Draussen übernachten: Biwakieren und Campieren im Winter
Draussen übernachten: Biwakieren und Campieren im Winter
 Datum: 15.11.2016  Text: Titus Arnu 

Draussen übernachten – Biwakieren und Campieren im Winter

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Draussen übernachten – Biwakieren und Campieren im Winter
Ob Biwak, Schneehöhle, Zelt oder Iglu: Eine Winternacht im Freien kann ein faszinierendes Erlebnis sein. Mit diesen Tipps minimierst du die Kälte und maximierst den Spass.
Minus 25 Grad. Hüfthoher Schnee. Scharfer Wind. Es gibt angenehmere Bedingungen für eine Übernachtung im Freien. Und doch mussten Stephan Siegrist, Dani Arnold und Thomas Senf bei ihrer Winterbesteigung des Torre Egger (2685 m) im Jahr 2010 in Patagonien eine Nacht ganz oben an der Granit-Nadel irgendwie Schlaf finden. «Wir waren die halbe Nacht durchgeklettert und haben kurz unter dem Gipfel biwakiert», so Siegrist. Eine Zelthülle schützte die Schweizer Bergsteiger dürftig vor dem Wind. «Bequem und gemütlich war es nicht, aber das sind richtige Biwaks sowieso nie», erzählt Dani Arnold, «trotzdem konnten wir etwas Kraft sammeln. Am nächsten Tag standen wir dann als Erste im Winter auf dem Gipfel des Torre Egger.»

Frostige Folter oder Vergnügen im Freien?

Draussen schlafen? Im Winter? Für viele, die es noch nicht erlebt haben, klingt das nach klappernden Zähnen, eisigen Zehen und Frostbeulen. Für Niki Huwyler dagegen ist eine Nacht im Schnee das Grösste: «Man ist völlig alleine in der freien Natur, im Winter ist es nachts fast komplett still», schwärmt er, «man muss weder frieren noch Angst haben.» Huwyler arbeitet als Webdesigner, Fotograf und Snowboard-Coach – und ist Mitglied der Online-Redaktion des Outdoor Guide. Wann immer es möglich ist, übernachtet er im Freien, auch im Winter. Zum einen, weil er gerne lange, einsame Touren unternimmt, zum anderen, weil ihn die elementare Erfahrung, eine Nacht in der freien Natur zu erleben, schon immer gereizt hat.

Biwakieren – dieser Begriff umfasst heute alles vom Wildcampen über Schlafen im Freien bis zur Biwakschachtel. Ursprünglich kommt das Wort aus der Militärsprache, vom Niederländischen «bijwacht», Beiwache. Im Unterschied zur stark befestigten Hauptwache war die Beiwache das Nachtlager der Soldaten, die auf dem Feld übernachteten – im Freien oder im Zelt. Die deutsche Bezeichnung «Biwak» und das französische «bivouac» sind diesem Wort entlehnt. Über Freud und Leid eines Biwaks in einer frostig funkelnden Winternacht entscheidet letztendlich die Ausrüstung – genauso wie Erfahrung und die Standplatzwahl. Zusammen mit winterlichen Nachtschwärmern haben wir die wichtigsten Grundlagen und Praxistipps für ungetrübte Träume im «Millionen-Sterne-Hotel» zusammengestellt.
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Schön warmhalten – die Ausrüstung

