Wandern auf die Alpe Veglia
Wandern auf die Alpe Veglia
 Datum: 15.04.2019  Text: Iris Kürschner 

Garten Eden am Ende der Welt

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Garten Eden am Ende der Welt

Höhenmeter: 

1080 hm  1080 hm

Dauer: 

06:30 h

Schwierigkeit: 

t3

Hinter dem Simplonpass versteckt sich ein beeindruckender Hochgebirgskessel, über dem das vergletscherte Haupt des Monte Leone in den Himmel ragt. Es riecht nach Blütenhonig, Kühe bimmeln, in den archaischen Steinhäusern wird Käse gemacht. Ein Garten Eden am Ende der Welt. Keine öffentliche Strasse führt hinauf. Und dennoch ist es ein beliebter Wochenend-Fluchtpunkt, selbst für fussfaule Italiener, weil man authentisch schlemmen kann. Die meisten wandern über den vermeintlich einzigen Zugang: eine Fahrpiste, die in exponierten Kehren einem engen Tobel ausweicht. Geländekundigere kennen den sonnseitigen Höhenweg von der Bergstation ab San Domenico. In vielen Karten nicht eingezeichnet, jedoch gut markiert, zieht sich der schmale Weg durch die Westseite des Tals und hangelt sich zum Passo del Croso hinauf. Auch beim Abstieg vom kleinen Stausee Lago d’Avino lässt sich im Lärchengürtel der Alpe Veglia so manches Naturdenkmal aufstöbern, wie den smaragdgrünen Lago delle Streghe, den «Hexensee», oder die Marmitte dei Giganti, die «Kochtöpfe der Riesen», Gletschermühlen im Bachbett des Rio Cianciavero. Und wenn man schon bei den Naturwundern ist, so kann man seine Trinkflasche mit frischem «Acqua frizzante» füllen, das aus einer Quelle am Rio Mottiscia sprudelt. Den Pfad zur Heilquelle findet man an der Brücke bei der Siedlung Isola. Anno 1875 entdeckt, eröffnete diese Quelle die touristische Erschliessung der Alpe Veglia. Einige Jahre wurde das eisenhaltige Mineralwasser kommerziell vertrieben, gewann gar bei der Landesausstellung in Torino 1884 eine Silbermedaille. Im gleichen Jahr eröffnete das erste Hotel. Das Albergo Monte Leone profitierte vom Ruf der Heilquelle. Ein Erdbeben brachte sie 1981 zum Versiegen. Nach ihrer Reaktivierung war die Schüttung jedoch zu gering für eine wirtschaftliche Ausbeute. Gut so, sonst sähe es in diesem Idyll wahrscheinlich anders aus!

Route

Von Ponte Campo auf der anderen Uferseite rechts. Wenn der Wanderweg oberhalb auf die Fahrpiste stösst, steigt man auf dieser links ein paar Meter abwärts zur Weggabelung und rechts auf steilem Fahrweg zur Alpe Vallè (1786 m). Den markierten Pfad Richtung Passo del Croso einschlagen. Dieser verläuft erst auf dem sogenannten Sentiero dei Scinc, einem exponierten Höhenweg, der nördlich zur Strasse der Alpe Veglia quert. Es geht durch grasige Steilflanken und entlang von Felsbändern. Den Abzweig nach links nicht verpassen. Mit spektakulären Tiefblicken durch Runsen und über ­Kämme in den Passo del Croso (2399 m). Über das Plateau nordwestlich absteigend zum Lago d’Avino (2246 m). Jenseits der Staumauer entweder gleich rechts in steiler Richtung zu Marmitte dei Giganti und Alpe Veglia oder länger und flacher weiter in nördliche Richtung über den Lago delle Streghe. Von der Alpe Veglia auf breiter Fahrpiste zurück nach Ponte ­Campo. Dabei kommt man am Infostand des Naturparks vorbei, wo feiner Käse und Joghurt verkauft wird.

AUSGANGS- UND ENDPUNKT
Ponte Campo (1319 m). Prontobus von Varzo (areeprotetteossola.it). Wer mit dem Auto anreist: Der Parkplatz (gebührenpflichtig) befindet sich hinter San Domenico, auf einer Wiese an der Brücke von Ponte Campo.

Toureninfo

Tourencharakter

T3–4, gut markierter Bergweg, der zwischen der Alpe Vallè und dem Passo del Croso abschnittsweise durch exponierte Steilflanken zieht, die Trittsicherheit und Schwindelfreiheit voraussetzen.

Einkehren / Unterkunft

Nostalgisch & leckere Küche: Albergo della Fonte, Danilo & ­Katiuscia Orio, Tel. +39 0324 72576 oder +39 338 3370174, ­albergodellafonte.com.
Ein Stück weiter oben liegen ausserdem das Albergo Lepontino und das Rifugio Città di Arona, ­rifugiocaiarona.com;
die älteste Unterkunft befindet sich in der Località Isola beim Bach: Albergo Alpino Monte Leone, im gleichen Haus Bar und Dorfladen, Tel. +39 0324 725 80 oder +39 338 769 87 51.