Outdoor - Fotografieren: Mehr als nur zufällige Schnappschüsse
Outdoor - Fotografieren: Mehr als nur zufällige Schnappschüsse
 Datum: 15.04.2016  Text: Christian Penning 

Outdoor Abenteuer im Kasten – Fotografieren: Mehr als Nur zufällige Schnappschüsse

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Outdoor Abenteuer im Kasten – Fotografieren: Mehr als Nur zufällige Schnappschüsse
Einfach nur knipsen oder fotografieren? Was von unseren ­Outdoor-Abenteuern im Kopf hängen bleibt, ist auch eine Frage der Bilder, die Erinnerungen daran wachhalten. Gelungene Fotos sind keine Zauberei. Der Blick durch die Linse eröffnet ein kreatives Abenteuer. Bekannte Outdoor-Fotografen weisen den Weg durch die geheimnisvolle Bilderwelt.
Draussen zu sein, war für ihn schon als Kind das Höchste. Neugierig streifte er in jeder freien Minute durch die Natur, sammelte Insekten und Pflanzen. Er war 14 Jahre alt, als ihm sein Vater auf einer Urlaubsreise in den Yosemite Nationalpark eine etwas sperrige, rechteckige Box schenkte. Darin steckte ein Objektiv. Wenn er auf den Auslöser drückte, liess sich ein Film belichten, von dem man mit einigem Hokuspokus in der Dunkelkammer Bilder auf Papier zaubern konnte. Das Ding hiess «Brownie», stammte von Kodak – und war eine der ersten Kompaktkameras. Ansel Easton Adams war begeistert. Voller Leidenschaft begann er festzuhalten, was ihm draussen vor die Linse kam. Elf Jahre später kehrte er ins Yosemite Valley zurück. Es war der 17. April 1927. Ein herrlicher Frühlingstag in den Bergen. Ein strahlend blauer Himmel wölbte sich über den Felsdomen. Schmelzwasser zeichnete dunkle Streifen auf die Felswände. Der Tag, der Ansel Adams' Leben verändern sollte. Er wanderte mit seiner zukünftigen Frau Virginia und drei Freunden zum «Diving Board», einem Felsvorsprung mit imponierenden Blicken auf das Felsmassiv des legendären Half Dome. Im Rucksack schleppte er eine 40 Pfund schwere Kameraausrüstung mit sich – samt Plattenkamera, Filter und Holzstativ. Einige Aufnahmen misslangen. Schliesslich hatte Adams nur noch zwei Plat-ten übrig.  Darauf bannte er, wie er später sagte, «den grossartigsten Anblick, den die Sierra bietet» – das «Face of Half Dome». Augenblicke, die einen Meilenstein in der Outdoor-Fotografie markierten. Von seiner Exkursion brachte Adams eines seiner berühmtesten Bilder mit: «Monolith, The Face of Half Dome». Den Beginn der Bergfotografie aber hatten bereits 60 Jahre zuvor die Brüder Louis-Auguste und Auguste-Rosalie Bisson gesetzt. Im Juli 1861 waren sie zu einer Foto-Expedition auf den Mont Blanc aufgebrochen – mit 25 Trägern für Fotoapparate, Stative, Chemikalien und Zelten zur Plattenbehandlung. Ein Dreiviertel- jahrhundert nach den Bisson-Brüdern stieg Ansel Adams zu einem der prominentesten Outdoor-­Fotografen und Naturschützer Amerikas auf. Und er ist noch heute, 32 Jahre nach seinem Tod, eine Fotografen-Ikone.
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Die Magie des Moments festhalten

Was Adams vor fast 90 Jahren tat, war im Grunde nichts anderes als das, was uns  auch heute auf einer Bergtour, bei einem Paddelabenteuer, einer Alpenüberquerung oder einfach nur an einem stillen Abend vor der Hütte mit Blick auf das Gipfelmeer bewegt, auf den Auslöser von Smartphone-, Kompakt- oder Spiegelreflexkamera zu drücken. Die Idee, den Augenblick einzufrieren, die Magie des Moments festzuhalten. In der aktuell explodierenden Bilderflut, die sich durch Smartphones und Social-Media-Plattformen immer mehr wie ein digitaler Tsunami aufbaut, scheinen bisweilen selbst Meisterwerke wie die von Adams unterzugehen. 1,8 Milliarden Bilder wurden 2014 jeden Tag über soziale Netzwerke und Apps verbreitet, mittlerweile sind es sicher noch deutlich mehr. 2008 waren es lediglich rund ein Hundertstel davon. Doch wer innehält, der spürt, dass es immer noch Bilder gibt, die aus diesem «Gebrodel» herausragen wie ein majestätischer Fels in der Brandung. Weil sie Emotionen, Stimmungen projizieren, die uns berühren. Bilder, die uns packen. Bilder, die uns nicht mehr loslassen und sich länger in die Erinnerung einbrennen als andere. 

