Palmen, Kamele, dünne Luft – Trekking im Indischen Himalaya
Eine Reise nach Ladakh ist ein Aufbruch in eine Bergwelt voller Gegensätze. Im äussersten Norden Indiens kontrastiert die Bergwelt des Himalayas mit Palmen und Kamelen – Überbleibsel aus der Zeit der Karawanenzüge.
Nun sitzen wir tatsächlich alle vier zusammen im Flieger. Zuerst nach Delhi, dann im Anschlussflug weiter ins gut 1000 Kilometer entfernte Leh. Es ist der Anfang einer dreiwöchigen Ladakh-Trekkingreise, mit der ich meine Familie zu Weihnachten überrascht habe. Gemeinsame Familienurlaube sind bei uns immer ein wenig zu kurz gekommen. Ich wollte, dass wir noch einmal gemeinsam etwas Besonderes erleben, bevor unsere Söhne, beide Anfang zwanzig, endgültig ihre eigenen Wege gehen. «Reisen in den Himalaya sind immer ein aussergewöhnliches Erlebnis. Aber Ladakh ist schon etwas ganz Besonderes», hatte mir eine Mitreisende bei einem früheren Nepal-Trekkingtrip erzählt. Diese Aussage hatte sich in meinem Kopf festgesetzt und wurde auch von unserem Guide Benedikt Viebahn bestätigt. Der Oberbayer aus dem Chiemgau ist seit über 30 Jahren weltweit als Geograph und Bergführer unterwegs. Seit 1996 arbeitet er als Veranstalter von Trekkingreisen zu den Bergen der Welt. Mit seinen drei Söhnen war er vor einigen Jahren ebenfalls auf Familientrip mit Zelt und Packpferden in diesem Teil des westlichen Himalaya unterwegs. Seither kommt Benedikt regelmässig nach Ladakh, jenem kargen Landstrich im Norden Indiens, der im Nordwesten an Pakistan und im Nordosten an Tibet grenzt.
Die auf 3500 Meter liegende Hauptstadt des ehemaligen Königreichs Ladakh begrüsst uns mit strahlendem Sonnenschein und mit für Mitte September angenehmen 20 Grad Wärme. Kaum angekommen, empfängt uns Tsering Norbu mit einem herzlichen «Julley», dem ladakhischen Pendant zum nepalesischen «Namaste» oder dem schweizerdeutschen «Grüezi». Der 46-jährige Tsering stammt aus einer Nomadenfamilie, betreibt jedoch seit 20 Jahren eine Trekkingagentur in Leh. Seit Jahren arbeitet er mit Benedikt als Partner vor Ort in Ladakh zusammen. Mit seiner unaufdringlichen Herzlichkeit und seiner ruhigen Art nimmt uns Tsering sofort für ihn ein. «Ich habe zusammen mit Benedikt eine schöne Tour für euch ausgearbeitet. Es geht in das nördliche Ladakh an die Grenze zu Tibet und ins Karakorum. Dann werdet ihr über den 5400 Meter hohen Lasermo La-Pass zurück nach Leh kommen. Aber bevor es auf den grossen Fünf-Tage-Trek mit den Pferden über den Lasermo La geht, müsst ihr euch noch gut akklimatisieren. Deshalb bleiben wir noch zwei Tage hier in Leh und machen dann vorab einen Zwei-Tage-Trek. Dabei werden wir noch ohne Pferde unterwegs sein. Aber währenddessen könnt ihr schon mal die Mannschaft kennenlernen und euch an das Übernachten in den Zelten gewöhnen.»
Die auf 3500 Meter liegende Hauptstadt des ehemaligen Königreichs Ladakh begrüsst uns mit strahlendem Sonnenschein und mit für Mitte September angenehmen 20 Grad Wärme. Kaum angekommen, empfängt uns Tsering Norbu mit einem herzlichen «Julley», dem ladakhischen Pendant zum nepalesischen «Namaste» oder dem schweizerdeutschen «Grüezi». Der 46-jährige Tsering stammt aus einer Nomadenfamilie, betreibt jedoch seit 20 Jahren eine Trekkingagentur in Leh. Seit Jahren arbeitet er mit Benedikt als Partner vor Ort in Ladakh zusammen. Mit seiner unaufdringlichen Herzlichkeit und seiner ruhigen Art nimmt uns Tsering sofort für ihn ein. «Ich habe zusammen mit Benedikt eine schöne Tour für euch ausgearbeitet. Es geht in das nördliche Ladakh an die Grenze zu Tibet und ins Karakorum. Dann werdet ihr über den 5400 Meter hohen Lasermo La-Pass zurück nach Leh kommen. Aber bevor es auf den grossen Fünf-Tage-Trek mit den Pferden über den Lasermo La geht, müsst ihr euch noch gut akklimatisieren. Deshalb bleiben wir noch zwei Tage hier in Leh und machen dann vorab einen Zwei-Tage-Trek. Dabei werden wir noch ohne Pferde unterwegs sein. Aber währenddessen könnt ihr schon mal die Mannschaft kennenlernen und euch an das Übernachten in den Zelten gewöhnen.»