Der Mensch verliert die meiste Wärme über den Hals, den Kopf und die Leistenbereiche. Also: Mütze auf, rein in die isolierende Daunenjacke, und auch warme Handschuhe nicht vergessen. Vor Kälte kann man sich aber auch indirekt schützen – durch Abhärten. Wer selbst mal mehrere Nächte am Stück im Freien übernachtet, spürt, wie sich der Körper peu à peu an die Kälte gewöhnt. Fürs Erste tun es aber auch ein paar Jogging-Einheiten am Abend. Dabei nicht zu warm anziehen – der Körper produziert durch die Bewegung ohnehin viel Wärme. Ein wintertauglicher Schlafsack und eine gute Isomatte sind grundsätzlich die wichtigsten Ausrüstungsgegenstände fürs Übernachten im Schnee. Egal, ob Daune oder Kunstfaser – der Komfortbereich sollte so gewählt sein, dass es noch Spielraum nach unten gibt. Wichtig ist auch die Passform: Ist der Schlafsack zu lang und zu breit, muss der Körper zu viel Luft erhitzen und verliert letztendlich Wärme. Ist er zu eng, komprimieren die Gliedmassen automatisch die bauschige Isolationsschicht und erzeugen Kältebrücken. Ergebnis: Man friert und es ist unbequem. Doch ohne ausreichende Isolationsschicht zwischen Schnee und Schlafsack wird die Winternacht selbst in der kuscheligsten Daunenrolle eine Zitterpartie. Zur Basisausrüstung gehören ausserdem LVS-Gerät (im Gebirge), Lawinenschaufel (auch zum Biwakbau eines der wichtigsten Utensilien), Outdoor-Kocher, Stirnlampe, zwei Paar Handschuhe, zwei Paar Socken, extrawarme Unterwäsche, eine wasserdampfdurchlässige mittlere Bekleidungsschicht, Daunenjacke, Mütze, Mikrofaser-Gesichtstuch, Thermoskanne und energiereiche Nahrung.

Wild biwakieren – nicht alles ist erlaubt

Nicht weniger wichtig als die Ausrüstung ist der Standplatz. Wo darf biwakiert werden, wo nicht? Die rechtliche Situation ist kompliziert, es gibt keine gesamtschweizerische Regelung, Kantone und Gemeinden erlassen dazu Verordnungen. Grundsätzlich ist biwakieren im Notfall immer erlaubt, aber da gibt es natürlich Interpretationsspielraum: Ist es ein Notfall, wenn man von einer langen Skitour nicht mehr vor Einbruch der Dunkelheit ins Tal kommt? Ganz klar verboten ist das Biwakieren in eidgenössischen Jagdbanngebieten, in den meisten Naturschutzgebieten, im Schweizerischen Nationalpark und in Biotopen. Übernachtungen einer kleinen Anzahl Personen im Gebirge oberhalb der Waldgrenze sind in der Regel unproblematisch und werden geduldet. Zu den Spielregeln gehört, dass man das Lager am Morgen wieder abbaut und sämtlichen Müll mitnimmt.

Gut geschützt – der richtige Platz

Für ungetrübten Naturgenuss sollte man das Lager ein paar Kilometer entfernt von Ortschaften aufschlagen. Senken und lawinengefährdete Hänge sowie Wände mit Steinschlaggefahr sind zu meiden. Ideal sind Kuppen mit freier Sicht – und Sonne am Morgen. Die sollten aber nicht zu exponiert und windanfällig sein. Zieht es zu sehr, kühlt der Körper nicht selten schon beim Aufbau des Lagers aus. Deshalb eignen sich im Winter windgeschützte Stellen hinter Kuppen, Felsblöcken oder am Waldrand besser. Wobei man immer genügend Abstand von Bäumen halten sollte. Eher selten werden wohl Äste unter der Schneelast brechen und auf das Lager fallen. Doch Ruhestörung droht genau von dort oben: «Wenn es um einen herum ständig plopp, plopp, plopp macht, kann doch kein Mensch schlafen», sagt Niki Huwyler. Falls es kei-nen natürlichen Windschutz gibt, hilft eine Schneemauer. Höhe und Ausrichtung sind abhängig von den Windverhältnissen. Bei leichter Hanglage begradigt man den Platz mit der Schaufel. Allerdings sollte der Schlafplatz keine Mulde werden. Wichtig ist der Kälteabfluss: Damit kein Kältesee entsteht, muss die eisige Luft nach unten entweichen können. Eine kleine Rinne in Richtung Tal unter der Matte reicht in der Regel aus.
Wertvolle Tipps für angenehme Outdoor-Winternächte ohne Bibbern
Trockene Wäsche
Feuchte Kleidung entzieht dem Körper Wärme. Ein Satz trockene Unterwäsche zum Wechseln sollte deshalb auf jeden Fall in den Rucksack.

