Speedland GS:TAM

Der Speedland GS:TAM ist ein Trailrunningschuh für vielseitiges Gelände und lange Distanzen, der sowohl im Training als auch im Wettkampf eingesetzt werden kann. Der Schuh überzeugt durch saubere Verarbeitung und durchdachte Features. 

Der GS:TAM baut auf einem breiten Leisten auf, lässt sich aber durch das BOA-Li2 Schnürsystem auch gut an schmale und weniger voluminöse Füsse anpassen. Bei enger Schnürung kann es zu einer Faltenbildung am Rist kommen, die optisch auffällt, aber durch das weiche Knit-Material kaum spürbar ist. Die Zehenbox ist grosszügig dimensioniert und erlaubt viel Bewegungsfreiheit. Die grosszügige Passform überzeugt bei ausgedehnten Läufen, da der Fuss sich während langen Distanzen natürlicherweise ausdehnt. Mit entsprechender Anpassung bleibt ein angenehmes Tragegefühl auch nach vielen Kilometern gewährleistet, ohne dass das Gefühl entsteht, im Schuh zu schwimmen. Der Fersenbereich ist auf der Innenseite zusätzlich gepolstert und liegt satt und reibungsarm am Fuss an. Die Innensohle ist an der Aussenkante umlaufend hochgezogen, um in seitlich geneigtem Gelände ein Überstehen der Sohle bei starkem Gefälle zu verhindern. Dadurch entsteht das Gefühl, stabil im Schuh zu stehen. Insgesamt vermittelt der GS:TAM ein hohes Mass an Trittsicherheit.

Der sorgfältig verarbeitete Schuhschaft besteht aus einer Kombination mehrerer Materialien. Hauptsächlich ist er aus einem feinen Mesh gefertigt, das über den Zehen grossflächig durch einen TPU-Film verstärkt ist. Dadurch bleiben die Zehen auch bei nassem Untergrund länger trocken. Der sockenähnlich gestaltete Schuh erlaubt einen leichten Einstieg und eine angenehme Druckverteilung unter der Schnürung. Die obere Kante des Schafts war für unseren Tester zu hoch geschnitten und drückte unter dem Knöchel, was den Tragekomfort deutlich minderte.

Anstelle einer konventionellen Schnürung kommen zwei BOA-Li2 Verschlüsse mit so genanntem PerformFit Wrap zum Einsatz. Diese bieten eine multidirektionale Verstellmöglichkeit (fester und lockerer), um Mikroanpassungen unterwegs schnell und präzise vornehmen zu können. Das Verschlusssystem setzt an sechs Punkten an und ermöglicht eine präzise Anpassung im Vorfuss-, Mittelfuss- und Fersenbereich. Im technischen Gelände kann der Schuh schnell enger gestellt werden, auf langen Strecken kann durch Drehen in die andere Richtung Volumen generiert werden. Der grössere Widerstand der Drehverschlüsse beim Lockern hat den Vorteil, dass sich diese bei einem Kontakt mit einer Wurzel oder dergleichen nicht ungewollt lösen. Die Verschlüsse lassen sich BOA-typisch durch Herausziehen der Knöpfe vollständig öffnen. Durch die breite Zwischensohle stehen die Drehknöpfe auf der Aussenseite nicht zu weit hervor. Neben der einfachen Handhabung und der präzisen Einstellmöglichkeit überzeugt das Verschlusssystem durch eine sehr gelungene Integration in den Schuh. Die breiten Riemen aus synthetischem Velours verteilen den Druck auf dem Rist grossflächig und dadurch angenehm. 