Ein bisschen etwas davon kann sich jeder abschauen –  für seine Fotos im Urlaub, am Wochenende oder auf der Feierabendtour. Klar, nicht jeder soll und will ein zweiter Ansel Adams werden. Dennoch, es lohnt sich, kurz zu reflektieren, ehe man drauflosschiesst – mit Serienbildfunktion, Autofokus und automatischer Szenenerkennung. 

Die technischen Voraussetzungen, gute Bilder zu machen, waren noch nie so gut wie heute – egal, ob Smartphone, Kompaktkamera oder sündteure Spiegelreflex.* Doch nutzen wir sie auch wirklich? Wer sich mit den Grundlagen der Fotografie vertraut macht, beginnt intuitiv genauer hinzusehen. Die Lust am qualitativen Fotografieren wächst – der Appetit auf Foto-Fastfood sinkt.

Grosse Erinnerungen wachhalten

Worum geht es uns beim Fotografieren eigentlich? Um Erinnerungen. Und die sind wertvoll. Was wir sind, was uns ausmacht, unsere Identität basiert zum grossen Teil auf Erinnerungen. Auf Bildern, die wir von uns und der Welt machen – ob im Kopf, in den Medien oder mit der eigenen Kamera. Daraus und aus den vielen anderen Sinneseindrücken, die wir tagtäglich konsumieren, verarbeitet, ordnet, bewertet und interpretiert unser Gehirn eine Art Collage. Diese Bilder verblassen in unserer Erinnerung oft schneller als auf Papier oder digitalen Datenträgern. Gedächtnisforscher haben festgestellt, dass das menschliche Gehirn keineswegs strukturiert ist wie ein historisches Archiv. Vielmehr ist es ein Lern-Organ und eines zur Alltagsbewältigung. Was überflüssig ist, fliegt raus. Das Gedächtnis behält vor allem die Höhepunkte: auf einer Bergtour nicht den langweiligen «Hatscher» auf dem Forstweg durchs Tal, sondern den Augenblick, in dem am Gipfel die Wolken aufreissen und die Sonnenstrahlen ein – tatsächlich – unvergessliches Panorama ausleuchten. Sich an besondere Augenblicke zu erinnern und sie zu teilen, gehört zu den grundlegenden sozialen Mustern des Menschen. So werden Bande geknüpft mit denen, die dabei waren oder die sich für ähnliche Erlebnisse und Abenteuer interessieren – und die eben auf die eine oder andere Weise auch davon lernen wollen. Fotografieren hilft also, Erinnerungen wachzuhalten.

Intensive Gefühle widerspiegeln

Was macht nun ein gutes Outdoor-Foto aus? Klassisch gesehen: der Blickwinkel, das Gespür für den Moment, das Licht, die Szenerie, die Darsteller, auch persönliche Stimmungen. «In einem optimalen Bild sind für mich als Fotograf all diese Punkte miteinander verbunden», sagt Christian Pfanzelt, Outdoor-­Fotograf aus Farchant bei Garmisch-Partenkirchen. Ein Foto kann dokumentieren, provozieren, Ästhetik widerspiegeln. Doch was fast alle guten Outdoor-Aufnahmen gemeinsam haben: Sie bilden intensive Gefühle ab, lösen Emotionen aus, senden bewegende Botschaften. «Sie müssen beim Betrachter etwas hinterlassen», sagt Thomas Senf aus Interlaken, einer der aktuell gefragtesten Bergsport-Fotografen der Schweiz. «Und es ist natürlich die grösste Freude, wenn man diese Gefühle mit seinen Bildern transportieren kann und die Augen des Betrachters zum Glänzen bringt.» 