Lebendiger Buddhismus
Nach dem kurzen Briefing wird uns Norbu vorgestellt, der als Guide für Tsering arbeitet. Der 28-jährige Norbu ist ein zierlicher Kerl, der uns in fliessendem Englisch begrüsst. Norbu wird uns die ganze Reise über begleiten. Während unserer ersten Akklimatisationswanderung, die uns von Leh hinauf zu dem imposanten Tempel Shanti Stupa führt, wird schnell klar, dass Norbu ein tief gläubiger Buddhist ist. «Der Buddhismus zeigt mir meinen Weg durchs Leben», sagt er. Norbu lässt keine Gebetsmühle aus und sammelt jeden Müll auf dem Weg auf, weil ihm die Natur sehr am Herzen liegt. «Ich esse auch kaum Fleisch, weil Buddhisten nur ungern Tiere töten.» Nicht nur in Leh, sondern in ganz Ladakh sind Lebensweise und Kultur stark vom Buddhismus geprägt. Im Gegensatz zum nahen Tibet, dessen buddhistische Kultur massiven Repressalien durch die chinesischen Besatzer ausgesetzt ist, wird der Buddhismus in Ladakh noch intensiv gelebt. Der Dalai Lama ist überall auf Bildern und Plakaten präsent. An jeder Ecke finden sich Gebetsmühlen und Mani-Steine. Auch der Palast hoch über der Stadt erinnert architektonisch nicht nur entfernt an den berühmten Potala in Lhasa, den ehemaligen Hauptsitz des jetzt im indischen Exil lebenden Oberhauptes der tibetanischen Buddhisten. Buddhistisch bescheiden sind auch die Lebensträume von Norbu: «Ich will kein Millionär werden. Ich will nur meine Familie, die ich hoffentlich einmal haben werde, ernähren können. Meine Kinder oder meine Frau sollen einmal sagen können, mein Vater oder mein Mann hat sich gut um mich gekümmert.» Angefangen hat er bereits mit 16 Jahren als Küchenjunge auf den Treks. «Um Geld zu verdienen, aber auch deshalb, weil mich diese fremden Menschen, die da kamen, faszinierten. Sie sahen so anders aus als wir und erzählten mir viel von fremden Ländern, die ich sehr gerne mal sehen würde.» Geld für eine Reise ins Ausland haben jedoch nur sehr wenige Menschen in Ladakh. Norbu hat Geschichte, Politikwissenschaften, Psychologie und Englisch in Leh studiert. Doch diese Ausbildung bietet vor Ort kaum Berufsaussichten. Er ist deshalb froh, dass er Trekkingtouristen seine Heimat zeigen kann. «Klar kann man auch individuell durch Ladakh reisen», antwortet er auf die Frage unserer Söhne. «Aber in einem Land, in dem es nur über WLAN in Hotels eine Handyverbindung für Ausländer gibt und in dem Satellitentelefone verboten sind, seid ihr in den Bergen mit ortskundigen Guides besser und sicherer unterwegs. Und ihr gebt uns so vor allem auch Arbeit!» Ladakh ist bis jetzt noch sehr wildes und ursprüngliches Land. Doch auch ein Land, das sich derzeit sehr verändert.
