Kletterausrüstung: Welches Equipment brauche ich zum Klettern und Bouldern?
Kletterausrüstung: Welches Equipment brauche ich zum Klettern und Bouldern?
 Datum: 04.06.2024  Text: Outdoor Guide Redaktion  Fotos: 2022 Petzl Distribution - Marc Daviet 

Kletterausrüstung: Welches Equipment brauche ich zum Klettern und Bouldern?

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Kletterausrüstung: Welches Equipment brauche ich zum Klettern und Bouldern?

Du möchtest gerne Bouldern oder Klettern ausprobieren? Du bist nicht sicher, welches Kletterequipment du benötigst, um schnellstmöglich und ohne immense Unkosten an den Felsen zu kommen? Wir erklären in diesem Artikel, welche Kletterausrüstung unumgänglich ist und wie man mit wenig Material direkt loslegen kann. 

1.   Kletterschuhe

Ohne Kletterschuhe geht gar nichts. Egal ob Klettern am Fels oder Bouldern in der Halle – in allen Fällen benötigst du das passende Schuhwerk. Kletterschuhe unterscheiden sich durch die Sohle aus extrem reibungsstarkem Gummi und die enge Form auch signifikant von „normalen“ Strassenschuhen, Zustiegsschuhen oder sonstigen Sportschuhen. Leider ist auch die Auswahl der Kletterschuhe gerade für Anfänger nicht ganz einfach. Das betrifft das richtige Modell und vor allem die richtige Grösse. Um hier ein wenig Licht ins Dunkel zu bringen, haben wir einen Artikel mit allen wichtigen Infos zu Kletterschuhen geschrieben. 

Wenn du zum ersten Mal in eine Kletter- oder Boulderhalle gehst, gibt es sicherlich Leihschuhe für die ersten Versuche in der Vertikalen. Wenn man jedoch öfters unterwegs ist, sollte man sich unbedingt eigene Schuhe anschaffen. Die passen dann ordentlich und man muss sich keine Sorgen um unhygienische Kletterschuhe machen. 

Hier geht es zu unserem Kletterschuh-Test.

2.    Brauche ich einen Chalkbag?

Auch wenn manche Hardcore-Traditionalisten dem Gebrauch von Chalk abschwören: Es hat sich in der Kletterszene doch durchgesetzt, dass man Magnesiumpulver verwendet, um die Hände trocken und schweissfrei zu halten. Zur Aufbewahrung des Pulvers gibt es sogenannte Chalkbags. Entweder zum Umbinden um die Hüfte, oder als grosse „stand-alone“ Variante beim Bouldern. Die Auswahl ist gross, Designs noch vielfältiger – falsch machen kann man hier nicht wirklich etwas. 

Bouldern
Hat man mal ein paar Kletterschuhe und einen Chalkbag parat, dann kann es zumindest in der Boulderhalle auch schon direkt losgehen – hier braucht man nämlich keine weitere Ausrüstung!

3.    Welcher Klettergurt passt zu meinem Einsatzzweck?

Willst du nicht nur in Absprunghöhe schwere Züge machen, sondern auch in die Höhe klettern, so ist ein Klettergurt unabdingbar. Auch hier ist die Auswahl sehr gross: abhängig vom Einsatzbereich gibt es unzählige Varianten an Klettergurten. Sinnvoll ist es, sich zuerst ein paar Gedanken zu machen, was man ungefähr vorhat: eher Sportklettern in der Halle oder lieber Alpinklettern oder Klettersteige in den Bergen? Je nachdem ist dann der Hängekomfort oder das Gewicht ausschlaggebender für das passende Modell. Zum Einstieg muss es sicher nicht der teuerste Non-plus-ultra-Klettergurt sein, aber v.a. der Hängekomfort (also der Komfort, wenn man unter Last im Gurt hängt) sollte einigermassen passen. Sportläden haben oft die Möglichkeit, dass man einen Gurt anprobieren und sich auch mal hineinhängen kann. Für Einsteiger empfehlenswert ist beispielsweise der Petzl Corax LT.

Eine grosse Auswahl an getesteten Klettergurten findest du hier.

