Trekking Grand Canyon – zu Fuss durch das UNESCO Weltnaturerbe
Trekking Grand Canyon – zu Fuss durch das UNESCO Weltnaturerbe
 Datum: 24.06.2020  Text: Pete McBride  Fotos: Pete McBride 

Am Abgrund – zu Fuss durch den Grand Canyon

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Am Abgrund – zu Fuss durch den Grand Canyon
Sechs Millionen Menschen besuchen jährlich den Grand Canyon. Ihn am Stück und der Länge nach zu durchqueren, haben jedoch weniger Menschen geschafft, als einen Fuss auf den Mond zu setzen. Zwei Freunde wagen den Versuch – in Etappen – und lernen eine Landschaft lieben, die durch den Tourismus und die Suche nach Rohstoffen zu verschwinden droht.
Trekking Grand Canyon – zu Fuss durch das UNESCO Weltnaturerbe
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Irgendwann nach dem zweiten ­Frühstück, als die Sonne direkt über mir steht und beginnt, mein Gehirn zu kochen, verstummen die Vögel. Wie alle Wüstenseelen höre auch ich auf zu reden und kehre zu meinen sonnenverbrannten Gedanken zurück. Ich blicke zuerst auf das Thermometer auf meinem Rucksack, dann weiter runter zu den borstigen Kaktus- und Agavenstacheln, die sich unsanft in meine Beine bohren. Ich bin überrascht: Die Temperatur beträgt nur 35 °C. Die Linie aus getrocknetem Salz auf meinem verblassten blauen Hemd, die inzwi­schen zu meinem Schweissindikator ­geworden ist, bedeutet normalerweise Temperaturen von über 38 °C. Vielleicht bin ich heute einfach salziger. 

Ich klettere auf einen kleinen Felsvorsprung, um einen besseren Weg ausfindig zu machen. 800 Meter unter mir schlängelt sich der Colorado River durch die Felsen – das braune Lebensband des amerikanischen Südwestens. Ich aktualisiere die Karte auf meinem GPS und schiele auf den winzigen blauen Punkt, der unseren Standort angibt. Wie befürchtet ist der nicht einmal annähernd dort, wo ich ihn erhofft hatte. Noch geschätzte 13 Kilometer und drei von Felsbändern durchsetzte Gräben trennen uns von unserem Tagesziel. Heute haben wir 16 Kilometer zurückgelegt: Nicht schlecht, wenn man bedenkt, dass es hier weder ein ausgebautes Wegenetz noch gut sichtbare Wegspuren gibt – es sei denn, man zählt die gelegentlichen Spuren von Dickhornschafen, Rotluchsen oder Klapperschlangen dazu.

Ich mache eine geistige Bestandsaufnahme: drei leere Kamerabatterien, zwei halb aufgeladene. Eineinhalb Liter Wasser, Essen für vier Tage – und noch etwa 120 Kilometer Wegstrecke bis zu unserem nächsten Depot mit gefriergetrockneten Mahlzeiten, Gas und Nüssen, das uns ein Freund in einem Seiten-Canyon versteckt hat. «Wie viel Wasser hast du noch?», rufe ich. Keine Antwort. Ich bleibe stehen und schaue zurück. Kevin erscheint auf einem fernen, karminroten Bergrücken, etwa 100 Meter hinter mir. Er spricht in seinen Audio-Recorder, seine tägliche Tagebuch-Routine. Denn immer wenn Müdigkeit, Durst oder Hitze auftreten oder wir beide nicht mehr über die Route diskutieren können, schaue ich auf das GPS oder meine Kamera, und Kevin wendet sich seinen Worten zu. 

