Im zweiten Anlauf – Ein Kletterabenteuer im Grössten Fjord der Welt
«Vollenden, was wir begonnen haben!» Mit diesem Vorsatz brechen die Alpinisten Stefan Glowacz, Philipp Hans, Markus Dorfleitner und Christian Schlesener im Sommer 2019 nach Grönland auf, um dort die fast 1300 Meter hohe Ostwand des Grundtvigskirken zu besteigen. Ein Abenteuer zwischen riesigen Eisbergen, stürmischer See und brüchigem Granit.
Es ist der 17. September 2018. Gut 1000 Kilometer Eiswüste liegen hinter Stefan Glowacz, Thomas Ulrich und Philipp Hans. In knapp 30 Tagen haben die Abenteurer Grönland einmal von West nach Ost durchquert. Überquert trifft es besser, denn der Eispanzer zwischen dem Start am Atâ Sund und ihrem Ziel am Scoresbysund ist nicht nur 1000 Kilometer breit, sondern auch gut 3000 Meter hoch. «Immer wenn ich nach Nordamerika geflogen bin, dachte ich beim Blick aus dem Fenster: Einmal möchte ich da unten stehen», erzählt Stefan Glowacz, der als Profi-Sportkletterer eher in sonnigen Felswänden als in Eiswüsten beheimatet ist. So reifte in ihm der Plan, die Grönland-Durchquerung mit einer anspruchsvollen Kletterei am Ziel im Scoresbysund zu kombinieren – das alles mit einem möglichst geringen ökologischen Fussabdruck. Mit zwei Elektroautos flitzen Glowacz, Ulrich und Hans vom oberbayerischen Starnberg nach Mallaig an der Westküste Schottlands. Dort erwarten sie Skipper Wolf Kloss, sein Sohn Daniel und der Schiffsmechaniker Jan Kiehne samt der stählernen Segelyacht «Santa Maria». Nach 27 Tagen auf stürmischer See gehen sie mit reichlich Verspätung im Atâ Sund an der Westküste Grönlands vor Anker.
Der feste Boden unter den Füssen tut den angeschlagenen Mägen von Glowacz, Hans und Ulrich zwar gut, doch der Weg auf und über das Eis ist weit anstrengender als gedacht. Etliche Umwege sind nötig, um die Pulkas samt den gut 400 Kilo Gepäck von der Küste hinauf auf die Eiskappe zu schleifen. Geröllhalden, extrem ausgeaperte Gletscher und Schmelzwasserflüsse versperren den Weg und zehren an den Kräften. Von den angepeilten 25 Kilometern Tagespensum sind sie so weit entfernt wie von ihrem Ziel im Osten. Erst als sie auf einer Höhe von 1800 Metern ankommen, steigt das Eis nur noch leicht an. Jetzt geht es voran, teils mühsam auf Skiern zu Fuss, teils aber zügig mit dem Kite. An manchen Tagen machen sie so richtig Strecke, einmal «surfen» sie fast 100 Kilometer über das Eis.
Der feste Boden unter den Füssen tut den angeschlagenen Mägen von Glowacz, Hans und Ulrich zwar gut, doch der Weg auf und über das Eis ist weit anstrengender als gedacht. Etliche Umwege sind nötig, um die Pulkas samt den gut 400 Kilo Gepäck von der Küste hinauf auf die Eiskappe zu schleifen. Geröllhalden, extrem ausgeaperte Gletscher und Schmelzwasserflüsse versperren den Weg und zehren an den Kräften. Von den angepeilten 25 Kilometern Tagespensum sind sie so weit entfernt wie von ihrem Ziel im Osten. Erst als sie auf einer Höhe von 1800 Metern ankommen, steigt das Eis nur noch leicht an. Jetzt geht es voran, teils mühsam auf Skiern zu Fuss, teils aber zügig mit dem Kite. An manchen Tagen machen sie so richtig Strecke, einmal «surfen» sie fast 100 Kilometer über das Eis.
Der Weg über das Eis ist anstrengender als gedacht und zehrt an den Kräften.