Nice to know

Oftmals wird vor allem Einsteigern ein Gurt mit verstellbaren Beinschlaufen empfohlen. Das Argument ist hierbei, dass man den Gurt dann in den Bergen mit dicker Hochtourenhose, aber auch in der Halle mit dünnen Shorts tragen kann. Tatsächlich ist dies unseres Erachtens ziemlicher Humbug. Klettergurte mit verstellbaren Beinschlaufen machen lediglich im Verleih Sinn. Wenn man einen Klettergurt in der passenden Grösse gefunden hat, machen die wenigen Millimeter Materialstärke einer Hose einen nur unwesentlichen Unterschied beim Beindurchmesser. Zudem haben die meisten modernen Sitzgurte ein Elastikelement in den Beinschlaufen integriert, um solche Durchmesserunterschiede innerhalb eines gewissen Bereiches auszugleichen – vorausgesetzt natürlich, er passt! Sitzgurte mit nicht verstellbaren Beinschlaufen haben zudem oft einen deutlich höheren Trage- und Hängekomfort als solche mit zusätzlichen Verstellschnallen. 

Kletterausrüstung: Welches Equipment brauche ich zum Klettern und Bouldern?
Kletterausrüstung: Welches Equipment brauche ich zum Klettern und Bouldern?

Klettergurte unterscheiden sich in Gewicht, Komfort und Einstellmöglichkeit. Leichte Sportklettergurte verfügen ausserdem oftmals über weniger Materialschlaufen.
© 2022 Petzl Distribution - Marc Daviet

4.    Welche Sicherungsgeräte gibt es? 

Ein Sicherungsgerät ist notwendig, um den Kletterpartner mittels eines Seils in der Wand zu halten – d.h. bei einem Sturz aufzufangen oder nach der Tour abzulassen. Auch zum Abseilen wird dieser Ausrüstungsgegenstand verwendet. Das Sicherungsgerät überträgt die Sturzenergie des Kletterers über das Seil auf den Klettergurt des Sicherers. Zudem verstärkt es die Bremskraft, die der Sicherer mit der Hand auf das Seil ausüben kann, und erleichtert so das Festhalten des dünnen Kletterseils. 

Auch hier gibt Varianten (halbautomatische oder manuelle Sicherungsgeräte seien an dieser Stelle erwähnt), die je nach Einsatzbereich sinnvoll oder weniger sinnvoll sind. Das Sicherungsgerät muss einerseits auf den Anwendungsbereich (Sportklettern / Alpinklettern), aber auch auf das Seil (Typ, Durchmesser) und den Kletterer (Gewicht, Können) ausgerichtet sein. Viele Sicherungsgeräte beim Sportklettern funktionieren beispielsweise nur mit einem Einfachseil, bei alpinen Touren mit Halbseiltechnik muss man wiederum auf anderes Equipment zurückgreifen. 

Für Anfänger empfehlenswert sind entweder sogenannte Autotuber oder halbautomatische Sicherungsgeräte. In beiden Fällen sind Sicherheitsfunktionen integriert, um eine gewisse Resilienz gegenüber Sicherungsfehlern zu schaffen. Beim Sicherungsgerät sollte man auch nicht unbedingt jeden Euro umdrehen, sondern das Gerät kaufen, mit welchem man bereits nach einem Kletterkurs vertraut ist oder umgehen kann.

Um das Sicherungsgerät am Klettergurt zu befestigen, ist zudem ein Karabiner mit Verschlusssicherung notwendig. Je nach Sicherungsgerät ist ein HMS-Karabiner mit der grossen Rundung am oberen Ende wichtig. Unabdingbar ist, dass der Karabiner mindestens mit einem Schraubverschluss, besser noch mit einem Triple-Lock Verschluss gegen unbeabsichtigtes Öffnen gesichert werden kann. 

Unsere getesten Sicherungsmittel findest du hier.

wichtig

Der richtige Umgang mit dem Sicherungsgerät bzw. der gesamten Sicherheitsausrüstung will und muss geübt sein. Man sollte sich immer vor Augen halten, dass im Falle eines Absturzes Lebensgefahr droht. Vor allem für Kletterneulinge ist es unbedingt ratsam, einen Kletterkurs zu besuchen, in dem der richtige Umgang mit der Sicherheitsausrüstung gelehrt wird – bevor man eigenständig loszieht. 