Nicht kalt in den Schlafsack legen
Vorher lieber nochmals aufwärmen durch Bewegung (Wettlauf durch den Tiefschnee, 10-mal ums Zelt rennen) oder wärmende Getränke.

Wärmflasche
Eine mit Tee oder warmem Wasser gefüllte Kunststoff- oder Aluflasche wirkt im Schlafsack wie eine Wärmflasche. Zusätzlicher Vorteil: Man muss am Morgen weniger Schnee schmelzen. Gut zudrehen nicht vergessen ... Eine zusätzliche Thermosflasche hält die Getränke auch tags-über warm. Wärmende Schlucke auf Tour bringen neue Energie.

Kochen
Benzin oder Gas? Manche Gaskocher funktio-nieren bei tiefen Minusgraden nicht mehr vernünftig, weil das Gas mit weniger Druck aus der Kartusche kommt. Unbedingt vorher checken oder spezielles Gas für Wintereinsätze kaufen. Gefriergetrocknete Fertigmahlzeiten, die mit heissem Wasser zubereitet werden, sparen Gewicht und reduzieren die Kochzeit erheblich (weniger Brennstoff nötig). Beim Brennstoff nicht zu knapp kalkulieren, Schnee in kochendes Wasser zu schmelzen, dauert, und etwas Reserve sollte man zwingend immer haben.

Isolation
Eine dünne Schaumstoffmatte unter der Isomatte isoliert zusätzlich und macht das Schlafen am Boden deutlich angenehmer. Im Notfall helfen auch isolierende Kleidungsstücke.

Warme Füsse
Die Daunenjacke im Fussteil des Schlafsacks sorgt für zusätzliche Isolation. Eine Luxus-Variante bei Pulka-Touren in nordischen Gefilden sind spezielle Basecamp-Daunenschuhe.

Licht
Je nach Breitengrad wird es im Winter ziemlich früh dunkel. Eine verlässliche Stirnlampe mit Reserve-Akku sollte bei keiner Winternacht im Freien fehlen.
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Praktisch und geschützt – im Zelt

Wie man sein Lager im Schnee gestaltet, ist nicht zuletzt eine Frage des Komforts und der Ausrüstung, die man mitzuschleppen bereit ist. Zelten ist die praktischste und naheliegendste Variante des Campierens im Winter. Ein robustes und sturmtaugliches Vier-Jahreszeiten-Zelt bietet guten Schutz vor Wind und Wetter, etwas Wärme und ist vor allem schnell und unkompliziert aufgebaut. Da nimmt man die rund drei bis fünf Kilo Gewicht gerne in Kauf. Wichtig ist eine windresistente Konstruktion mit robustem Gestänge. Im Gebirge eignen sich Kuppel- oder Geodät-Zelte besser, da sie im Verhältnis eine recht geringe Stellfläche haben und allein durch die Gestängeanordnung stehen. Bei Winter-Trekkings jenseits alpiner Regionen bieten Tunnelzelte das bessere Raum-Gewichts-Verhältnis und die meist grösseren Apsiden. Das Aussenzelt sollte aus strapazierfähigem Material und in hohem Masse wasserdicht sein, um auch grosse Schneemengen, Regen und starken Wind zu überstehen. Wichtig ist zudem, dass das Gewebe möglichst bis zum Boden reicht oder sogar über sogenannte «Snowflaps» – Gewebelappen, die man in den Schnee eingraben kann, um das Zelt dicht zu machen – verfügt. Innenzelte, die nur aus moskitonetzartigem Stoff bestehen, sind nicht geeignet. Eine ausreichend grosse Apsis schafft zusätzlich geschützten Platz, zum Beispiel zum Kochen und zum Lagern von Ausrüstung. Eine Kuhle im Boden unter der Apsis vergrössert diesen Raum und dient gleichzeitig als Kältegraben. Beim Zeltaufbau sollte der Eingang an der windabgewandten Seite liegen – im Bestfall verfügt das Zeltmodell sogar über zwei Eingänge. Den Standplatz vor dem Aufstellen festtreten und Unebenheiten ausgleichen. Abspannen ist Pflicht (!), egal, wie windstill es beim Gute-Nacht-Kuss zugeht. Zum Fixieren kann man als Alternative zu grossen, breiten Schneeheringen Ski, Stöcke, Schneeschuhe oder grosse Steine verwenden. Eine Schaufel sollte im Zelt bleiben, damit man sich nach starkem Schneefall selbst ausgraben kann.