Militärische Disziplin
Doch die Temperaturen von bis zu -40 °C zermürben. Wie schön wäre es, morgens noch ein bisschen länger im warmen Daunenschlafsack zu bleiben. Ein bisschen später loszugehen. Taghell ist es ja rund um die Uhr. Doch der 51-jährige Schweizer Arktisexperte Thomas Ulrich weiss, wie wichtig ein geregelter Tagesrhythmus ist, um es überhaupt über das Eis zu schaffen. Als klarer Chef für den eisigen Teil der Expedition fordert er von seinen Mitstreitern eine fast militärische Disziplin. Punkt sechs Uhr gibt es Frühstück, ein Müesli mit mehr als 1000 Kalorien. Angesetzt mit extra viel Olivenöl, mit heissem Wasser angerührt, dazu ein paar Nüsse oder auch mal ein paar Brocken Schoggi für den Geschmack. «Das schaufelt man sich in einer halben Stunde irgendwie rein», erzählt Glowacz. Danach nochmal hinlegen, verdauen. Um acht Uhr baut das Team die Zelte ab und lädt das Material auf die Pulkas. Punkt neun ist Abmarsch.
So geht es Tag für Tag dem Ziel entgegen, dem 1977 Meter hohen, markanten Grundtvigskirken, der den Scoresbysund überragt. Der fast 1300 Meter hohen Nordwand verdankt der Berg seinen Namen, angelehnt an die Grundtvigskirche in Kopenhagen. Doch als Glowacz, Hans und Ulrich den Scoresbysund erreichen, hat die «Santa Maria» mit schweren Herbststürmen zu kämpfen und steckt noch 700 Seemeilen südlich in Tasiilaq fest. Nicht nur die Essensvorräte gehen langsam zur Neige, auch die Zeit für ihr Bigwall-Projekt schmilzt dahin. Der Winter lässt in Ostgrönland bereits seine Muskeln spielen. Und bevor der arktische Ozean unpassierbar wird, müssen sie zurück. Die Drei steigen noch zum Einstieg der Wand auf, aber nachdem sie einen Tag lang mit Ferngläsern das völlig vereiste Bollwerk nach einer kletterbaren Route abgesucht hatten, brechen sie das Vorhaben ab. Unter diesen Voraussetzungen hätten sie keine Chance. Vorerst. Denn schon auf der Rückfahrt schwört sich das Team: Der Traum vom Grundtvigskirken ist noch nicht abgehakt.
So geht es Tag für Tag dem Ziel entgegen, dem 1977 Meter hohen, markanten Grundtvigskirken, der den Scoresbysund überragt. Der fast 1300 Meter hohen Nordwand verdankt der Berg seinen Namen, angelehnt an die Grundtvigskirche in Kopenhagen. Doch als Glowacz, Hans und Ulrich den Scoresbysund erreichen, hat die «Santa Maria» mit schweren Herbststürmen zu kämpfen und steckt noch 700 Seemeilen südlich in Tasiilaq fest. Nicht nur die Essensvorräte gehen langsam zur Neige, auch die Zeit für ihr Bigwall-Projekt schmilzt dahin. Der Winter lässt in Ostgrönland bereits seine Muskeln spielen. Und bevor der arktische Ozean unpassierbar wird, müssen sie zurück. Die Drei steigen noch zum Einstieg der Wand auf, aber nachdem sie einen Tag lang mit Ferngläsern das völlig vereiste Bollwerk nach einer kletterbaren Route abgesucht hatten, brechen sie das Vorhaben ab. Unter diesen Voraussetzungen hätten sie keine Chance. Vorerst. Denn schon auf der Rückfahrt schwört sich das Team: Der Traum vom Grundtvigskirken ist noch nicht abgehakt.
Grönland auf Gleis 1
Neun Monate später: Mit dem Ziel «We will finish what we started» steigen Stefan Glowacz und Philipp Hans am 7. Juli 2019 am Starnberger See in den Zug, um in den zweiten Teil ihres Grönland-Abenteuers zu starten. Mit von der Partie sind dieses Mal die beiden bayerischen Kletterer Markus Dorfleitner und Christian Schlesener sowie der Fotograf Moritz Attenberger. Von Oberbayern geht es erneut an die Westküste Schottlands, und wieder wartet Skipper Wolf Kloss und sein Sohn Dani mit der «Santa Maria» auf das Team. Anders als 2018 segelt das Team allerdings direkt in den Scoresbysund – eine erneute Grönlanddurchquerung vor der eigentlichen Kletterei steht nicht auf dem Plan. Das Wetter und dickes Packeis zwingen die siebenköpfige Crew zu einer zehntägigen Pause auf Island. Erst am 30. Juli 2019, mehr als drei Wochen nach dem Aufbruch, ist Grönland erreicht. Trotz des geringen Tempos, und obwohl es Glowacz «immer direkt nach der Hafenausfahrt speiübel wird», hat er eine Hassliebe zur Segelei entwickelt. Und das Schiff ist für ihn nach wie vor das «natürlichste Hilfsmittel, um möglichst nachhaltig solche Strecken zu überwinden».