Kletterausrüstung: Welches Equipment brauche ich zum Klettern und Bouldern?
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Der Umgang mit deinem Sicherungsgerät muss geübt sein. Die verschiedenen Geräte erfordern teils unterschiedliche Bedienung. 
© 2022 Petzl Distribution - Marc Daviet

5.    Welches Kletterseil ist das richtige für mich?

Auch dieser Ausrüstungsgegenstand ist unabkömmlich, wenn man sich sicher in der Vertikalen bewegen will. Der grosse Vorteil hierbei ist: es benötigt nur ein Seil pro Seilschaft, d.h. man kann sich hier mit seinen Kollegen zusammenschliessen oder ggf. anfangs auch einer Gruppe anschliessen, die bereits ein Seil verfügbar hat. 

Beim Klettern werden fast ausschliesslich dynamische Seile verwendet. Unterschieden wird in Zwillingsseile, Halbseile und Einfachseile. Die ersten beiden werden eigentlich nur beim Alpinklettern bzw. in Mehrseillängentouren eingesetzt. Es gibt auch keine wirklich sinnvolle Variante, dass Seile gleichermassen als Einfach- und Halbseile eingesetzt werden, auch wenn sehr dünne Einfachseile oft sowohl als Halb-, Zwillings- und Einfangseil zugelassen werden. Demnach wird die Auswahl beim Sportklettern, egal ob Halle oder Fels, immer auf ein Einfachseil fallen.

Bzgl. des Durchmessers muss man meist einen Kompromiss aus Robustheit und Gewicht eingehen. Übliche Durchmesser für ein Einfachseil bewegen sich heutzutage zwischen 9 mm und 10 mm, mit seltenen Ausreissern nach oben und unten. Ganz pauschal kann man sagen, dass dickere Seile in der Regel auch robuster, d.h. langlebiger sind. Trotzdem sind mit der heutigen Technik in der Herstellung auch die dünnen Einfachseile sehr langlebig. Oft entscheidet die Behandlung des Seils, also die Imprägnierung, darüber, wie schnell ein Seil Schmutz oder Wasser aufnimmt und verschleisst. Auch wenn es demnach im Produktnamen oft so klingt, als ob die hochwertig ausgestatteten Seile (vielmals als „Pro“ oder ähnliches bezeichnet) nur für ambitionierte oder gar professionielle Kletterer gedacht sind, kann sich die extra Investition vielmals lohnen, da die entsprechenden Seile einfach länger halten. An dieser Stelle würden wir für Anfänger ein Einfachseil im gesunden Mittelmass von 9.5 mm empfehlen – je nach Länge auch etwas dünner oder dicker. 

Im gleichen Atemzug wird oft nach der notwendigen Länge eines Seiles gefragt: reichen 50 m oder muss es gleich ein 80 m langes Seil mit den entsprechenden Anschaffungskosten sein? Auch hier gilt: Je nach Anwendungsbereich definiert sich die Seillänge. Ganz allgemein gehalten: Rechne die maximale Länge einer Route, die du im Klettergarten bewältigen willst, multipliziere sie mit 2 und du hast die notwendige Seillänge. Für fast alle Kletterhallen sind 50 m lange Seile mehr als ausreichend. Im Klettergarten am Felsen sind 60 m oder 70 m empfehlenswert, je nach Länge der Touren. Nur in Ausnahmefällen sind Touren länger als 35 m und man benötigt 80 m oder gar 100 m lange Seile. Zu unseren getesteten Kletterseilen geht es hier.

Tipp
Vor allem wenn es in den Kletterurlaub geht, informiere dich vor der Reise, wie lang die Seillängen im Zielgebiet sind. Je nach Destination kann hier anderes Equipment gefordert sein als in deinem lokalen Klettergebiet zu Hause.

Praxistipp
Beim Kletterseil verschleissen die Seilenden zuerst. Wenn dein Kletterseil lang genug ist, kann man verschlissene Enden abschneiden und so ein Kletterseil länger verwenden. Auch dies kann eine Überlegung sein, warum vllt. ein 70m Seil doch sinnvoller ist als nur 60m. 