Minimalkomfort – der Biwaksack

Puristen verzichten schon mal auf das Zelt. Ihnen reicht ein Biwacksack, um eine Winternacht zu überstehen. Die Hülle, die man für Notfälle auf längeren Touren ohnehin dabei haben sollte, schützt den Körper vor Wind und Niederschlag und hält den Schlafsack einigermassen trocken. Ist der Biwaksack nur wasserdicht, aber nicht wasserdampfdurchlässig, muss man mit hoher Kondensationsfeuchtigkeit oder Reif auf der Innenseite rechnen. Vorausgesetzt der Schlafsack ist warm genug, kann eine Biwaknacht in ruhigen, sternenklaren Nächten durchaus zu einem Wintermärchen werden. Besteht die Gefahr von Schneefall, Sturm oder gar Regen, darf man sich auf eine abenteuerlich unruhige Nacht einstellen.

Maulwurf-Taktik – die Schneehöhle

Mehr Schutz bietet da schon eine Schneehöhle – die komfortablere und meist wärmere Variante des Übernachtens ohne Zelt. Das Eingraben bietet sich vor allem in Notsituationen an, wenn das Wetter umschlägt, wenn es sehr windig ist und schneit – oder wenn man Zeit hat, sich eine schicke Schnee-WG in den Hang zu graben. Denn wo Eisbären ganze Monate verbringen, macht es auch mit seinen Freunden richtig viel Spass, eine Schneehöhle mit allen Details zu bauen. Ideale Orte sind Wechten (nicht an steilen Abhängen!) oder Windkolke, wo die Schneedecke ohnehin schon mächtig und stabil ist. Mit einer Lawinensonde lässt sich einfach und schnell prüfen, ob der Schnee tief genug für eine Höhle ist. Der Eingang sollte an der windabgewandten Seite liegen, nicht zu breit sein und sich unterhalb der Liegefläche befinden. So entsteht ein Kältegraben, über den die kalte Luft abfliessen kann, und im Inneren wird es einigermassen warm. Je nach Grösse und Zahl der Baumeister sollte man für das Buddeln und Schürfen um die drei Stunden einplanen. Also nicht zu spät am Lagerplatz ankommen, wenn die Schneehöhle mehr als nur ein Loch in der Not sein soll. Reicht der Schnee nicht für eine Höhle, tut es auch ein Schneeloch, das mit Ski, Stöcken und zwei Biwaksäcken als Plane abgedeckt wird. Etwas Schnee obendrauf verhindert, dass die Plane im Wind flattert oder gar weggeweht wird. Nachteil: Die Isolierung ist schlechter, es ist kälter.

Achtung: Wenn im Inneren der Schnee taut und sich verdichtet, oder die Innenwände vereisen, sinkt der Sauerstoffgehalt in der Höhle, die Kohlenmonoxidkonzentration steigt. Es droht eine Kohlenmonoxidvergiftung (insbesondere beim Kochen), die zur Bewusstlosigkeit und zum Tod führen kann. Deshalb immer eine kleine Lüftungsöffnung in Kopfhöhe und am Eingangsbereich lassen! Bei Schneefall und Wind darauf achten, dass sich diese Öffnungen nicht mit angewehtem Schnee verschliessen.