Kevin Fedarko ist Schriftsteller und für mich ein vertrauter Freund – obwohl unsere Persönlichkeiten sehr unterschiedlich sind. Ich suche Action und Adrenalin, er bevorzugt die Stille. Ich bin im Allgemeinen ein Optimist, er wendet sich den dunklen Seiten der Dinge zu. Dennoch arbeiten wir schon jahrelang als Journalisten zusammen, wodurch eine tiefe Freundschaft entstanden ist. Aber dieses Abenteuer – den berühmtesten Nationalpark Amerikas der Länge nach zu Fuss zu durchqueren – ist die kühnste Unternehmung, die wir je gewagt haben. 
Trekking Grand Canyon – zu Fuss durch das UNESCO Weltnaturerbe
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Handel mit der Natur

Die grösste Herausforderung ist das schiere Ausmass der Schlucht. Der Grand Canyon ist stellenweise bis zu 1800 Meter tief und mehr als 30 Kilometer breit. Er ist so gewaltig, dass er der ­einzige vom Weltraum aus sichtbare Canyon auf der Erde ist. Und weil es so viele Seitenschluchten zu durchqueren gibt, wird die Reise deutlich länger werden als die offiziellen 450 Kilometer. Von Lees Ferry im Norden Arizonas entlang des Colorado Rivers bis zu den Grand Wash Cliffs am Ende des Nationalparks im Westen werden wir fast 1200 Kilometer zurücklegen. Dabei wollen wir die Wanderung in Etappen bewältigen, über ein Jahr verteilt. Der Weg durch die zerklüftete Landschaft hält ausserdem um die 30'000 Höhenmeter bereit – allerdings in einer vertikalen Wüste, die von extremen Temperaturschwankungen, insta­bilem Gestein und langen Strecken ohne Wasser geprägt ist. 75 Prozent des Nationalparks ­weglos. Es standen mehr Menschen auf dem Mond, als eine Non-Stop-Durchwanderung des Grand Canyons in Angriff genommen zu haben. 

Jenseits der täglichen physischen Herausforderung, am Leben zu bleiben, haben wir allerdings auch ein journalistisches Ziel. Wir wollen nicht nur den Zauber der Landschaft dokumentieren, sondern auf die Probleme im Grand Canyon National Park aufmerksam machen, der ­früher oder später «zu Tode geliebt» werden wird. Schon heute sind die Auswirkungen des ­Massentourismus spürbar: neue Hotels, Restaurants oder Zugverbindungen am Rande des Nationalparks genauso wie unzählige Hubschrauberflüge. Viele Canyon-Liebhaber und Ureinwohner wie die Havasupai, Zuni, Hopi oder Navajo befürchten, dass die Schönheit und die Ressourcen des Parks an die Meistbietenden versteigert werden und der Canyon binnen weniger Jahre zum Erlebnispark mutiert. Und neben dem Massentourismus ist noch eine weitere Bedrohung für den Grand Canyon erwachsen. Vor allem in den letzten Jahren hat sich eine Debatte um die «Public Lands» in den USA entwickelt: Eine Gruppe von Politikern und ideologischen Aktivisten will öffentliches Land, wie beispielsweise die Nationalparks, an die Regierung übergeben. So soll das Land zur Maximierung der Einnahmen aus Ölbohrungen, Abholzung und Bergbau genutzt werden, um den Staatshaushalt auszugleichen. Kritiker befürchten eine massive Zerstörung der Natur. Ausserdem würde die staatliche Übernahme der Public Lands der Bevölkerung jegliches Mit­spracherecht entziehen.

Eine Wanderung durch das Herz des Grand Canyons ist unsere Art, eine Bestandsaufnahme dieser ikonischen Landschaft zu machen und gleichzeitig mit einer beunruhigenden Frage zu ringen: Wenn wir diesen Raum, das siebte Naturwunder der Welt, nicht schützen können, was können wir dann schützen?
«Die grösste Herausforderung ist das schiere Aus­mass. Der Grand Canyon ist so gewaltig, dass er der einzige vom Weltraum aus sichtbare Canyon auf der Erde ist. »
Trekking Grand Canyon – zu Fuss durch das UNESCO Weltnaturerbe
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Herbst: Ein harter Start