Das Seil ist eines der wichtigsten Ausrüstungsgegenstände beim Klettern. Spätestens wenn du 25m über dem Boden hängst wirst du merken, wie notwendig das Vertrauen ins Material (aber natürlich auch deinen Sicherungspartner) ist. Beim Seil demnach unbedingt (wie für alle andere Sicherungsausrüstung auch) auf die korrekte Pflege und Lagerung (Kühl, trocken, UV-geschützt) achten. Beim Klettern hilft ein Seilsack, den Schmutz fern zu halten. Selbstverständlich dürfen nie Seile verwendet werden, die nicht als Kletterseil zugelassen und zertifiziert sind. Dies erkennt ihr an der Banderole, welche in der Regel am Seilende angebracht ist, und Informationen zu diesem spezifischen Seil enthält (Typ, Durchmesser, Länge, Norm, Seriennummer, Produktionsjahr).

Klettern in der Kletterhalle
Auch an dieser Stelle wollen wir ein Zwischenfazit ziehen: Wer ausschliesslich an künstlichen Kletteranlagen unterwegs ist, benötigt keine weitere Ausrüstung mehr. Bewaffnet mit Kletterschuhen, Klettergurt, Seil und Sicherungsgerät hat man alles Notwendige beisammen, um sicher in der Vertikalen unterwegs zu sein. 

Kletterausrüstung: Welches Equipment brauche ich zum Klettern und Bouldern?
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Um das Seil vor Schmutz und Beschädigungen zu schützen und den Transport zu erleichtern, sollte das Seil nach der Verwendung ordentlich aufgenommen werden. 
© 2022 Petzl Distribution - Marc Daviet

6.    Was sind Expressschlingen und wie wählt man die Richtigen?

Als Expressschlingen werden ein Paar Karabiner bezeichnet, welche mit einer kurzen Bandschlinge verbunden sind. Mit Expressschlingen wird das Seil in den Haken (oder ein mobiles Sicherungsmittel) eingehängt. Meist ist der hakenseitige Karabiner mit einem geraden Schnapper ausgestattet, während der seilseitige Karabiner einen gekrümmten Schnapper aufweist. Dies ermöglicht ein ergonomisches Klippen des Seils. Ebenfalls gibt es Karabiner mit massivem Schnapper aus Aluminium, sowie andere mit einem Drahtschnapper. Ob Drahtschnapper oder massiver Schnapper, ist oft eine Frage des persönlichen Gustos. Fakt ist, dass Drahtschnapper leichter sind, und sich so pro Karabiner ein paar Gramm einsparen lassen. Gerade in alpinen Touren, wo es auf jedes Gramm des mitgeführten Gewichts ankommt, ein schlagendes Argument. 

Für Anfänger kommt es nicht unbedingt auf das geringste Gewicht an. Eher sollte man bei Karabinern einen Blick auf die Festigkeitswerte werfen. Diese werden in kN (1kN entspricht ca. 100kg) angegeben und geben an, welche Kraft der Karabiner mindestens aushält, bevor er bricht. Auf Karabinern werden drei verschiedene Werte angegeben: Belastung längs geschlossen, längs mit offenem Schnapper und in Querrichtung. Da die Belastung mit geschlossenem Schnapper immer deutlich über sämtlichen Belastungen liegt, kann man vernachlässigen, ob ein Karabiner 22kN oder 28kN aushält. Die Werte bei offenem Schnapper oder unter Querbelastung sind interessanter, da es zwar nur um Ausnahmefälle in Extremsituationen geht, hier aber manche Karabiner durchaus auch an die Belastungsgrenze kommen. So gut wie allen Unfällen, bei denen ein Karabiner versagt hat, lag eine Schnapper-Offen-Belastung, Querbelastung, Kantenbelastung oder einer Kombination dieser Fälle zugrunde. Die Mindestanforderung laut Norm liegt hier bei jeweils 7 kN , typisch für Sportkletterkarabiner sind 7-9kN in beiden Belastungsfällen. Mehr Infos zu Bruchlasten von Karabinern gibt es beispielsweise hier.

Worauf man beim Karabiner ebenfalls achten sollte, ist die Nase. Dort greift der Schnapper in den Karabiner. Vor allem günstige Modelle, aber auch Karabiner mit Drahtschnapper weisen hier eine Kerbe auf, um einen Formschluss zu erzielen. Bei Karabinern mit massivem Schnapper ist dies nicht mehr state of the art, primär aufgrund ergonomischer Nachteile. 