Romantisch aber zeitaufwendig – das Iglu

Die Krönung einer eigenen Schneeunterkunft ist das Iglu. Es erfordert allerdings viel Geduld, gewisse Grundkenntnisse in winterlicher Architektonik und auch die passenden Schneebedingungen. Ohne eine mindestens 50 Zentimeter mächtige, kompakte Schneeschicht wird der Bau zur Sisyphusarbeit. Vorteil: Ein Iglu bietet einen guten Windschutz, und drinnen herrschen mit etwa 0° bis 4° Celsius einigermassen angenehme Temperaturen. Für eine Nacht lohnt sich der Aufwand kaum, denn je nach Grösse und Schneebeschaffenheit muss man locker mit einem halben bis einem Tag Bauzeit rechnen.

Wie funktioniert’s: Mit einem Stock oder einer Schnur skizziert man im Schnee einen Kreis von mindestens zwei Metern Durchmesser. Innerhalb schaufelt man den Schnee möglichst tief aus. So benötigt man weniger Baumaterial. Das besteht aus mindestens 20 bis 30 Zentimeter dicken, einen halben Meter breiten und 30 bis 50 Zentimeter hohen Blöcken, die man am besten mit einer Schneesäge (notfalls auch mit einer stabilen Lawinenschaufel) aus dem festen Schnee schneidet. Eine Schneesäge leistet auch wertvolle Dienste beim Abschrägen der Blöcke, um den nötigen Neigungswinkel für die Rundung und den spiralförmigen Aufbau zu erreichen. Als Fundament nimmt man die massivsten Schneeblöcke, mit zunehmender Höhe dann etwas kleinere. Die Schneeblöcke müssen leicht gegeneinander geneigt sein und sich gegenseitig stützen. Wichtig: Wie in einer Schneehöhle ist auch im Iglu eine Lüftungsöffnung oben überlebenswichtig, der tiefer liegende Eingang sollte als Kältegraben dienen.

Tipp: Ist der Schnee nicht fest genug, aber etwas feucht, kann man die Schneedecke verdichten, indem man sie festtrampelt und sie sich dann ein paar Stunden weiter verfestigen lässt. Wer das Mauern mit Schneeblöcken von der Pike auf lernen möchte, belegt am besten einen Iglubau-Kurs bei einer Bergschule oder bei spezialisierten Outdoor-Veranstaltern.

Chillen mit Chili – geniessen und Kräfte sammeln

Ist das Lager fertig, kann man endlich zum gemütlichen Teil des Abends übergehen. Ein Sterne-Menü im Millionen-Sterne-Hotel muss man nicht unbedingt luxuriös zelebrieren. Auf dem Kocher lassen sich einfache Gerichte wie Curry, Eintopf oder Pasta gut zubereiten. Wichtiger als das Styling sind die Zutaten: Zwiebeln, Knoblauch und Chili mögen der Luft im Zelt eine olfaktorisch strenge Komponente verleihen, aber sie wärmen den Körper von innen auf. Genauso wie warme Getränke. So wird die Nacht im Schnee im wahrsten Sinne eine feine Sache.

Gutenachtgeschichten – Hilfsmittel für herrliche Winternächte

Über Lust oder Frust einer Winternacht im Freien entscheidet nicht zuletzt die richtige Ausrüstung. Mit dem Geld dafür könnte man auch manche Nacht am offenen Kamin im heimeligen Fünf-Sterne-Hotel verbringen. Doch bei häufigeren nächtlichen Ausflügen lohnt sich die Investition auf jeden Fall – nicht nur finanziell.