Gute Vertreter ihres Fachs haben die Gabe, die Momente, in denen solche Botschaften entstehen, zu erspüren. Wer viel Zeit in der Natur verbringt oder mit der Sportart, die er im Bild festhalten will, tut sich dabei leichter. Ansel Adams verband eine lebenslange Faszination mit der Natur, er verbrachte einen Grossteil seines Lebens in Nationalparks und Indianerreservaten. Und auch heute weiss es Thomas Senf zu schätzen, dass die Natur ihn ebenso geprägt hat wie seine Bilder: «Am liebsten bin ich in schwierigen Wänden, an gefrorenen Wasserfällen in wilden Landschaften unterwegs. Dort,  wo der Mensch ganz klein wird im Verhältnis zu seiner Umgebung. Wo die Komfortzone aufhört und die alten Werte wie Kameradschaft, Zuverlässigkeit und Durchhaltewillen wieder an Bedeutung gewinnen.»
Ausrüstungsfrage
Was denn nun? Spiegelreflexkamera, spiegellose Systemkamera mit  Wechselobjektiven, Bridge Kamera mit festem Zoomobjektiv oder ­Kompaktkamera? Oder reicht gar ein Smartphone? Die wichtigsten ­Argumente im Überblick. 


Spiegelreflexkameras und spiegellose Systemkameras

Pro
grosser Bildsensor, hohe Bildqualität gute Autofokus-Systeme für bewegte Motive gut für bewegte Motive mit Serienbildfunktion hohe Auslösegeschwindigkeit bei hochwertigen Modellen relativ geringes Bildrauschen bei hohen ISO-Einstellungen extrem hohe Objektivqualität möglich grosse Auswahl an Zubehör viele Modelle auch sehr gut zumsemiprofessionellen Filmen geeignet

Contra
mit Wechselobjektiven schwer, grosser Platzbedarf im Rucksack in der Anschaffung meist relativ teuer Bildqualität auch stark von den Objektiven abhängig

 
Kompaktkameras 

Pro
geringes Gewicht, kleine Masse unterschiedliche Sensorqualität (die Sensorgrösse sollte mindestens 1 Zoll betragen; Sensortyp: MFT oder APS-C empfehlenswert) Serienbildfunktion unterschiedlich (mindestens 5 Bilder/Sekunde empfehlenswert)

Contra
eingeschränkte Brennweiten geringere Lichtempfindlichkeit geringere Objektivqualität reduzierte Auslösegeschwindigkeit 

 
Bridgekameras mit festem Zoom-Objektiv

Pro
guter Kompromiss aus Spiegelreflexkamera und Kompaktkamera handlich und praktisch für Reisen und Touren grosser Brennweitenbereich mit oft starkem Tele-Zoom

Contra
begrenzter Weitwinkelbereich im Vergleich zu Spiegelreflexkameras geringere Bildqualität im Vergleich zu hochwertigen Spiegelreflexkameras


Smartphones
Smartphones mit hochwertigen Fotofunktionen verdrängen zunehmend günstige Kompaktkameras mit Objektivaufsätzen sind sogar unterschiedliche Brennweiten möglich mit Aufsätzen wie der «DxO One» Kamera für Apple iPhones lassen sich sogar Einstellungen wie bei einer Spiegelreflexkamera vornehmen (www.dxo.com)

Den richtigen Moment erspüren

Ein gutes Foto ist nur selten ein Produkt des Zufalls. «Darauf kann ich mich nicht verlassen», sagt Christian Pfanzelt. Doch man kann den richtigen Moment herbeiführen. «Als Profis müssen wir das sogar», wirft er ein. Wichtig sind die richtige Zeit, der richtige Ort, die passenden Licht- und Wetterbedingungen, Models, wie sie sich am Berg, auf dem Bike oder auf dem Wasser bewegen. Und Geduld: Wenn mal wieder die Sonne hinter den Wolken steckt – oder wenn sie, um eine mystische Stimmung zu erzeugen, hinter Nebelschwaden verschwinden soll. «Dazu sind Erfahrung und Antizipation nötig», ergänzt Thomas Senf. «Nur in den allerwenigsten Momenten läuft einem der perfekte Schuss einfach so vor die Nase. Fast immer bedarf es einer mehr oder weniger grossen Vorbereitung, um den richtigen Moment zu erwischen. Dazu gehört natürlich, sich bewusst zu überlegen, was man eigentlich fotografieren möchte.» Und mit ein bisschen Glück kommt dann tatsächlich doch noch der Zufall zu Hilfe und zaubert unvorhergesehen besondere Stimmungen, einzigartige Situationen, wundervolle Begegnungen. «Manchmal komme ich wohl genau dann an einen Ort, wenn Gott sagt: Jetzt wär’s schön, wenn einer den Auslöser drücken würde», scherzte Ansel Adams einst in demütiger Dankbarkeit. 