An unserem sechsten Wandertag sind Kevin und ich am Tiefpunkt angelangt. Kevins Füsse sind voller Blasen, an meiner Ferse fehlt der Grossteil der Haut. Doch das spüre ich kaum, denn die Krämpfe, die sich durch meinen Körper ziehen, sind schlimmer. Ein Hitzschlag, denke ich. Erst später wird mir bewusst, dass ich eine Hyponatriämie erlitten hatte – einen Zustand mit niedrigem Salzgehalt, der die Haupttodesursache im Grand Canyon ist. Am nächsten Tag schleppen wir uns über 1000 Höhenmeter hinauf zum Rand der Schlucht und kehren in die Zivilisation zurück. Ein Teil von mir fragt sich, ob wir ganz aufhören sollten. In nur sechs Tagen ist meine Liebe zum Canyon durch Angst ersetzt worden. 

Drei Wochen später kehren wir zurück, nachdem uns eine kleine Gemeinschaft von Canyon-Liebhabern besänftigte. Mit weniger Ausrüstung und besserer Planung würden wir lernen, der Schlucht zuzuhören und ihre Komplexität zu verstehen. Skeptisch steigen wir in den Canyon hinab. Sechs Tage lang legen wir täglich über zwanzig Kilometer zurück und bewegen uns langsam zur sogenannten Redwall – einem 120 bis 150 Meter hohen, steilen Kliff aus Kalkstein und Dolomit, in dem die Industrieabfälle des einst geplanten Marble-Canyon-Staudamms versteinern. 

 Anfang November haben wir so viele Höhen- und Tiefenmeter zurückgelegt, dass unsere Knie mit jedem Schritt schmerzen. Wir erreichen den Zusammenfluss von Little Colorado River und ­Colorado River. Die Hopi-, Zuni- und Navajo-Stämme glauben, dass an diesem Ort, wo sich smaragdgrünes und türkisfarbenes Wasser vereint, das Leben beginnt. Ein Ort, der durch den wachsenden Massentourismus vor einigen Jahren zu verschwinden drohte: In dem umstrittenen Projekt Grand Canyon Escalade sollte eine gigantische Seilbahn täglich bis zu 10’000 Menschen in die Schlucht hinunterbringen und ein riesiges Resort das Gebiet in eine Touristenattraktion verwandeln. Obwohl der Treiber hinter dem Grand Canyon Escalade, ein Lobbyist aus Phoenix, versprach, die angeschlagene Navajo-Wirtschaft anzukurbeln, befürchteten die Navajo-Indianer eine kulturelle Ausbeutung durch den Massentourismus sowie eine immense Licht- und Wasserverschmutzung ihrer Heimat. Vor zwei Jahren wurde das Projekt nach einem langjährigen Kampf der Navajo- und Hopi-Stämme und Umweltschützern auf Eis gelegt.
Einmal durch den Grand Canyon

1200
Kilometer

71 Tage gesamt

8 Paar Schuhe verbraucht

4 verstauchte Knöchel

2 gebrochene Finger

 2 Hitzschläge

 1 Fall von Natriummangel 

1 Operation zur Entfernung von Kakteenstacheln
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Winter: Zwischen Eis, Schnee und Zweifel

Gegen Ende Januar nähern wir uns der Great Thumb Mesa – einem Hochplateau, das wie der Bug eines Schiffes etwa 1000 Meter über dem Colorado River aus dem Südrand des Canyons he­rausragt. Ist man erst einmal in die Great Thumb Mesa vorgedrungen, gibt es von unten nur wenige Möglichkeiten, der Schlucht zu entkommen: Selbst wenn man zu den Rändern hinaufklettern könnte, bleibt das umliegende Havasupai-Land der Jagd vorbehalten, weshalb es im Winter keine zugänglichen Strassen gibt. Also bleibt uns nichts anderes übrig, als weiter dem Fluss zu folgen. Langsam dringen Kevin und ich immer tiefer in den Canyon vor, überqueren Flüsse und quetschen uns durch enge Schluchten. 