Ohne kräftezehrende Eis-Expedition in den Beinen schlägt das Team das Basislager im Scoresbysund auf. Eisberge von der Grösse eines Mehrfamilienhauses hatten die Einfahrt erschwert. Das grösste und längste Fjordsystem der Welt ist mit 38‘000 Quadratkilometern Fläche nur unwesentlich kleiner als die Schweiz. An seinem Eingang, auf dem 70. Breitengrad, liegt auf der Nordseite die kleine Siedlung Ittoqqortoormiit. Mit etwa 400 Einwohnern ist es für das Team der letzte Zivilisationspunkt. Nachdem sie einen Eisbären gesichtet haben, besorgen sie sich hier ein Gewehr. Sicher ist sicher. Vor allem aber zieht der markante Gipfel des Grundtvigskirken die Blicke der Kletterer auf sich. «Einer der schönsten Berge, die ich je angegangen bin», sagt Glowacz. «Für mich ist er vergleichbar mit Cerro Torre oder Fitz Roy in Patagonien.»
Nach den Wochen auf dem Schiff ist die Anspannung da. Endlich beginnt der eigentliche Teil der Expedition. Voll Vorfreude richten die vier Kletterer samt Fotograf ihr Basislager ein, bauen Zelte auf, sortieren Material und Verpflegung – und checken mit ihren Ferngläsern die Wand nach Strukturen im Fels und kletterbaren Linien. Ab jetzt gilt es, denn durch die Verzögerungen bei der Überfahrt ist das Zeitfenster für die Besteigung auf magere 14 Tage geschrumpft. Und so schön der Grundtvigskirken von der Ferne erscheint, so schwierig macht er es den Alpinisten. Mehrere Tage beobachten sie die fast 3000 Meter breite und 1300 Meter hohe Nordwand von einer Moräne aus, diskutieren mögliche Einstiege und Linien. Aus der Wand, die ein Jahr zuvor komplett vereist und relativ sicher vor Steinschlag war, poltern ständig riesige Brocken. Sie entscheiden sich für eine Linie, die allen als sicher erscheint. Und für die Taktik, die unteren 500 Höhenmeter der Wand in Zweier-Teams abwechselnd zu durchsteigen und danach den oberen Teil gemeinsam bis zum Gipfel zu klettern.
Ohne kräftezehrende Eis-Expedition in den Beinen schlägt das Team das Basislager im Scoresbysund auf. Eisberge von der Grösse eines Mehrfamilienhauses hatten die Einfahrt erschwert. Das grösste und längste Fjordsystem der Welt ist mit 38‘000 Quadratkilometern Fläche nur unwesentlich kleiner als die Schweiz. An seinem Eingang, auf dem 70. Breitengrad, liegt auf der Nordseite die kleine Siedlung Ittoqqortoormiit. Mit etwa 400 Einwohnern ist es für das Team der letzte Zivilisationspunkt. Nachdem sie einen Eisbären gesichtet haben, besorgen sie sich hier ein Gewehr. Sicher ist sicher. Vor allem aber zieht der markante Gipfel des Grundtvigskirken die Blicke der Kletterer auf sich. «Einer der schönsten Berge, die ich je angegangen bin», sagt Glowacz. «Für mich ist er vergleichbar mit Cerro Torre oder Fitz Roy in Patagonien.»
Nach den Wochen auf dem Schiff ist die Anspannung da. Endlich beginnt der eigentliche Teil der Expedition. Voll Vorfreude richten die vier Kletterer samt Fotograf ihr Basislager ein, bauen Zelte auf, sortieren Material und Verpflegung – und checken mit ihren Ferngläsern die Wand nach Strukturen im Fels und kletterbaren Linien. Ab jetzt gilt es, denn durch die Verzögerungen bei der Überfahrt ist das Zeitfenster für die Besteigung auf magere 14 Tage geschrumpft. Und so schön der Grundtvigskirken von der Ferne erscheint, so schwierig macht er es den Alpinisten. Mehrere Tage beobachten sie die fast 3000 Meter breite und 1300 Meter hohe Nordwand von einer Moräne aus, diskutieren mögliche Einstiege und Linien. Aus der Wand, die ein Jahr zuvor komplett vereist und relativ sicher vor Steinschlag war, poltern ständig riesige Brocken. Sie entscheiden sich für eine Linie, die allen als sicher erscheint. Und für die Taktik, die unteren 500 Höhenmeter der Wand in Zweier-Teams abwechselnd zu durchsteigen und danach den oberen Teil gemeinsam bis zum Gipfel zu klettern.
So schön der Grundtvigskirken ersheint, so schwierig macht er es den Alpinisten.