Doch persönliche und göttliche Planung ist nur ein Teil. Den anderen bilden Spontaneität und Kreativität. Wenn die Traumtour mal sprichwörtlich ins Wasser fällt – sollte man gänzlich drauf verzichten? Wieso? Close-up-Shots von matschverschmierten Schuhen, von Wassertropfen, die aus den klatschnassen Haaren über die Stirn triefen, Momentaufnahmen von enttäuschten, ausgelaugten Kameraden können mitreissender sein als der hundertste Sonnenuntergang überm Berggrat. «Ein gutes Bild muss für mich möglichst authentisch und nicht gestellt sein», meint Kletterspezialist und -fotograf Rainer Eder. Bei Action-Fotos ist eine schnelle, routinierte Reaktion für die Person hinter der Kamera genauso wichtig wie für das Model vor der Linse. Fokussierung, Belichtung, Blende – alle wichtigen Einstellungen müssen passend justiert sein, um sich voll auf die Bewegung und das Motiv konzentrieren zu können. «Bruchteile von Sekunden entscheiden, ob das Bild auf dem Cover landet oder im Papierkorb», weiss Thomas Senf. Zum Beispiel bei dem bislang höchsten Basejump der Geschichte. Dabei sprang der Russe Valery Rozov von einem Felsvorsprung auf 7500 Metern Höhe am Everest. Der logistische Aufwand für die Expedition und der finanzielle Einsatz waren enorm. Für den entscheidenden Teil seines Fotojobs hatte Thomas Senf ganze ein bis zwei Sekunden Zeit. Ein zweiter Versuch: absolut ausgeschlossen!

Den richtigen Standpunkt finden

Genauso wichtig wie Schnelligkeit ist Flexibilität. Bilder aus Augenhöhe, direkt auf dem Weg aufgenommen, können reizvoll sein, sind oft aber auch sehr langweilig. Deshalb ist es für erfahrene Fotografen ganz selbstverständlich, ungewöhnliche Standpunkte einzunehmen: Perspektiven von weit oben, von tief unten, vom Gegenhang, aus dem Gebüsch heraus erzeugen Spannung. Dazu ist es natürlich hilfreich, sich selbst im Fels, am Berg, im Wildwasser sicher bewegen zu können. Wer den Sport, den er fotografiert, selbst beherrscht, tut sich nicht nur leichter, die passenden Momente zu antizipieren, sondern findet auch leichter interessante Blickwinkel. Dabei lohnt es sich, mit einem Auge die Umgebung im Blick zu behalten. Schon mancher Blumenliebhaber wurde von einem Gewitter überrascht, weil er auf der Alpwiese völlig in den Mikrokosmos der Makrofotografie blühender Edelweisse versunken war. «Die grösste Gefahr ist, sich hinter der Kamera zu vergessen», weiss Thomas Senf. Noch ein Schritt nach hinten, schnell auf einem Felsband queren – schon steht man bedrohlich nahe am Abgrund. Der Blick durch die Kamera darf einen nie vergessen lassen, wo man sich gerade befindet.» 

Outdoor zu fotografieren ist eben ein Abenteuer – genau wie eine Trekkingtour, eine Hochtour, ein Transalp-Ritt mit dem Mountainbike. Um die spannendsten Momente nicht zu verpassen, lohnt es sich, die Kamera möglichst griffbereit zu haben. Tief im Rucksack macht auch die beste Spiegelreflexkamera mit sündteuren Objektiven keine guten Bilder. «Jeder Moment ist einzigartig ... und kommt selten zweimal im Leben», mahnt Christian Pfanzelt augenzwinkernd. Das dachte sich wohl auch Ansel Adams am 17. April 1927. Ein anderes seiner Bilder, «The Tetons and the Snake River», wurde auserwählt als eine von 115 Bilddateien, die sich auf den Datenplatten an Bord der interstellaren Raumsonden Voyager 1 und Voyager 2 befinden. Vielleicht teilt Ansel Adams jenen magischen Augenblick in der Berglandschaft Wyomings eines Tages sogar mit Ausserirdischen und nicht nur mit den Besuchern im «Center for Creative Photography» in Tucson, Arizona. Damit hätte er nicht nur einen grossartigen Moment in der Natur auf faszinierende Weise eingefangen.
Er hätte die Menschheit auch auf die nächste Stufe der sozialen Kommunikation gestellt und etwas für die Ewigkeit geschaffen.
Outdoor - Fotografieren: Mehr als nur zufällige Schnappschüsse
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KreativitätsTraining

«Es gibt nur eine Regel in der Fotografie: Entwickle niemals einen Film in Hühnchensuppe», doziert der kanadische Fotograf und Fachbuchautor Freeman Patterson. Sprich: Fotografieren ist zwar ein Handwerk, dessen grundlegende Techniken man beherrschen sollte. Doch wann und wie man welche Techniken anwendet, ob man sie isoliert einsetzt oder miteinander kombiniert, bleibt jedem selbst überlassen. Wir haben führende Outdoor-Fotografen befragt und stellen einige Techniken und Inspirationsmöglichkeiten für das kreative Spiel mit der Kamera vor.

Technische Grundlagen

Egal, ob Kompaktkamera oder Spiegelreflex – machen Sie sich mit der Bedienung Ihrer Kamera und ihren Möglichkeiten vertraut. Erst wenn Sie die Kamera quasi blind beherrschen, ohne lange zu überlegen, an welchem Knopf Sie drehen oder drücken müssen, können Sie Ihr Instrument wirklich kreativ spielen.
BLENDE
Lichtregler 1: Mit der Blende lässt sich die Lichtmenge regulieren, die auf den Sensor der Kamera fällt. Kleine Blendenzahlen (2.8) bedeuten eine grosse Öffnung, grosse Blendenzahlen (22) eine kleine mit wenig Licht. Die Blende beeinflusst die Tiefenschärfe.

BELICHTUNGSZEIT
Lichtregler 2: Die Belichtungs- oder Verschlusszeit gibt an, wie lange Licht auf den Bildsensor der Kamera fällt. Bei langen Belichtungszeiten besteht die Gefahr von Verwacklungen durch eine Bewegung der Kamera oder des Motivs. Lange Belichtungszeiten lassen sich aber auch kreativ nutzen, um Bewegungen dynamisch einzufangen. Kurze Verschlusszeiten frieren Bewegungen ein.

ISO-EINSTELLUNG 
Lichtregler 3: Der ISO-Wert gibt die Lichtempfindlichkeit des Bildsensors wieder. Bei schlechten Lichtverhältnissen empfiehlt es sich, den ISO-Wert zu erhöhen, um zu lange Belichtungszeiten zu vermeiden (Verwacklungsgefahr). Hohe ISO-Werte können je nach Qualität der Kamera allerdings zu einer schlechteren Bildqualität («Bildrauschen») führen.

BRENNWEITE
Tele oder Weitwinkel? Die Brennweite gibt den Bildwinkel wieder. Kleine Brennweiten (< 35 mm) stehen für weitwinklige Aufnahmen, grosse Brennweiten für Teleaufnahmen. Letztere holen wie ein Fernglas das Motiv näher ran.
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200mm 1/800 Sek f/8 ISO 200
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16mm 1/1250 Sek f/8 ISO 200
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14mm 1/2000 Sek f/5,3 ISO 320

Bildgestaltung

BILDAUFBAU – ENTWICKELN SIE EINE IDEE
Eine klare Idee ist wie bei allen Projekten auch beim Fotografieren von Vorteil. Was möchten Sie mit dem Bild aussagen? Für eine harmonische Bildaufteilung ist der Goldene Schnitt nach wie vor eine sinnvolle Grundregel – die natürlich auch bewusst gebrochen werden darf, wie jede Regel. Will man Überraschungen erzeugen, muss man häufig sogar Regeln brechen. Es lohnt sich, gute Bilder bewusst zu studieren, weshalb sie genau diese oder jene Wirkung erzielen. Machen Sie sich Gedanken über Location und Wetter. Spielen Sie vor oder während der Tour schon mal im Geiste durch, welche Möglichkeiten sich für Fotos ergeben könnten. Arbeiten Sie bewusst mit Vorder- und Hintergrund. Ein unscharfer Vordergrund mit Gräsern oder Zweigen gibt dem Bild Tiefe. Machen Sie sich Gedanken über das passende Format. Bringt ein Hochformat das Motiv besser zur Geltung oder ein Querformat?