Überall in Leh wird gebaut und neue Hotels entstehen. In bisher einsamen Bergregionen schuften viele Männer und Frauen mit Schaufeln und Harken an neuen Strassen, die das Land und seine Dörfer touristisch besser erschliessen sollen. Am Strassenrand fordern viele Schilder die Reisenden immer wieder mit durchaus humorvollen Sinnsprüchen zu einem bewussten Umgang mit der Natur und zur ökologischen Müllentsorgung auf. Hoffen wir, dass diese auch ernst genommen werden. Umweltorganisationen wie die LEDEG (Ladakh Ecological Development Group, www.ledeg.org) versuchen ebenfalls, eine ökologische und soziale Entwicklung voranzutreiben, die mit der traditionellen ladakhischen Kultur harmonieren soll. Auch Norbu sind Nachhaltigkeit und Umweltschutz sehr wichtig. Sanfter Tourismus, der Gästen die faszinierende Schönheit der Natur des Landes nahebringen soll, ist für ihn die Zukunft. «Am liebsten wie mit euch auf eher wenig begangenen, wilden Pfaden.»
Überall in Leh wird gebaut und neue Hotels entstehen. In bisher einsamen Bergregionen schuften viele Männer und Frauen mit Schaufeln und Harken an neuen Strassen, die das Land und seine Dörfer touristisch besser erschliessen sollen. Am Strassenrand fordern viele Schilder die Reisenden immer wieder mit durchaus humorvollen Sinnsprüchen zu einem bewussten Umgang mit der Natur und zur ökologischen Müllentsorgung auf. Hoffen wir, dass diese auch ernst genommen werden. Umweltorganisationen wie die LEDEG (Ladakh Ecological Development Group, www.ledeg.org) versuchen ebenfalls, eine ökologische und soziale Entwicklung voranzutreiben, die mit der traditionellen ladakhischen Kultur harmonieren soll. Auch Norbu sind Nachhaltigkeit und Umweltschutz sehr wichtig. Sanfter Tourismus, der Gästen die faszinierende Schönheit der Natur des Landes nahebringen soll, ist für ihn die Zukunft. «Am liebsten wie mit euch auf eher wenig begangenen, wilden Pfaden.»
«Wenn ein Tal nur über einen hohen Pass zu erreichen ist, kommen lediglich gute Freunde oder schlimme Feinde.»
Zeit nehmen zur Akklimatisierung
Wir verlassen Leh mit einem Kleinbus und starten in eine ockerfarbene Bergwelt, in der wir uns auf der geplanten Zweitages-Tour im Industal weiter akklimatisieren wollen. In Ladakh bewegt man sich bei einem Trek ständig zwischen 3500 und mindestens 5000 Metern. Diese Höhe packt kaum jemand auf Anhieb. Da helfen auch die Unmengen an Ingwertee und blutdrucksenkendem Knoblauch nur wenig, die man überall verabreicht bekommt. Die rund zweistündige Fahrt führt uns in ein kleines Seitental des Indus. Dort beziehen wir erstmals die Zelte, die unsere vorgefahrene Begleitmannschaft bereits aufgebaut hat. Zwei Tage sind wir auf schmalen, gerölligen Pfaden zu Fuss unterwegs. Hier steigen meist nur Ziegenhirten auf. Touristen sind dort eigentlich nie unterwegs. Wir überqueren dabei den 4700 Meter hohen Pass Kilirma La, der uns mit schönen Aussichten über das Industal nach Süden belohnt. Von dort steigen wir in das kleine Dorf Sakti auf immer noch 3700 Metern Höhe ab. Im Quartier angekommen, bringt uns das opulente Abendmahl, das die Jungs in ihrem Küchenzelt gezaubert haben, wahrhaft hohen Genuss.
Wettersturz am Pangong See
Der Ausgangspunkt zu unserem geplanten grossen Trek mit den Packpferden liegt im weit entfernten Nubratal im äussersten Norden Ladakhs. «Wir werden den Weg dorthin in zwei Tagesetappen mit dem Kleinbus zurücklegen», erklärt Benedikt am nächsten Morgen in Sakti. Dort wartet eine kleine Gruppe Kinder in Schuluniform auf den Schulbus und beäugt uns staunend. Nach vier Stunden Fahrt hinauf auf das tibetische Hochplateau erreichen wir den beeindruckenden Pangong See. Der 134 Kilometer lange und bis zu acht Kilometer breite See liegt zu zwei Dritteln auf tibetanischem Territorium. Unser Ziel, das kleine Dorf Marak, befindet sich auf 4200 Metern Höhe. «Hier gibt es ein paar Bauern, die in ihren Häusern Zimmer vermieten, um sich etwas dazu zu verdienen», erzählt uns Norbu und führt uns in eines dieser «Homestays». Die kleinen drei- und vierjährigen Enkelinnen des Familienoberhauptes verlieren bald die anfängliche Schüchternheit und lassen das Eis brechen. Am Abend sitzen wir im Wohnzimmer der Familie am Boden und werden mit Knoblauchsuppe, Reis und Gemüse verköstigt.
