First Aid Kits – Das muss dabei sein
First Aid Kits – Das muss dabei sein
 Datum: 16.09.2022  Text: Outdoor Guide Redaktion 

First Aid Kits – Das muss dabei sein

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First Aid Kits – Das muss dabei sein
Biken, Bergsteigen, Wandern, Traillrunning oder Canyoning: Von der Blase am Fuss, der oberflächlichen Wunde, dem Zecken- oder Insektenstich bis hin zur schmerzhaften Verstauchung - Passieren kann immer etwas. Daher gehört ein Erste-Hilfe-Set zur Grundausstattung bei allen Outdoor-Unternehmungen. Aber was muss es eigentlich enthalten?
Das Angebot an Erste-Hilfe-Sets auf dem Markt ist gross. Vom nur gerade einmal 80 Gramm leichten Mini-Päckchen bis hin zur umfassenden, ein halbes Kilogramm oder mehr schweren Reiseapotheke. Martin Walliser, leitender Arzt für Unfallchirurgie im Kantonspital Glarus, Bergführer und erfahrener Gebirgsretter empfiehlt ein modulares System. So sollte der Inhalt je nach Länge der Tour, vorhandener Infrastruktur der Region und Gruppengrösse angepasst werden.

Grundausstattung – Das muss mit

Schnitt-, Platz-, Schürf- und Stichwunden gehören zu den häufigeren Verletzungen. Zur unverzichtbaren Standardausrüstung für Wunden und Aufschürfungen gehören daher Pflaster in verschiedenen Grössen, ein Verbandpäckchen, eine Wundkompresse (10 x 10 cm), wenigstens zwei sterile Wundverbände und Tape bzw. Leukoplast. 

Auch Wundnahtstreifen (Steristrips) zum Verschliessen von Wunden machen durchaus Sinn. Die Behandlung offener Wunden sollte grundsätzlich professionell durchgeführt werden. Es besteht immer die Gefahr, dass Dreck und Keime in der Wunde miteingeschlossen werden, was zu Infektionen führen kann. Ist professionelle medizinische Versorgung aber in entsprechender Zeit nicht in Sicht, wird man zu diesem Mittel greifen müssen. 

Eine Verbandschere, oder ein kleines, scharfes Messer, Pinzette (am besten in Kombination mit einer Zecken-Pinzette) eine Signalpfeife, eine Rettungsdecke und ein Dreieckstuch sowie Einmalhandschuhe, um sich vor Blut oder Erbrochenem zu schützen, gehören ebenfalls dazu. Aus praktischen Gründen nicht enthalten, aber wichtig ist ein Desinfektionsspray. Dieses muss man sich in der Apotheke zusätzlich besorgen. Je nach Empfindlichkeit sollte man an Blasenpflaster denken.
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Schwierige Bedingungen fordern häufig Mensch und Material.

Ausstattung für längere Touren

Ist man länger unterwegs (z.B. Alpenüberquerungen zu Fuss, mit Ski oder Bike, wochenlanges Trekking oder Kanutouren) sollte die Rucksackapotheke zusätzlich um eine Aluschiene ergänzt werden. Sie sollte aus einem Schaumstoffmantel mit einem in jede Richtung biegbaren Aluminiumkern bestehen. Auch selbsthaftende Verbände oder Tapes sind bei längeren Unternehmungen empfehlenswert. Sie können beispielsweise bei Bänderrissen oder auch nur Zerrungen verschiedener Gelenke eingesetzt werden. 

Platzsparend und äusserst hilfreich sind sogenannte Beatmungstücher. Sie wurden zur Beatmung von Erwachsenen in Notfallsituationen entwickelt und dienen als Hilfsmittel für die Atemspende. Sie verhindern den direkten Mundkontakt vom Erst-Helfer zum Atemempfänger. Es gibt sie in kleinen Taschen mit Schlüsselanhänger.

Bei Wassersport-Unternehmungen (z.B. Kajak- oder Kanutouren oder Canyoning) macht das Mitführen einer Beatmungsmaske (z.B. Laerdal) Sinn. «Hier kommt es bei Unglücken, bei denen der Verunfallte unter Wasser war, oftmals zu einem Atemstillstand», so Walliser. «Die Laerdal-Taschenmaske ist mit einem Einwegventil und einem Filter ausgerüstet, um das Eindringen von Flüssigkeiten und Sekreten vom Patienten zu verhindern», erklärt er. Sie stellt einen geringen Abstand zwischen dem Patienten und dem Retter her und erlaubt es, die Farbe der Lippen des Opfers, die Sekrete und die Bewegungen der Brust zu beobachten.  

Wer sich in abgelegene Gefilde begibt, kann nicht erwarten, dass die medizinische Versorgung immer westlichem Standard entspricht. Wer auf Nummer sicher gehen will, kann zusätzlich zum Erste Hilfe Set noch ein Set mit den geläufigsten Spritzennadeln und Kanülen einpacken. Die kann man einem behandelnden Arzt in die Hände drücken, wenn man absehen kann, dass der vorherrschende Hygienestandard nicht optimal ist.

Medikamente – Darauf sollte man achten

Je nach Länge der Tour bietet es sich an, einige Standard-Medikamente dabei zu haben. Aber Achtung: Vorab sollte man die Präparate mit dem Hausarzt abklären, um mögliche Nebenwirkungen oder Kontraindikationen zu vermeiden. Allergiker, Diabetiker, Epileptiker und andere von chronischen Erkrankungen Betroffene sollten ihre Medikation auch auf Reisen im Griff haben.

