen ist es Pflicht, dass noch jemand beim Sichern neben ihnen am Boden steht, jemand der Ahnung hat und erklären und kontrollieren kann.» Unerfahrenen und auch Familien bietet die Kletterhalle 7 Einsteiger- und Schnupperkurse an, in denen es in erster Linie ums Sichern und das richtige Einbinden geht. Ausserdem ist Aufsichtspersonal anwesend, das ein Auge auf die Sportler hat. Und noch eines. Corona, so lästig es für viele sein mag, hat für mehr Sicherheit gesorgt, zumindest in seiner Halle, sagt Metzger. «Die Gelegenheitskletterer, diejenigen, die mal dies und mal jenes an Sport ausprobieren, kommen kaum mehr. Regelmässig sind zur Zeit nur mehr die hier, die ohnehin oft klettern und bouldern gehen und Ahnung haben.»

Im DAV-Kletter- und Boulderzentrum Oberbayern Süd in Bad Tölz wird bei der Sicherheit auf das Prinzip der Eigenverantwortung gesetzt. «Und Gott sei Dank ist in den 17 Jahren, seit es uns gibt, noch nicht viel passiert», sagt Mitarbeiterin Moni Melf. «Die Kunden erkennen bei uns mit der Bezahlung an der Kasse die Benutzerordnung an.» Und diese besagt, dass nur Personen zur Nutzung der Anlagen berechtigt sind, die über «erforderlichen Kenntnisse und Erfahrungen der anzuwendenden Sicherungstechniken und -massnahmen verfügen».


Lese-Tipp: Egal ob Novize oder Fortgeschrittene, das Access-Book Nr. 1 Sichern in der Kletterhalle von Kletterspezialist Petzl fasst die grundlegenden Sicherungstechniken beim Klettern im Toprope oder im Vorstieg (Anseilen, Partnercheck, Handgriffe beim Sichern und Einhängen von Zwischensicherungen) zusammen und vermittelt sie in einfachen Erklärungen und hilfreichen Illustrationen. Das Handbuch kann auf der Webseite von Petzl kostenlos heruntergeladen werden.