Im Test: Edelrid Pinch
Im Test: Edelrid Pinch
 Datum: 28.08.2024  Text: Outdoor Guide Redaktion  Fotos: Edelrid 

Edelrid Pinch

Drücken Sie die Eingabetaste zum Suchen
Edelrid Pinch

Getestet

Hersteller: 

Edelrid

Preis: 

100.00 CHF

Mit dem Pinch bläst der deutsche Spezialist für Kletterausrüstung Edelrid zum Angriff auf die Vorherrschaft des Petzl Grigri bei halbautomatischen Sicherungsgeräten. Hierbei sollen einzigartige Funktionen helfen, welche vor allem weitere Einsatzbereiche für dieses Sicherungsgerät eröffnen.

Starten wir jedoch mit der allgemeinen Funktionsweise des Pinch: Ähnlich wie beim Grigri läuft das Seil um einen Exzenter, welcher im Sturzfall nach vorne / oben bewegt wird und somit das einlaufende Seil blockiert. Eine minimale Handkraft am Bremsseil reicht bereits zur Aktivierung des Bremsmechanismus, und das Gerät übernimmt im Anschluss die komplette Blockierkraft. Bereits beim Einlegen des Seils offenbaren sich jedoch die ersten Unterschiede: Das Gerät muss mittels eines Druckknopfs entriegelt werden, bevor es geöffnet wird. Hierfür sind zwei Hände notwendig, was beim Konkurrenzprodukt noch einhändig mit einem beherzten Schwenken des Gerätes funktioniert. Beim Verschliessen gibt das gut hörbare Einrasten des Verriegelungsbolzen ein versicherndes und gut hörbares Zeichen an den Anwender. Mit einem Karabiner durch die Öse wird das Gerät zusätzlich verriegelt und am Klettergurt befestigt.

Beim Seilausgeben fällt auf, dass das Pinch deutlich mehr Reibung als ein Grigri erzeugt. V.a. bei dickeren Seilen (ab 9,5mm Durchmesser) ist eine ordentliche Portion Kraft notwendig, um das Seil durch das Gerät zu führen. Bei dickeren Seilen ist auch die Anwendung der sog. Gaswerkmethode unumgänglich, da es sonst zum Stocken bei der Seilausgabe kommt. Mit dünnen Seilen geht dies deutlich einfacher von statten, wobei die höhere Reibung auch hier auffällig ist. Laut dem Bedienvideo des Herstellers kann mit dem Daumen der Exzenter nach unten gedrückt werden, um eine flüssige Seilausgabe zu unterstützen. Die Kante am Seitenteil zum Gegenhalten nach der Gaswerkmethode ist sehr klein ausgeführt. Durch die Form des Geräts gerät der Anwender sehr leicht in Versuchung, das gesamte Gerät wie eine Pistole zu umgreifen, was jedoch die Blockierfunktion ausser Kraft setzt.

Die Bremsfunktion des Geräts funktioniert äusserst zuverlässig und wir konnten im Test keine Situation (ausgenommen Fehlbedienung) nachstellen, in dem es nicht zu einer sofortigen Blockade des Bremsseils im Sturzfall kam.

Zum Ablassen ist wie gewohnt ein ausklappbarer Hebel integriert, der über eine Übersetzungsmechanik das flüssige Ablassen mit geringer Handkraft ermöglicht. Positiv aufgefallen ist hierbei die Einzugskerbe für das Bremsseil: Durch die Riffelung kann zum einen eine erhöhte Bremskraft aufgebracht werden (für sehr dünne Seile relevant), zudem wird das Seil sauber von vorne eingeführt, was dem Krangeln vorbeugt. Der Hebel selbst weist einige unergonomisch scharfe Kanten am Kunststoff auf. Schön gelöst ist die Panikfunktion, welche unauffällig im Ablasshebel integriert ist. Wird der Hebel zu stark gezogen, springt diese Panikfunktion ein, und der Exzenter blockiert wieder das Seil. Bei viel Reibung im System bzw. leichten Kletterern oder Kletterinnen springt diese Panikfunktion auch gerne voreilig an – wer keine Lust auf diese Sicherheitsfunktion hat, kann die Panikfunktion mittels einer zusätzlichen, beigelieferten Schraube permanent deaktivieren.

Interessant sind die unterschiedlichen Befestigungsmöglichkeiten des Edelrid Pinch sowohl am Klettergut als auch an Fixpunkten: Neben der Befestigung mittels Karabiner kann das Gerät auch direkt in der Einbindeschlaufe eingehängt werden. Hierdurch ist das Gerät deutlich näher am Körper positioniert, so dass entsprechend mehr Seil mit einer Bewegung ausgegeben werden kann. An Fixpunkten am Standplatz kann das Gerät durch die vielfältigen Befestigungspositionen in jeder Orientierung angebracht werden, um einen optimalen Seilverlauf zu gewährleisten. Im Test empfanden wir die direkte Befestigung des Pinch an der Einbindeschlaufe als gewöhnungsbedürftig bzw. fehleranfällig, auch wenn sich unsere Sorgen als unbegründet herausstellten. 

Das Gerät ist optisch ansprechend und aus wertigen Materialien gefertigt. Design und Verarbeitungsqualität haben und im Test beeindruckt. Auch wenn es optisch schlanker wirkt, ist es mit 234 g sogar ein gutes Stück schwerer als das Grigri+. Preislich ist das Pinch zwischen dem Grigri und dem Grigri+ angesiedelt. Vor allem wer Wert auf die integrierte Panikfunktion als zusätzlichen Sicherheitsaspekt legt, findet im Pinch eine ernstzunehmende Alternative zum Grigri+.

Fazit

Das Edelrid Pinch ist ein halbautomatisches Sicherungsgerät, welches neben den gewohnten Features zusätzliche Eigenschaften aufweist, um die Anwendung nicht nur beim Sportklettern, sonst auch beim Mehrseillängenklettern mit Einfachseil zu optimieren. Die Befestigung am Klettergurt sowie am Fixpunkt ist in unterschiedlichen Varianten möglich. Leider empfanden wir das Seilhandling v.a. aufgrund der Reibung im Gerät etwas schwieriger als mit Konkurrenzprodukten. 

Produktdaten

Produktbezeichnung

Edelrid Pinch

Produktkategorien

Sicherungsmittel

Hersteller-Webseite

edelrid.com

Gesamtgewicht

234g

  • Im Test: Edelrid Pinch
    Im Test: Edelrid Pinch
  • Im Test: Edelrid Pinch
    Im Test: Edelrid Pinch
  • Im Test: Edelrid Pinch
    Im Test: Edelrid Pinch