Die Expressschlinge, welche die beiden Karabiner verbindet, ist oft in unterschiedlichen Stärken und Längen ausgeführt. Je nach persönlicher Präferenz kann man wählen: dünne Schlingen sind minimal leichter, an dickeren Schlingen kann man sich leichter festhalten. Bzgl. der Länge setzen sich vermehrt mittellange Expressschlingen mit ca. 16 cm Länge durch, da durch die etwas längere Schlinge der Seilverlauf beim Klettern begradigt wird.

Je nach Länge der Kletterrouten sind meist zehn bis 15 Expressschlingen ausreichend. Auch hier gilt, dass man pro Seilschaft nur einen Satz benötigt, die Investition also gut zwischen Kollegen aufteilen kann. Wir empfehlen als Standardausrüstung pro Kopf einen Satz von zehn Expressschlingen, davon eventuell zwei Stück mit einer etwas längeren Schlinge (20 bis 25 cm), um Knicke im Seilverlauf besser auszugleichen.  

Kletterausrüstung: Welches Equipment brauche ich zum Klettern und Bouldern?
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Tipp: Verteile die Expressschlingen auf die Materialschlaufen. So kannst du je nach Situation mit der linken oder rechten Hand clippen.
© 2022 Petzl Distribution - Marc Daviet

7.    Sicher klettern mit Steinschlaghelm

Der Steinschlaghelm ist dann relevant, wenn man sich in exponierten Gegenden aufhält. Ein Kletterhelm wird oft auch explizit als Steinschlaghelm bezeichnet, da sein primärer Zweck der Schutz vor herabfallenden Steinen ist. Dies ist auch in der Norm entsprechend abgebildet. Heutzutage bekommt aber auch immer mehr der sogenannte Aufprallschutz Relevanz, d.h. der Schutz des Kopfes, wenn man ungünstig stürzt und mit dem Kopf irgendwo anschlägt. 

Entsprechend der obigen Definition ist in der Kletterhalle ein Steinschlaghelm nicht notwendig. Auch in den meisten Klettergärten wird verbreitet ohne Helm geklettert. Es liegt hier aber in der Verantwortung des Kletterers zu entscheiden, ob er die Unbequemlichkeit eines Helmes zu Gunsten einer etwas höheren Sicherheit auf sich nehmen will. Ein Kletterführer gibt oft auch Informationen, ob in einem spezifischen Klettergebiet das Tragen eines Helmes empfehlenswert ist. 

Spätestens im alpinen Gelände kommt man um einen Helm nicht mehr herum. Hier besteht eine latente Gefahr an herabfallenden Steinen, sei es durch Kletterer oder Tiere, die sich im Gelände oberhalb bewegen, oder auch einfach nur loses Geröll dass sich durch Schwerkraft, Temperatur oder Wind löst. 

Bei den Kletterhelmen gibt es unterschiedliche Technologien – angefangen von sogenannten Inmold-Helmen, bestehend aus fast reinem Schaumstoff, über Hybridhelme (Kombination aus harter Schale mit innenliegendem Schaumstoff zur Dämpfung) bis hin zu klassischen Hardshell-Helmen, die nur aus einer harten Kunststoffschale bestehen. Der Vorteil von Inmold-Helmen ist ganz klar das geringe Gewicht, unter der jedoch auch die Robustheit leidet. Problematisch kann beispielsweise der Transport im Flugzeuggepäck sein, der einen Schaumstoff-Helm zum Brechen bringt. Hybrid-Helme bieten hier deutlich mehr Robustheit durch die harte Schale um den gesamten Helm. Reine Hardshell-Helme ohne eine Schaumstoffpolsterung im Inneren gibt es heutzutage nur noch selten und wenn dann im Verleihbereich. 

In der Regel sind alle Helme mit Fixierungen für Stirnlampen ausgestattet. Ein Unterscheidungsmerkmal ist oft das Tragesystem: wie einfach oder kompliziert geht die Anpassung vonstatten? Wie gut sitzt der Helm auf dem Kopf? Gibt es eine Möglichkeit, einen Pferdeschwanz irgendwie zu verstauen? Hier hilft leider auch nur Ausprobieren. Helme werden oft in zwei verschiedenen Grössen angeboten. Kinderhelme unterscheiden sich mehrheitlich nur im Design, basieren aber sonst meist auf der kleinen Grösse des entsprechenden Helms.   