Die Granitplatte rast auf sie zu
Das Duo Glowacz und Hans hat das Privileg, mit der Erstbegehung zu starten. Der Übergang vom Gletscher ist problemlos, die Kletterei im unteren Teil noch leicht. Anspruchsvoll wird es erst in 150 Metern Höhe, wo sich die Wand aufsteilt und zu einer überhängenden Kathedrale aus Granit und Gneis wird. Doch die Felsqualität ist bescheiden bis ganz schlecht, teilweise besteht die Oberfläche aus losen Schuppen, die kaum noch mit dem Festgestein verbunden sind: freistehende, teils hausgrosse Pfeiler, die jeden Moment ins Tal kippen könnten. Nach gut 50 Höhenmetern bohrt Glowacz zwei Standhaken in den Fels, um Hans zu sichern, der mit dem schweren Haulbag zehn Meter unter ihm an Steigklemmen nachsteigt. Dann knackt es laut. Kommt es vom Gletscher unter ihnen? Ein weiteres Knacken, direkt aus der Wand über Stefan. «Es war klar, dass gleich etwas Schreckliches passieren wird», schreibt Glowacz in sein Tagebuch. Es knackt ein drittes Mal. Er blickt nach oben und sieht, wie sich eine tischgrosse Granitplatte in Zeitlupe aus der Wand löst und auf die beiden Kletterer zurast. «Das war’s jetzt», ist Glowacz sich sicher. Doch 50 Meter über ihm touchiert die Platte ein Felsband und zerspringt in kleine Teile. Wie Geschosse pfeifen diese an ihnen vorbei, es stinkt nach Schwefel. Stefan kauert sich dicht an den Fels, als ihn ein Stein am Handgelenk trifft. Ein stechender Schmerz, das Blut spritzt, ein weiterer Brocken schlägt auf dem Oberschenkel ein. «Oh Gott, was ist mit Philipp, ist der noch da? Das war der schlimmste Moment», erzählt Glowacz später, als er sich an die Angst vor dem Blick nach unten erinnert. Grosse Erleichterung. Philipp Hans hat nur einen Streifschuss am Oberschenkel abbekommen und ist ansonsten unverletzt. Das Team bricht ab, nichts wie runter. Mehr als vier Stunden schleppt sich Glowacz humpelnd und deprimiert zurück ins Basislager.
Er hat noch einmal Glück im Unglück. Die Fleischwunde am Handgelenk ist zwar tief, der Arm dick geschwollen und die Muskelquetschung am Oberschenkel schmerzt – aber es scheint nichts gebrochen. Notdürftig verarzten sie die Wunde. Doch der Schock sitzt tief, die anfängliche Euphorie ist komplett verflogen. Ohne lange Diskussion ist allen klar: «Viel zu gefährlich, da brauchen wir nicht mehr rein.» Während Glowacz im Lager seine Verletzung auskuriert, kundschaften Markus Dorfleitner, Christian Schlesener und Philipp Hans eine Alternative über den Südgrat und die Südwestwand aus. Im Team einigen sie sich, in der Westwand eine Begehung im Alpinstil zu versuchen. Nach einem weiteren Ruhetag geht es los.
Er hat noch einmal Glück im Unglück. Die Fleischwunde am Handgelenk ist zwar tief, der Arm dick geschwollen und die Muskelquetschung am Oberschenkel schmerzt – aber es scheint nichts gebrochen. Notdürftig verarzten sie die Wunde. Doch der Schock sitzt tief, die anfängliche Euphorie ist komplett verflogen. Ohne lange Diskussion ist allen klar: «Viel zu gefährlich, da brauchen wir nicht mehr rein.» Während Glowacz im Lager seine Verletzung auskuriert, kundschaften Markus Dorfleitner, Christian Schlesener und Philipp Hans eine Alternative über den Südgrat und die Südwestwand aus. Im Team einigen sie sich, in der Westwand eine Begehung im Alpinstil zu versuchen. Nach einem weiteren Ruhetag geht es los.
Maximaldosis an Schmerzmitteln
Der Aufstieg über den Südgrat ist lang und führt über brüchige, schlecht zu sichernde Schrofen. Glowacz ist mit dabei, kann jedoch nur mit der Maximaldosis an Schmerzmitteln klettern. Die Schmerzen sind das eine, die Psyche etwas völlig anderes. Der Steinschlag steckt dem 54-Jährigen tiefer in den Knochen, als er zugeben möchte: «Ich hab‘ das versucht zu verdrängen, aber ich war noch völlig von der Rolle.» Die 1500 Höhenmeter vom Basecamp bis zum Biwakplatz schaffen die fünf Alpinisten dennoch an einem Tag und verbringen die Nacht hoch über dem Fjord, «an einem der schönsten Biwakplätze der Welt».