Wetterumschwung über Nacht. Bei einer Wanderung am nächsten Tag hängen dicke Regenwolken am Himmel. Die Bergflanken sind weiss angezuckert. Für den Monat September ist das ungewöhnlich. «Ladakh ist ein sehr trockenes Land mit Wüstenklima. Hier gibt es meist nur im Winter Niederschläge. Aber auch hier ist jetzt der Klimawandel allmählich zu spüren und beschert uns solche Wetterkapriolen», meint Benedikt. Wir stapfen zurück und packen für die Weiterreise. Schneeregen, schmierige Strassen, durch die ständig anlaufende Frontscheibe ist die Sicht mehr als begrenzt. Die Fahrt hinüber ins Nubratal wird entsprechend gefährlich. Von den mächtigen Bergflanken drohen aufgrund der starken Niederschläge überall Erdrutsche. Unser Fahrer ist sichtlich nervös und schaut ständig aus dem Seitenfenster. Jede Sekunde kann hier ein locker gewordener Fels auf das Auto stürzen. Wir sind alle sehr erleichtert, als wir und auch unser Begleitteam heil ankommen.
Wetterumschwung über Nacht. Bei einer Wanderung am nächsten Tag hängen dicke Regenwolken am Himmel. Die Bergflanken sind weiss angezuckert. Für den Monat September ist das ungewöhnlich. «Ladakh ist ein sehr trockenes Land mit Wüstenklima. Hier gibt es meist nur im Winter Niederschläge. Aber auch hier ist jetzt der Klimawandel allmählich zu spüren und beschert uns solche Wetterkapriolen», meint Benedikt. Wir stapfen zurück und packen für die Weiterreise. Schneeregen, schmierige Strassen, durch die ständig anlaufende Frontscheibe ist die Sicht mehr als begrenzt. Die Fahrt hinüber ins Nubratal wird entsprechend gefährlich. Von den mächtigen Bergflanken drohen aufgrund der starken Niederschläge überall Erdrutsche. Unser Fahrer ist sichtlich nervös und schaut ständig aus dem Seitenfenster. Jede Sekunde kann hier ein locker gewordener Fels auf das Auto stürzen. Wir sind alle sehr erleichtert, als wir und auch unser Begleitteam heil ankommen.
Ladakh ist ein bis jetzt noch sehr wildes und ursprüngliches Land.
Bis 1994 militärische Sperrzone
Das Nubratal im Grenzbereich zu Pakistan war ebenso wie der Pangong See lange Zeit militärische Sperrzone. Erst seit 1994 ist es für Touristen geöffnet. Hier ist immer noch viel Militär samt grosser Kasernenanlagen präsent. Doch das wunderschöne Tal sollte man sich trotzdem nicht entgehen lassen. Hier kontrastiert eine imposante Gebirgslandschaft mit Palmen, Sanddünen und zahlreichen Kamelen – ein Überbleibsel aus der Zeit, in der Karawanen durch das Tal zogen, um mit den Ländern im Norden Handel zu treiben. Benedikt freut sich sehr, uns dort das Kloster Diskit zeigen zu können, dessen riesige Buddha-Statue weithin über das Tal zu sehen ist. Wir steigen über die vielen Treppen zum Kloster hinauf. Norbu gelingt es, einen Mönch zu überreden, damit er die heiligen Räume für uns aufsperrt. Dort lassen wir uns von der unglaublichen Farbenpracht der grossen Mandalas, den vielen Butterlampen und den markanten Figuren buddhistischer Gottheiten beeindrucken.
