Mammut Alpine Core Protect 9.5mm

Das Mammut Alpine Core Protect ist ein 9.5 mm dickes Einfachseil mit eingearbeiteten Aramid-Fasern für erhöhte Kanten-/Schnittfestigkeit. Damit greift Mammut wie bereits Edelrid zuvor eines der grossen, bleibenden Probleme bei Kletterseilen an: die Schnittfestigkeit, z.B. beim Sturz über eine scharfe Kante.

Rein äusserlich sieht man dem Seil das hochfeste Material nicht an. Wie jedes andere Einfachseil hat es einen dynamischen Kern sowie einen Mantel aus Polyamid-Fasern. Zwischen diesen beiden Schichten sind zusätzlich von aussen nicht sichtbare, hochfeste und vor allem schnittfeste Aramidfasern eingearbeitet. Letztere sind wie ein Netz geflochten, damit das statische Aramid die Dynamik des Seils nicht beeinflusst. Mammut gibt einen dynamischen Fangstoss von 8,9kN beim Normtest an – dies wäre Standard für ein Einfachseil. Gefühlt hatten wir im Praxistest beim Sportklettern jedoch den Eindruck, dass der Fangstoss des Alpine Core Protect eher auf der harten Seite ist. Beim Sportklettern muss bzw. kann man dies durch dynamisches Sichern kompensieren, im alpinen Gelände wird man den Unterschied vermutlich gar nicht merken.

Der Seildurchmesser ist mit 9.5mm angegeben. Da dieser Durchmesser laut Norm unter gewissen Rahmenbedingungen gemessen wird, gibt es eine kleine Varianz des „empfundenen“ Durchmessers. Im Falle des Mammut Alpine Core Protect fanden wir, dass sich das Seil eher dick für ein 9.5mm Seil anfühlt. Dies wurde beim Sichern auch bestätigt, da das Seil nicht ganz so leicht durch das Sicherungsgerät flutscht, wie man es von den heutigen, dünnen Einfachseilen gewohnt ist. Trotzdem weist das Seil nur ein Metergewicht von 59g/m auf und ist damit für ein entsprechend dickes Seil ziemlich leicht.

Die Oberflächenstruktur beschreiben wir am besten als „unauffällig“: Nicht besonders glatt, nicht besonders grob, und gut zu greifen (nicht zuletzt auch wegen des Durchmessers). Gleiches gilt für die Steifigkeit des Seils. Die gute, aber nicht zu starke Flexibilität ermöglicht ein gutes Seilhandling. Die Verschleissfestigkeit des Mantels liegt ebenfalls im Mittelfeld. Auch wenn wir im Praxistest "sorgsam“ mit dem Seil umgingen (Verwendung Seilsack, Bürsten des Seils nach jedem Klettertag, um Staub zu entfernen, wenige Stürze), konnten wir bereits nach wenigen Tagen deutliche Gebrauchsspuren feststellen. Dies ist nicht ungewöhnlich beim Sportklettern, kann aber auch besser aussehen. Eine Hypothese unsererseits ist, dass das neongelbe Mantelgarn möglicherweise nicht unbedingt das robusteste ist. Das Neongelb des Mantels ist Fluch und Segen zugleich: Selbstverständlich gibt die auffallende Farbgebung einen hohen Wiedererkennungswert und macht sich hervorragend auf Bildern – allerdings ist die Farbe sehr anfällig für Staub und Schmutz. Im Praxistest wandelte sich die Farbe bereits innerhalb weniger Tage von Neongelb hin zu einem schmutzigen Gelbton.

Erwähnenswert ist zudem die geringe Haltbarkeit der Mittelmarkierung. Auch wenn die schwarze Markierung auf dem gelben Seil an sich sehr einfach zu erkennen ist, verschwimmt diese bereits stark den ersten Tagen im Gebrauch. Eine Nachfärbung ist allerdings kein Problem (hierbei die Richtlinien des DAV berücksichtigen, welche Stifte / Farben problemlos verwendet werden können). Ausgeliefert wird das Seil vom Hersteller so, dass es krangelfrei von der Seilpuppe entnommen werden kann. Die Verpackung des Testseils, die wir erhielten, war allerdings unter jedem Industriestandard – mit einem losen Kunststoffband in der Mitte einer Seilpuppe, welche links und rechts bereits auseinanderfiel. Ebenfalls verzichtet Mammut bei diesem Seil auf die in der Vergangenheit verwendeten, hochwertigen aufgedruckten Label am ultraschallverschweissten Seilende. Stattdessen wird eine günstige Banderole aus Kunststoff um das Seilende geklebt, welche bereits nach wenigen Tagen in der Anwendung abplatzt.  

Zusammenfassend muss man unbedingt den primären Einsatzbereich dieses Seiles im Blick behalten: Wie der Name Alpine Core Protect bereits vermuten lässt, ist das Fokusthema dieses Seils die Anwendung im alpinen Gelände, beispielsweise für Bergführer. In diesem Einsatzgebiet kommt auch die erhöhte Kantenfestigkeit voll zu tragen, die Griffigkeit durch den dicken 9.5mm Durchmesser ist angenehm im Handling. Beim Sportklettern hingegen empfehlen wir eine maximale Länge von 70m aufgrund des doch respektablen Durchmessers und Gewichts. V.a. bei leichten Kletterern sollte man beim Sichern die notwendige Dynamik integrieren, damit die Stürze nicht allzu hart werden.