Von hier seilen sich, genau einen Monat nach dem Start der Expedition, Philipp Hans, Christian Schlesener und Moritz Attenberger am Morgen des 9. August über die 200 Meter zum Wandfuss der Südwestwand ab. Markus Dorfleitner und Stefan Glowacz folgen. Im Gegensatz zur Nordwand ist die Felsqualität auf dieser Seite geradezu fantastisch. 600 Höhenmeter sind es durch die Wand bis zum Gipfel, 15 Seillängen zwischen 50 und 60 Metern. Für Glowacz sind es «moderate Schwierigkeiten» im oberen siebten, an einigen Stellen im unteren achten Grad. Noch am selben Tag, gegen Mitternacht, erreicht das Team das Gipfelplateau des Grundtvigskirken. Unter ihnen treiben die Eisberge im diffus-blauen Licht des Polartags durch den Fjord, während sich im Osten schon wieder blutrot der neue Tag ankündigt. Geschafft – trotz aller Rückschläge und Strapazen, wenn auch auf einer anderen Route als geplant. Nach 30 Minuten am Gipfel seilen sie sich über die Aufstiegsroute ab und sind 24 Stunden nach dem Aufbruch wieder am Biwak.
Das Basislager erreichen die fünf völlig ausgelaugt, aber glücklich. Bevor sich alle todmüde in die Zelte verkriechen, zaubert Schlesener noch eine Überraschung hervor – eine Flasche edlen, aus Schottland importierten Whiskey. Dieser befeuert die letzten Reserven und die Kreativität der Kletterer, der Name der Route ist nach all den Hochs und Tiefs schnell gefunden: «Suffer and smile – boys don`t cry». Was die Bergsteiger zu diesem Zeitpunkt noch verdrängen: die gut 1000 Seemeilen Rückreise durch den Nordatlantik, die Herbststürme mit meterhohen Wellen von allen Seiten. Dieser letzte Teil der Reise stellt die Crew der «Santa Maria» noch einmal auf eine harte Probe. Ganz so, als würde erst das kollektive Leiden eine Expedition zusammenschweissen und dadurch zu einem richtig grossen Abenteuer machen.
Von hier seilen sich, genau einen Monat nach dem Start der Expedition, Philipp Hans, Christian Schlesener und Moritz Attenberger am Morgen des 9. August über die 200 Meter zum Wandfuss der Südwestwand ab. Markus Dorfleitner und Stefan Glowacz folgen. Im Gegensatz zur Nordwand ist die Felsqualität auf dieser Seite geradezu fantastisch. 600 Höhenmeter sind es durch die Wand bis zum Gipfel, 15 Seillängen zwischen 50 und 60 Metern. Für Glowacz sind es «moderate Schwierigkeiten» im oberen siebten, an einigen Stellen im unteren achten Grad. Noch am selben Tag, gegen Mitternacht, erreicht das Team das Gipfelplateau des Grundtvigskirken. Unter ihnen treiben die Eisberge im diffus-blauen Licht des Polartags durch den Fjord, während sich im Osten schon wieder blutrot der neue Tag ankündigt. Geschafft – trotz aller Rückschläge und Strapazen, wenn auch auf einer anderen Route als geplant. Nach 30 Minuten am Gipfel seilen sie sich über die Aufstiegsroute ab und sind 24 Stunden nach dem Aufbruch wieder am Biwak.
Das Basislager erreichen die fünf völlig ausgelaugt, aber glücklich. Bevor sich alle todmüde in die Zelte verkriechen, zaubert Schlesener noch eine Überraschung hervor – eine Flasche edlen, aus Schottland importierten Whiskey. Dieser befeuert die letzten Reserven und die Kreativität der Kletterer, der Name der Route ist nach all den Hochs und Tiefs schnell gefunden: «Suffer and smile – boys don`t cry». Was die Bergsteiger zu diesem Zeitpunkt noch verdrängen: die gut 1000 Seemeilen Rückreise durch den Nordatlantik, die Herbststürme mit meterhohen Wellen von allen Seiten. Dieser letzte Teil der Reise stellt die Crew der «Santa Maria» noch einmal auf eine harte Probe. Ganz so, als würde erst das kollektive Leiden eine Expedition zusammenschweissen und dadurch zu einem richtig grossen Abenteuer machen.
Wie Geschosse pfeifen die Steine an ihnen vorbei, einer trifft Glowacz am Handgelenk.