Später in der Lodge im Örtchen Hundar telefoniert Norbu mit Tsering, der von Leh aus für uns alles lenkt und organisiert. Irgendwann rückt er mit der Sprache raus: «Es wird leider nichts mit unserem geplanten Trek hier auf den alten Karawanenwegen über den Lasermo La. Es ist viel zu viel Schnee in den Bergen. Unsere Packpferde mit der Ausrüstung, die von Leh aus zu uns herüberkommen sollten, haben es nicht über diesen Pass geschafft. Sie mussten auf halbem Weg umkehren. Ohne Pferde und Ausrüstung können wir nicht los.» Wir sind enttäuscht. Benedikt bespricht mit uns alternative Möglichkeiten und wir beschliessen, uns wieder per Bus zurück auf den Weg ins Industal zu machen. Tsering organisiert mittlerweile einen neuen Trek mit Pferden. Eine abenteuerliche Fahrt über den schneebedeckten Khardung La beginnt, dem mit 5400 Metern weltweit höchsten befahrbaren Strassenpass. Langsam kurven wir durch Matsch, Schlamm und tiefe Schlaglöcher bergauf. Der Pass ist nach dem Wintereinbruch vor zwei Tagen heute erstmals wieder geöffnet. Lastwagen, Reisebusse und Motorradfahrer kämpfen sich aneinander vorbei. Teils bleiben nur Zentimeter Abstand zueinander oder zum Abgrund. Kurz vor der Passhöhe gerät ein Travellerbus ins Kippen und bleibt in Schieflage auf einem entgegenkommenden LKW hängen. Stundenlang geht gar nichts mehr voran. Wir fragen uns, wie sich dieses Chaos auf 5200 Metern Höhe jemals auflösen soll. Irgendwann gelingt es einem Trupp aus Militär und anderen LKW-Fahrern, den Bus mit vereinten Kräften wieder gerade zu richten. Allmählich kommt der Verkehr wieder ins Fliessen. Endlich können wir auf der anderen Seite des Passes die 39 Kilometer wieder hinunter ins Industal zurücklegen.
Später in der Lodge im Örtchen Hundar telefoniert Norbu mit Tsering, der von Leh aus für uns alles lenkt und organisiert. Irgendwann rückt er mit der Sprache raus: «Es wird leider nichts mit unserem geplanten Trek hier auf den alten Karawanenwegen über den Lasermo La. Es ist viel zu viel Schnee in den Bergen. Unsere Packpferde mit der Ausrüstung, die von Leh aus zu uns herüberkommen sollten, haben es nicht über diesen Pass geschafft. Sie mussten auf halbem Weg umkehren. Ohne Pferde und Ausrüstung können wir nicht los.» Wir sind enttäuscht. Benedikt bespricht mit uns alternative Möglichkeiten und wir beschliessen, uns wieder per Bus zurück auf den Weg ins Industal zu machen. Tsering organisiert mittlerweile einen neuen Trek mit Pferden. Eine abenteuerliche Fahrt über den schneebedeckten Khardung La beginnt, dem mit 5400 Metern weltweit höchsten befahrbaren Strassenpass. Langsam kurven wir durch Matsch, Schlamm und tiefe Schlaglöcher bergauf. Der Pass ist nach dem Wintereinbruch vor zwei Tagen heute erstmals wieder geöffnet. Lastwagen, Reisebusse und Motorradfahrer kämpfen sich aneinander vorbei. Teils bleiben nur Zentimeter Abstand zueinander oder zum Abgrund. Kurz vor der Passhöhe gerät ein Travellerbus ins Kippen und bleibt in Schieflage auf einem entgegenkommenden LKW hängen. Stundenlang geht gar nichts mehr voran. Wir fragen uns, wie sich dieses Chaos auf 5200 Metern Höhe jemals auflösen soll. Irgendwann gelingt es einem Trupp aus Militär und anderen LKW-Fahrern, den Bus mit vereinten Kräften wieder gerade zu richten. Allmählich kommt der Verkehr wieder ins Fliessen. Endlich können wir auf der anderen Seite des Passes die 39 Kilometer wieder hinunter ins Industal zurücklegen.