Entgegen der ersten optischen Einschätzung ist der GS:TAM kein besonders weich gedämpfter Schuh. Im Feldtest fühlte sich das Dämpfungsmaterial zunächst weniger reaktiv und etwas härter an als erwartet. Nach wenigen Metern auf dem Trail überzeugte die zweiteilige Zwischensohlenkonstruktion jedoch durch ein direktes und stabiles Laufgefühl, ohne dabei an Komfort einzubüssen. Trotz der voluminösen Zwischensohlenkonstruktion fühlt sich der Schuh auf unebenem Untergrund nicht schwammig an. Speedland kombiniert zwei unterschiedliche Schaumstoffe. Die innere, herausnehmbare Zwischensohle besteht aus einem weichen Material, die dem Schuh ein weiches Fussbett gibt. Die äussere Zwischensohle besteht aus einer Kombination aus Polyamid- und Polyetherblöcken, und ist dadurch spürbar fester und direkter. Durch den Verzicht auf eine klassische Einlegesohle ist es nicht möglich, den Schuh mit einer individuellen Einlegesohle zu tragen.

Die Michelin Fiberlite Aussensohle mit einer Profiltiefe von 4,5 mm überzeugt durch ihre Vielseitigkeit. Die grossflächigen Stollen ermöglichen ein geräuscharmes Laufen auf Asphalt und Schotter. Guten Halt bietet er auf Waldboden, Wurzeln, Felsen und Wiesen bei trockenen Bedingungen. Bei Nässe sorgt die Michelin-Aussensohle für guten Halt auf Wiesen, Wurzeln und Felsen. Auf losem und matschigem Untergrund könnte das Profil für mehr Grip und eine bessere Selbstreinigung jedoch tiefer und offener sein.

Der Schuh ermöglicht auch in flachem Gelände ein dynamisches Laufen dank des starken Rocker Shapes. Allerdings ist das Laufverhalten aufgrund des hohen Gewichts von 312 g etwas träge, insbesondere bergauf. Im Test hat der Schuh jedoch vor allem bergab begeistert. Durch die präzise Einstellmöglichkeit kann ein Rutschen im Schuh nahezu vollständig eliminiert werden. Gleichzeitig rollt der Schuh angenehm rund ab und vermittelt durch den breiten Sohlenaufbau ein sicheres Laufgefühl. Besonders wenn der Schuh über die Ferse gelaufen wird, nimmt die Zwischensohle einen Grossteil der Aufprallenergie auf und gewährleistet eine gute Dämpfung. In seitlich abfallendem Gelände überzeugt die innere Zwischensohle durch einen hochgezogenen Rand, der ein Übertreten verhindert und einen sicheren Stand im Schuh gewährleistet. Trotz des hohen Sohlenaufbaus mit 30 mm am Vorfuss und 37 mm an der Ferse fühlt sich der Schuh keineswegs instabil an. Die Sprengung von sieben Millimetern erlaubt einen aktiven Laufstil und ist gleichzeitig komfortabel genug für lange Läufe.

Der GS:TAM verfügt über zwei zusätzliche Alleinstellungsmerkmale. Die zweiteilige Zwischensohle kann durch eine Carbitex GearFlex Carbonplatte ergänzt werden, die jedoch nicht getestet wurde und zusätzlich erworben werden muss. Diese ist herausnehmbar und kann so auch in anderen Speedland Schuhen genutzt werden. Auch ohne die Carbonplatte fühlt sich der Schuh keineswegs schwammig an. Durch den recht hohen Sohlenaufbau scheint auch ein zusätzlicher Durchstichschutz nicht notwendig. Bei eindringendem Wasser kann eine Drainageöffnung unter dem Fussgewölbe geöffnet werden. Diese ist von unten geschlossen und kann bei Bedarf durch einen Schnitt in der Aussensohle geöffnet werden. Eine Platzierung im Vorderfuss wäre sinnvoller, da eindringendes Wasser sich bedingt durch die Sprengung eher im vorderen Teil des Schuhs sammelt.

Der Testschuh ist sauber verarbeitet und macht einen robusten Eindruck. Das Obermaterial inklusive aller Nähte und Verklebungen ist makellos. Die Michelin-Aussensohle besteht aus zwei Teilen und bedeckt den Grossteil der Aussenfläche. Dadurch ist das Dämpfungsmaterial der Zwischensohle gut vor Abrieb geschützt.