LICHT – LASSEN SIE IHRE BILDER LEUCHTEN
Tages- und Jahreszeit sowie Lichtverhältnisse stehen in einem engen Zusammenhang. Fast immer ist am Morgen und Abend das Licht am schönsten und modelliert Formen und Farben wie sonst selten. Im Winter, bei tief stehender Sonne, dauert diese Periode in unseren Breiten fast den ganzen Tag. Im Sommer ist sie viel kürzer. Steht die Sonne hoch, wird das Licht hart und steil, Gesichter, Felsen und Wälder bekommen einen grauen, schattigen Touch. Früh aufzustehen und spät zu Abend essen, ist der Preis für viele gelungene Fotos. Reizvoll sein können aber auch Nebelschwaden oder ein aufziehendes Gewitter. Und Langzeitbelichtungen mit leuchtendem Sternenhimmel (Stativ und Fernauslöser nicht vergessen) sind immer ein Hingucker. Gegenlichtaufnahmen wirken bei automatischer Belichtung zwar oft unterbelichtet. Doch dagegen gibt es ein einfaches Rezept: Experimentieren Sie mit unterschiedlichen Belichtungen und verwenden Sie Weitwinkelobjektive.

BLICKWINKEL – SEINEN SIE EIN ABENTEUER
Nur selten wird es spannend, wenn man bequem auf dem Wanderweg steht und die Kamera vor die Nase hält. Hier gilt es zu experimentieren. Hinter Moosbärte kriechen, die von Ästen hängen, die Nase in den Dreck legen oder auch mal auf einen Felsblock klettern, um die Szene aus der Vogelperspektive einzufangen. Nicht alles funktioniert, schon gar nicht auf Anhieb. Doch mit etwas Erfahrung gelingt es, mögliche Bilder und Perspektiven im Kopf entstehen zu lassen und sie dann im Gelände umzusetzen. Seien Sie neugierig und erkunden Sie ungewohntes Terrain. Gehen sie mit Teleobjektiven nah heran. Sorgen Sie mit Detailbildern für Abwechslung. Oder nutzen Sie Weitwinkelobjektive, um die majestätische Grösse von Felswänden einzufangen, grossartige Panoramaaufnahmen zu machen oder Gegenlichtaufnahmen mit beeindruckenden Sonnensternen. Halten Sie die Kamera nicht immer nur gerade – schräge Perspektiven können Spannung und Bildwitz erzeugen. Nutzen Sie ein Zoomobjektiv, so können Sie mit unterschiedlichen Bildausschnitten experimentieren. Und insgesamt wird das Fotografieren so selbst zu einem Abenteuer ...

TIEFENSCHÄRFE – EUZEUGEN SIE RÄUMLICHE PERSPEKTIVE
Die Tiefenschärfe lässt sich über die Blende regeln. Mit geöffneter Blende (kleine Blendenwerte) lassen sich Teile des Motivs scharf darstellen, während andere im unscharfen Hintergrund oder unscharfen Vordergrund verschwimmen. So legen Sie im wahrsten Sinnen den Fokus auf etwas. Bei Panoramaaufnahmen dagegen ist oft eine grosse Tiefenschärfe erwünscht. Vom Bach im Vordergrund bis zur Bergspitze im Hintergrund soll alles knackig scharf sein. Hier wählt man eine möglichst grosse Blendenzahl.
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... UND ACTION! – BRINGEN SIE BEWEGUNG IN DIE BILDER
Ihnen sind bereits einige ansprechende Landschaftsaufnahmen und Porträts gelungen? Dann geben Sie jetzt Gas! Halten Sie Ihre Freunde beim Outdoor-Sport in voller Dynamik und Geschwindigkeit fest: superscharf durch möglichst kurze Belichtungszeiten (1/500 und kürzer); oder erzeugen Sie mithilfe langer Belichtungszeiten eine gezielte Bewegungsunschärfe. Mit einem Blitz können Sie eine solche Szene sogar «einfrieren» und brillante Effekte erzielen. Ebenso «besonders» sind Mitzieher: Je nach Geschwindigkeit des Sportlers arbeiten Sie mit relativ kurzen Belichtungszeiten von 1/30 oder 1/60 Sekunde und schwenken die Kamera mit dem Sportler mit. Ergebnis: Der Sportler ist scharf, der Hintergrund bekommt einen beeindruckenden Wischeffekt. Auch Profis gelingt das nicht immer auf Anhieb. Aber probieren Sie es aus, Sie werden stolz sein auf Ihren ersten gelungenen Mitzieher! Auch vermeintlich statischen Landschaftsbildern können Sie Bewegung einhauchen. An einem Bach zum Beispiel montieren Sie die Kamera auf einem Stativ und stellen eine kurze Belichtungszeit (länger als 1/30 Sekunde) ein. So wird der gurgelnde Wasserlauf zum bewegten Element, während die Landschaft aussenrum erstarrt. Das Ganze funktioniert natürlich auch mit Wanderern, Bikern oder Tieren.