Zelt

Wer schon einmal einen arktischen oder patagonischen Wintersturm erlebt hat, weiss, dass das keine Spielwiese für Ultraleicht-Zelte ist. Wer bei ausgesetzten Winter-Trekkings an Gewicht und Budget spart, kann sich und seine Gefährten mitunter in lebensbedrohliche Situationen bringen.
HILLEBERG
Staika
Das «Staika» ist ein echter 4-Season-Klassiker. Der Aufbau ist sehr simpel und funktioniert nach ein paar Übungsläufen fast blind. Die Standfestigkeit ist enorm und durch die geringe Stellfläche findet man sogar in sehr unregelmässigem Gelände immer einen Platz. Der Innenraum ist für zwei Personen mit Winterausrüstung nicht üppig, aber ausreichend. Sehr angenehm sind die beiden gegenüberliegenden Eingänge mit Apsiden, sodass je nach Windrichtung gewählt werden kann bzw. jeder seinen Ausrüstungslagerbereich hat.

Gewicht (lt. Hersteller): 4000 g
Preis: CHF 1190.90
hilleberg.se
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POLARMOND
All-In-One Zelt
Expeditionsschlafsack, -matte und -zelt in einem. Schlafkomfort von -30 °C bis +25 °C, das verspricht das Schweizer Start-up-Unternehmen Polarmond mit seinem «All-In-One Zelt». Das Konzept: Die Isolation befindet sich in der Zelthülle. Somit kann anstelle des dicken Winterschlafsacks ein dünneres Inlet mit hohem Wasserdampfdurchlass verwendet werden. Die Zelt-Apside wird einfach an das Schlafmodul angezippt. Exponierter Einsatzbereich, exponierter Preis.

Gewicht 5500 g (in Gr. Regular, lt. Hersteller)
Preis: CHF 3195.-
polarmond.ch

Biwaksack

Kein Zelt und kein festes Dach überm Kopf? Dann ist ein guter (!) Biwaksack, der bei längeren Wintertouren ohnehin als Wind- und Wetterschutz für den Notfall in den Rucksack gehört, eine Alternative für unvergessliche Open-Air-Nächte im Winter. Wer hier allerdings am falschen Ende spart, schläft in seiner eigenen Suppe. In günstigen «Plastik»-Biwaksäcken entsteht schnell Schwitz- und Kondensfeuchtigkeit, was gerade bei tiefen Temperaturen unangenehm bis problematisch sein kann. Deshalb sollte man darauf achten, ein Modell aus «atmendem» Material zu verwenden. Der «Helium Bivy» ist wasserdicht und -dampfdurchlässig. Ein aufspannbarer Bogen schafft Platz für den Kopf. Der TPU-verstärkte Nylon-Boden ist antibakteriell behandelt und ziemlich robust. Trotz der recht geräumigen Ausführung ist er mit gut einem halben Kilo nicht schwer.
OUTDOOR RESEARCH
Helium Bivy
Gewicht: 364 g (lt. Hersteller)
Masse: 75 cm (ausgeklappt)/
45 cm (zusammengeklappt)
Preis: CHF 105.-
cascadedesigns.com
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Schneeheringe

Im Schnee funktionieren die meisten regulären Zeltheringe nicht, da sie einfach keinen Halt finden und somit selbst bei mässigem Wind aus der Verankerung reissen. Deshalb werden spezielle Schneeheringe eingesetzt, die deutlich grösser sind und mehr Auflagefläche und damit Widerstand bieten. Am besten halten diese, wenn sie in T-Form tief im Schnee eingegraben und anschliessend festgetrampelt werden. Die kleine Schweizer Firma Swiss Piranha hat sich auf die Fertigung von effizienten Kunststoffheringen spezialisiert. Das Modell «Snow and Sand Anchor» aus flexiblem, aber kräftigem Kunststoff ist sehr leicht, hält dabei aber eine erstaunlich hohe Spannung aus. Made in Switzerland.
SWISS PIRANHA
Snow and Sand Anchor
Gewicht: 265 g (6 Stk.)
Preis: CHF 89.- (6 Stk.)
swisspiranha.com