Generell unverzichtbar sind Schmerzmittel. Hier empfiehlt der Unfallchirurg auch auf Tagestouren Medikamente für eine zwei bis drei-stufige Schmerztherapie mit sich zu führen. (z.B. Paracetamol oder Ibuprofen für leichtere bis mittlere Schmerzen, als stärkeres Mittel eventuell ein Opioid wie Tramadol). 

Menschen, die zu Allergien – beispielsweise bei Insektenstichen – neigen, kommen um Antihistaminika nicht herum. Ergänzend machen Mittel gegen Übelkeit und Durchfall vor allem bei Reisen in die Tropen Sinn. Je nach Reiseziel ist auch die Mitnahme eines Breitbandantibiotikums angezeigt.

Wen es in grosse Höhen zieht, sollte spezielle Medikamente gegen die höhenassoziierten Krankheiten (AMS, HACE, HAPE) und weitere, in der Höhe häufig notwendige Mittel, wie zum Beispiel eine Augensalbe dabeihaben. 

Eine UV-Schutz-Creme und ein Lippenstift sind keine Medikamente, sind aber ebenfalls unverzichtbarer Bestandteil der Basisausstattung und sollten in keiner Deckel- oder Radtasche fehlen.

Grundlagen

«Das Beste Set hilft allerdings nichts, wenn man sich nicht damit auskennt», erklärt Martin Walliser, der auch in der Bergführerausbildung tätig ist. Man sollte sich schon zu Hause mit dem Inhalt vertraut machen, damit man im Notfall weiss, was man dabeihat und wie man es anwendet. 

«Der letzte Kurs liegt oft Jahre zurück», so Walliser.  Viele haben nur noch rudimentäre Kenntnisse bei Notfall-Massnahmen. Die Rettung ist schnell informiert, ist oft die Devise (in Europa über die Notfallnummer 112, im aussereuropäischen Ausland gelten andere Nummern). Was aber, wenn es länger dauert, bis Bergwacht oder Hubschrauber kommen? Dann ist man erst mal auf sich gestellt. Daher rät der Unfallchirurg, seine Kenntnisse immer wieder aufzufrischen und auf dem neuesten Stand zu halten. «Denn», so der Arzt, «der einzige Fehler bei einem Notfall ist, gar nichts zu tun.»

Zu guter Letzt noch ein Buch-Tipp: Das Handbuch «Erste Hilfe», von Hefti, Walliser, Fluri, Walter, erschienen im SAC-Verlag des Schweizer Alpen Clubs, erklärt wie man bei Unfall und Krankheit rasch erste Hilfe leisten kann.

Tagestouren


  • 1 steriles Verbandspäckchen
  • 2 sterile Kompressen
  • 2 Heftpflasterstreifen (breit und schmal)
  • 1 steril verpacktes Rundum-Pflaster
  • 1 Rolle Tapeverband
  • 3 sterile Klammer-Pflasterstreifen
  • 1 elastische, selbsthaftende Pflasterbinde
  • Desinfektionsmittel
  • Schmerztabletten
  • Dreieckstuch
  • Rettungsdecke
  • Einmal-Handschuhe
  • Schere/Skalpell

Mehrtagestouren (Tagestouren-Set durch folgendes ergänzen)

  • Sam Splint (Aluminiumschiene) 
  • Wundspüllösung
  • 2 sterile Kompressen
  • 1 sterile Wundauflage
  • 1 elastische Acryl-Klebebinde
  • 1 Pinzette
  • 1 Verbandsbinde
  •  Sicherheitsnadeln

Aktuelle First Aid Kits

First Aid Kits – Das muss dabei sein
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Pieps - First Aid Pro

Das umfangreiche Set ist in einer raffinierten Packtasche untergebracht, welche durch den Reissverschluss mit Griff auch mit dicken Handschuhen schnell und einfach zu öffnen ist.

Gewicht: 450g
Preis: CHF 90.-
www.alpineoutfitters.ch

Exped - Clear Cube First Aid

Im Clear Cube First Aid Packsack von Exped hat man dank der durchsichtigen Seiten stets den Überblick über den Inhalt. Mit der verschweissten Verarbeitung ist der Inhalt gut vor Nässe und Sprühwasser geschützt. Der grosse Reißverschluss bietet einen schnellen Zugriff auf den gesamten Inhalt. 

Gewicht: 24g (Grösse S)
Preis: CHF 22.- (Grösse S)
www.exped.com

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Arva - Explorer Lite First Aid Kit Full

Der Inhalt des First Aid Kit Lite Explorer Full von Arva ist auf Skitourengeher und Bergwanderer perfekt abgestimmt. Ein Set zum Vorbeugen gegen Blasen ist ebenfalls enthalten. Die kompakte Grösse passt in jeden Rucksack und nimmt nicht viel Platz weg.

Gewicht: 100g
Preis: CHF 32.-
www.arva-equipment.com

Deuter - First Aid Kit Pro

Das grosse Erste Hilfe Set ist mit viel Verbandsmaterial, Zeckenkarte, Kleiderschere, Pinzette sowie einer Anleitung zur Erstversorgung von Unfällen ausgestattet. Der rundum verlaufende Reissverschluss ermöglicht einen schnellen Zugriff auf den Inhalt des First Aid Kit.

Gewicht: 500 ml
Preis: CHF 54.90.-
www.deuter.ch
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