EMOTIONEN – FOKUSSIEREN SIE SICH AUF DAS GESICHT
Schau’ mir in die Augen, Kleines! Triumph, Anspannung, Schmerz, Siegestaumel, Niedergeschlagenheit: Alles das lässt sich in den Augen der Sportler entdecken. Diese Emotionen gilt es einzufangen. Sie hauchen dem Bild Leben ein, geben Persönlichkeit. Gehen Sie ruhig auch mal ganz nahe ran, stellen Sie auf die Augen scharf – egal, ob während der Action, bei der Vorbereitung oder erschöpft nach der Tour oder auf dem Gipfel. 

BEWEGUNGEN  – KONZENTRIEREN SIE SICH!
Um bei Sportaufnahmen tatsächlich im entscheidenden Moment auf den Auslöser zu drücken, ist es nützlich, wenn man den Sport selbst betreibt und Bewegungsabläufen und ihrem Rhythmus intuitiv folgen kann. Bewegungen lassen sich so leichter antizipieren, und man weiss, wann der Augenblick für die beste Action gekommen ist. So gelingt es, den Höhepunkt der Szene treffsicher festzuhalten. Um auf Nummer sicher zu gehen, ist eine Kamera mit schnellem Autofokus hilfreich. Ähnlich verhält es sich bei der Tierfotografie: Je mehr Sie die Verhaltensweisen der Tiere studieren, desto grösser sind die Erfolgsaussichten auf eine Fototrophäe von Murmeltier, Steinbock, Biber und Co.

LOSSCHIESSEN – SEIEN SIE BEREIT!
Auch wenn gute Bilder in der Regel kein Zufall sind – viele Motive, Stimmungen, Begegnungen entwickeln sich unvermutet. Deshalb ist es von Vorteil, die Kamera griffbereit zu haben und nicht tief unten im Rucksack zu verstauen. Hin und wieder allerdings lohnt es sich auch, ohne Kamera loszuziehen, bewusst den Blick durch den Sucher abzulegen und offen zu sein für neue Perspektiven.  

NACHBEARBEITUNG – FOTOGRAFIEREN SIE IM RAW-FORMAT
Holen Sie in der Nachbearbeitung am Computer noch mehr aus Ihren Bildern heraus. Stellen Sie beim Fotografieren die Bildqualität Ihrer Kamera auf «Raw». Das erfordert zwar eine digitale Entwicklung mithilfe sogenannter Raw-Converter oder weiterer Bildbearbeitungssoftware, Sie können damit aber noch mehr an Dynamik, Kontrast und Farben aus Ihrem Bild herausholen und Belichtungen besser korrigieren. Ausserdem lässt sich so zum Beispiel nachträglich Dunst aus den Bildern filtern oder die Bildatmosphäre aufwärmen. Haben Sie erst mal die Grundlagen der digitalen Bildbearbeitung entdeckt, werden Sie merken, dass sich dahinter ein ebenso grosses, kreatives Feld verbirgt wie das der Fotografie selbst. 

AUSSCHUSS RISKIEREN – SEIEN SIE EXPERIMENTIERFREUDIG!
«Zwölf gute Fotos in einem Jahr sind eine gute Ausbeute», hat Meisterfotograf Ansel Adams einmal gesagt. Spielen Sie! Seien Sie kreativ! Und lassen Sie sich vor allem nicht entmutigen, wenn etwas nicht klappt – auch grosse Fotografen produzieren Ausschuss. Wenn der nicht durch gedankenloses Herumknipsen entsteht, sondern durch risikofreudiges Experimentieren, ist das durchaus in Ordnung. Sie werden daraus lernen.
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