Schneesäge

Spart Zeit und macht das exakte Anpassen von Schneeblöcken zum Kinderspiel: Eine Schneesäge ist ein hilfreiches Instrument für alle, die sich ernsthaft mit dem Bau eines Iglus beschäftigen. Auch das Errichten einer Schneemauer für windgeschütztes Winterzelten oder -biwakieren wie auch das «Shapen» im Inneren einer Schneehöhle funktionieren mit Schneesäge deutlich besser und schneller. Die «Basecamp Saw» ist klappbar und bietet so ein sehr gutes Packmass. In Aktion schneiden sich die Zähne des 65 cm langen Sägeblatts locker durch den gepressten Schnee. Das 7075er Aluminium, auch als Flugzeugaluminium bekannt, vereint die Eigenschaften Elastizität, Steifheit und Festigkeit in ziemlich beeindruckender Weise.
MSR
Basecamp Saw
Gewicht: 364 g (lt. Hersteller)
Masse: 75 cm (ausgeklappt)/
45 cm (zusammengeklappt)
Preis: CHF 105.-
cascadedesigns.com
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Weniger Gewicht, mehr Gesellschaft gefällig?
Winterräume auf Hütten
Die Alternative zum Übernachten im Freien sind Winterräume auf unbewarteten Hütten. Diese Schutzräume sind mit einfachen Schlafstätten, Decken, Notvorräten und einer Kochgelegenheit ausgestattet. Sämtliche Hütten des SAC sind während der nicht bewarteten Zeit offen, es gibt meistens eine Kasse oder Einzahlungsscheine, die Übernachtung ist in den meisten Fällen sehr günstig (5-10 CHF).

Weissmieshütte
Auf 2726 m gelegen, gute Ausgangsbasis für Skitouren auf das Lagginjoch ((WS-), das Triftgrätli (WS) oder den 4023 m hohen Weissmies (WS). Die alte Weissmieshütte dient heute als Winterraum mit zehn Schlafplätzen. Holz und Wasser vorhanden. Leicht erreichbar im Hohsaas-Skigebiet. weissmieshuette.ch

Tschiervahütte
Das Rosegtal bei Pontresina ist im Winter eine märchenhafte Landschaft. Von der Terrasse der Tschiervahütte aus schaut man auf den scharfen Biancograt. Die Hütte ist Ausgangspunkt für Skihochtouren auf den Piz Morteratsch oder den Piz Tschierva (ZS). Die Hütte ist den gesamten Winter offen, Plätze im Winterraum sind begehrt und sollten bei der Hüttenwirtin angefragt werden.
tschierva.ch

Wildstrubelhütte
Die Wildstrubelhütte an den westlichen Ausläufern des Wildstrubel-Massivs liegt im Winter herrlich einsam mit grandiosen Blicken auf die Walliser Viertausender. Der Winterraum ist komfortabel ausgestattet. Die Hütte ist eine Station der Skitouren-Haute-Route von Les Diablerets nach Kandersteg. Die Gipfel von Mittaghorn und Wildstrubel bie-ten zahlreiche Abfahrtsmöglichkeiten in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden.
wildstrubelhuette.ch
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Lawinenschaufel

Für den Biwakbau genauso unersetzlich wie als Rettungsgerät bei Lawinenunfällen: Eine Lawinenschaufel darf bei keiner Winterübernachtung im Freien fehlen. Das Modell «Shaxe» ist Schaufel und Eispickel (CE-genormt als Typ B Eisaxt) in einem. Der T-Griff lässt sich satt greifen und wird im Falle gegen die Stahlhaue ausgetauscht. Das multifunktionale Gerät lässt sich zudem als Schneeanker verwenden. Ausserdem sind im Schaft die Utensilien zum Rettungsschlittenbau in Kombination mit einem Paar Ski untergebracht.
BCA
SHAXE SPEED
Gewicht 756 g (lt. Hersteller)
Preis: CHF 159.-
backcountryaccess.com