Mit Pferden im Markha-Tal
Zurück in Leh treffen wir wieder Tsering, der inzwischen das Team mit unseren Packpferden samt Ausrüstung zu unserer neuen Route geschickt hat. Im Hemis Nationalpark, gut zwei Autostunden von Leh entfernt, starten wir auf den viertägigen Trek ins Markha-Tal. Der Trek gilt als der Klassiker unter den Trekking-Routen in Ladakh, und ist vor allem in den Sommermonaten stark frequentiert. Umgeben vom mächtigen Kang Yatse im Osten und der Zanskar-Kette im Südwesten zeigt sich das Markha-Tal mit den vielen Bäumen als eine grüne Oase inmitten der Hochgebirgswüste Ladakhs. Unsere Begleitmannschaft geht mit den beladenen Pferden voraus und baut schon mal die Zelte auf. Nach der ersten Nacht in Skyu starten wir in Richtung des 4900 Meter hohen Ganda La-Passes. «Der Pass ist auch bei der derzeitigen Schneelage gut zu meistern», sagt Norbu. Es folgt eine wunderschöne Tour durch eine Schlucht mit vielen Flussquerungen und einem faszinierenden Konglomerat an Gestein hinauf zum Dorf Shingo auf 4150 Metern Höhe. In der Ferne beobachten wir Blauschafe an den Hängen, Murmeltiere und freche Kaninchen treffen wir überall am Wegesrand. Am nächsten Vormittag gestaltet sich der Aufstieg hinauf bis zum Pass relativ problemlos. Nach drei Stunden erreichen wir die von vielen Gebetsfahnen umwehte Steinmauer auf der Passhöhe. Ein Ladakhi, der von der anderen Passseite heraufgekommen ist, gestikuliert uns freundlich, dass wir die Mauer ja links herum passieren sollen. «Nach buddhistischem Glauben folgen wir immer dem Lauf der Sonne und umrunden unsere Gebetsmühlen und Altäre immer links herum. Ansonsten wäre das schlecht für das persönliche Karma», erklärt uns Norbu.
Ein Teil unserer Gruppe will die 5000 voll machen und steigt noch zum Gipfelplateau des Ganda Ri auf. Dort grüsst im Hintergrund der Stok Kangri, der mit 6140 Metern höchste Gipfel Ladakhs. Der Abstieg auf der anderen Seite der Passhöhe hinunter nach Rumbak zieht sich. Anfangs führt der Weg durch tiefen Schnee und Matsch. Weiter unten dann säumen faszinierende Felsflanken in von Mangan gefärbtem Rot oder Grün das Tal. Geier und Adler am Himmel, Rebhühner en masse. «Irgendwo hier in dem Gebiet sollen noch 80 bis 100 Schneeleoparden leben», erzählen uns unten im kleinen Dorf Rumbak Mitglieder eines Beobachtungsteams, das den seltenen Tieren mit professionellen Teleskopen nachspürt. Es folgt noch eine letzte, frostig-kalte Zeltnacht auf einem Feld, dann geht es wieder zurück nach Leh. Es sind die letzten Momente in einer Natur, die fasziniert, beeindruckt und uns innere Ruhe finden lässt. Die letzten Augenblicke mit den Jungs der Mannschaft, die selbst nicht viel haben und uns noch eine Schokoladentorte zum Abschied schenken. Ein süsser Abschied von Menschen, die wir ins Herz geschlossen haben. Es sind die letzten Eindrücke von einem Land und einer gemeinsamen Familienreise, die bleibende Eindrücke bei jedem von uns hinterlassen hat. Julley Ladakh, hoffentlich bis bald mal wieder!
Ein Teil unserer Gruppe will die 5000 voll machen und steigt noch zum Gipfelplateau des Ganda Ri auf. Dort grüsst im Hintergrund der Stok Kangri, der mit 6140 Metern höchste Gipfel Ladakhs. Der Abstieg auf der anderen Seite der Passhöhe hinunter nach Rumbak zieht sich. Anfangs führt der Weg durch tiefen Schnee und Matsch. Weiter unten dann säumen faszinierende Felsflanken in von Mangan gefärbtem Rot oder Grün das Tal. Geier und Adler am Himmel, Rebhühner en masse. «Irgendwo hier in dem Gebiet sollen noch 80 bis 100 Schneeleoparden leben», erzählen uns unten im kleinen Dorf Rumbak Mitglieder eines Beobachtungsteams, das den seltenen Tieren mit professionellen Teleskopen nachspürt. Es folgt noch eine letzte, frostig-kalte Zeltnacht auf einem Feld, dann geht es wieder zurück nach Leh. Es sind die letzten Momente in einer Natur, die fasziniert, beeindruckt und uns innere Ruhe finden lässt. Die letzten Augenblicke mit den Jungs der Mannschaft, die selbst nicht viel haben und uns noch eine Schokoladentorte zum Abschied schenken. Ein süsser Abschied von Menschen, die wir ins Herz geschlossen haben. Es sind die letzten Eindrücke von einem Land und einer gemeinsamen Familienreise, die bleibende Eindrücke bei jedem von uns hinterlassen hat. Julley Ladakh, hoffentlich bis bald mal wieder!