Hier geht es zu unseren getesteten Kletterhelmen.

Kletterausrüstung: Welches Equipment brauche ich zum Klettern und Bouldern?
Kletterausrüstung: Welches Equipment brauche ich zum Klettern und Bouldern?

Kletterhelme schützen nicht nur vor Steinschlägen – auch im Falle eines Sturzes schützt der Helm unser wichtigstes Körperteil. 
© 2022 Petzl Distribution - Marc Daviet

8.    Was ist eine Selbstsicherungsschlinge und warum ist sie wichtig?

Bei der Selbstsicherungsschlinge handelt es sich um ein teilweise umstrittenes Stück Ausrüstung. Im Prinzip geht es darum, dass die Routen in einem Klettergarten oft mit einem Ring als Umlenkung ausgestattet sind, durch welchen das Seil gefädelt werden muss, wenn man das persönliche Material wieder ausbaut. Um sich selbst am Umlenker zu fixieren, während man das Seil umfädelt, gibt es diese Selbstsicherungsschlingen – meist eine Bandschlinge mit fixiertem Schraubkarabiner, welche am Einbindering mit Ankerstich befestigt wird. Da man die Prozedur des „Durchfädelns“ an der Umlenkung allerdings auch anderweitig bewerkstelligen kann, handelt es sich hierbei um optionale Ausrüstung. Von den Alpenverbänden wird sie jedoch empfohlen, da die Fehlerwahrscheinlichkeit niedriger ist, als bei alternativen Varianten. 

Sportklettern am Fels
Mit der Gesamtheit der obigen Ausrüstung steht auch dem Sportklettern am Fels nichts mehr im Wege. Selbstverständlich gibt es noch viele weitere Gimmicks, die in Einzelfällen zur Anwendung kommen oder das Leben einfacher gestaltet. Angefangen von Clipsticks, um hoch angebrachte erste Haken vorzuhängen, bis zu speziellen Bürsten, um die Griffe wieder von Chalk zu säubern. Spätestens wenn man viel draussen unterwegs ist, wird man sich hiermit genauer auseinandersetzen und den entsprechenden Mehrwert erkennen und zu schätzen wissen. 

Mehrseillängen / Alpinklettern
Hier bedarf es unter Umständen noch etwas mehr an Ausrüstung, auf die wir an dieser Stelle nicht näher eingehen wollen. Nur als Beispiel seien Standplatzausrüstung und mobile Klemmgeräte (Klemmkeile, Friends) erwähnt. 

wieviel kostet eine kletterausrüstung

Mit der aufgelisteten Ausrüstung solltest du alles Notwendige beisammen haben, um schöne Tage am Fels oder einfach in der Halle zu erleben. Als groben Rahmen kannst du mit den folgenden Kosten rechnen: 

Kletterschuhe 100-150 CHF
Chalkbag 20-30 CHF
Klettergurt 70-100 CHF
Sicherungsgerät mit Karabiner 50-100 CHF
Seil 150-250 CHF
Helm 50-70 CHF
Expressschlingen ca. 10x15 CHF
Selbstsicherungsschlinge 25 CHF

Der grosse Vorteil ist, dass man beim Klettern keine spezifische Bekleidung benötigt. Ebenfalls halten die oben aufgelisteten Bestandteile einer Kletterausrüstung oft jahrelang. Regelmässig neu angeschafft werden müssen Kletterschuhe, sobald die Sohle durchgeklettert ist. Ein Kletterseil hält bei normalem Gebrauch mehrere Jahre, bei sehr intensivem Gebrauch kann man auch schon jährlich ein Seil austauschen. Klettergurt und vor allem Sicherungsgerät sowie Expressschlingen halten in der Regel deutlich länger. Bei allem Klettermaterial muss man auch die maximale Haltbarkeit beachten, welche vom Hersteller festgelegt wird. Da Textilmaterial auch ohne Benutzung einer gewissen Alterung unterliegt, geben die meisten Hersteller eine maximale Haltbarkeit von zehn bis zwölf Jahren an. Spätestens dann sollten demnach Kletterseil und Klettergurt, aber auch ein Kletterhelm ausgetauscht werden.