Schlafsack

Neben der Isomatte ist ein warmer Schlafsack das wichtigste Utensil für Winternächte im Freien. Auch wenn die Kunstfasermodelle stark aufholen, bietet Daune nach wie vor das beste Verhältnis in Sachen Gewicht, Isolationskraft und Packmass. Bei feuchten Bedingungen auf Mehrtagestouren oder weniger Notwendigkeit, Gewicht und Packmass möglichst gering zu halten, sind Kunstfasermodelle spannende Alternativen. Sie sind etwas weniger feuchtigkeitsanfällig als Daune – und deutlich preiswerter. Der «Glacier SL 1200» ist ein sehr warmer und mit knapp 1800 Gramm sehr leichter Winterschlafsack mit Komfortbereich bis -12 °C. Die Kammern sind schräg überlappend konstruiert, was ein Verrutschen der Daune und Kältebrücken reduziert. Die 725-cuin Daunenfüllung ist Down- Codex-zertifiziert. Der Aussenstoff ist mit einer 1500 mm hohen Wassersäule stark feuchtigkeitsabweisend. Der Schnitt ist eher schmal, deshalb vorher unbedingt beim Fachhändler probeliegen.
MOUNTAIN EQUIPMENT
Glacier SL 1200
Gewicht: 1787 Gramm (Gr. XL)
Füllung: 725 cuin Entendaune
Komforttemperatur: -12 °C
Preis: CHF 679.90 (in XL)
mountain-equipment.de
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Kocher

Ein zuverlässiger Kocher ist ein Muss zum Schneeschmelzen und zur Zubereitung wichtiger warmer Mahlzeiten sowie der in der Kälte oft unterschätzten wichtigen Aufnahme von ausreichend Flüssigkeit. Ohne ihn würde ein Ausflug in eisige Welten schnell lebensgefährlich. Gaskocher verlieren in grosser Kälte rapide an Leistung, deshalb empfehlen sich für Einsätze in Schnee und Eis Multifuel-Kocher, da Flüssigbrennstoff nicht so temperaturanfällig ist wie Gas. Eine gute Lösung für beide Aggregatzustände ist der «Polaris Optifuel». Der Brenner ist ein wahrer Allesfresser: Butan, Propan, Reinbenzin, Petroleum, Diesel oder Kerosin. Der grosse Vorteil: Man muss beim Wechsel von Gas auf Flüssigbrennstoff nicht wie sonst üblich die Düse tauschen. In der Praxis bevorzugen viele allerdings noch das leichte Gewicht und die Handlichkeit eines Gaskochers. Seit Kurzem gibt es bei einigen Herstellern deshalb spezielles Gas für Temperaturen unter dem Nullpunkt, wie etwa das «Wintergas» von Primus oder das «Xtreme Gas» von Coleman.

OPTIMUS
Polaris Optifuel
Gewicht: 475 g
Leistung: 3300 Watt (Gas)
4200 Watt (Flüssigbrennstoff)
Preis: CHF 239.-
optimusstoves.com

IsoMatte

An der Isolationsschicht zwischen Untergrund und Schlafsack sollte man auf keinen Fall sparen. Denn ohne eine wintertaugliche Matte wärmt selbst der beste Schlafsack nur noch halb so gut. Das Modell «NeoAir Xtherm» von Therm-a-Rest bietet einen wirklich guten Kompromiss aus Schlafkomfort (6,3 cm Dicke), Wärmerückhalt (bis unter -20 °C), kleinem Packmass (< 1 L) und minimalem Gewicht (ab 430 g). Erreicht wird dies über den Einsatz einer wärmereflektierenden Schicht in Kombination mit einem dreidimensionalen Aufbau sich ergänzender, dreieckiger Lagen. So werden Kältebrücken stark reduziert und ein hoher Wärmerückhalt erzielt. Gewicht und Packmass sind absolut rucksacktauglich. Gefüllt wird die Xtherm mit einem mitgelieferten Pumpsack – oder klassisch per Mundpumpe.
THERM-A-REST
NeoAir Xtherm
Gewicht (lt. Hersteller): 430 g
R-Wert (lt. Hersteller): 5,7
Preis: CHF 224.-
cascadedesigns.com
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