In den letzten Januartagen nimmt der Wind von Süden her zu. Dunkle Wolken ziehen über den Himmel. Als die ersten Schneeflocken ­fallen, verkriechen wir uns im Zelt. Ich schlafe mit zwei Daunenjacken übereinander und stecke die Kamerabatterien in meine Achselhöhlen, um eine Entladung zu verhindern. Kevin schaut mich mit einem angedeuteten Lächeln an und fragt: «Wann rufen wir die Rettung? Jetzt?» Ich lache nervös. Es ist nicht einfach, in dieser abgelegenen Ecke Hilfe zu bekommen. Selbst wenn ein Hubschrauber auf den schrägen Felsvorsprüngen neben den Klippen landen könnte, würde die fehlende Sicht eine Rettung unmöglich machen. Andererseits ist auch das Wandern auf den 45 bis 50 Grad steilen, nassen und mit Schnee bedeckten Steinplatten alles andere als ideal. In aller Stille denke ich über Kevins Frage nach: Wie kommen wir hier raus? Es gibt keine andere Möglichkeit, als weiterzugehen. Eine Umkehr würde länger dauern, als unsere Essensvorräte uns einräumen. Zwei Tage lang klammern wir uns mit tauben Füssen und Händen an die Felswände, während uns die Angst im Nacken sitzt. Aber je mehr der Canyon uns herausfordert, desto mehr fesselt mich seine Schönheit. Als wir schliesslich einen Ausweg aus der Schlucht finden und uns dem Rand des ­Nationalparks nähern, treffen wir immer wieder auf Elch-, Hirsch- und Kojotenspuren sowie die seltsamen Hufabdrücke von wilden Mustangs. Sie verliessen einst das Hava­heimisch. Neben den Mustangs leben hier auch wilde Esel, die vor vielen Jahren von Bergarbeitern und Forschern ausgesetzt wurden und heute im Nationalpark mühsam einen neuen Lebensraum suchen.
Trekking Grand Canyon – zu Fuss durch das UNESCO Weltnaturerbe
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Trekking Grand Canyon – zu Fuss durch das UNESCO Weltnaturerbe
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Frühling: Im heiligen Land

Nach fast zwei Monaten überqueren wir das Grand Canyon-Parashant National Monument und marschieren auf der Nordseite des Flusses weiter nach Westen. Der westliche Grand Canyon ist riesig. Die endlosen Kuppen, die vom Wind geformten Rippen und die Labyrinthe aus kleinen Seitenflüssen erzeugen ein Gefühl von Ehrfurcht. Die Indianer bezeichnen das Naturschutzgebiet als «Land der Götter». 

Mit den längeren Tagen im März ­verabschieden sich die Kälte und der Schnee. Trotz meiner Müdigkeit liege ich nachts oft wach: Manchmal vor Sorge, in den nächsten Tagen kein Wasser zu finden. Manchmal, um den Sternenhimmel zu betrachten oder den Schreien der Eulen und Dickhornschafe zu lauschen, die die Stille durchbrechen. Wenn man sich im Inneren der einzigen Schlucht auf dem Planeten befindet, die vom Weltraum aus gesehen werden kann, fühlt man sich sehr klein. Und wenn man in den Himmel starrt, wird einem klar, dass eines der unausgesprochenen Wunder dieser Landschaft die Klarheit des Nachthimmels ist. Hier ist eine der wenigen Landschaften in Amerika, in der es keine Lichtverschmutzung gibt. Ich verliere mich in der Vorstellung, dass Mutter Natur in dieser Gegend immer noch Königin ist. Es dämmert mir, dass zwei der grössten Schätze, die wir in ­dieser Landschaft gefunden haben, mit Kameras nicht einfach einzufangen sind: Wenn man das Rauschen des Flusses hinter sich lässt, ist die Stille so tief, dass sie sich jeder Beschreibung entzieht. Manchmal klingeln mir die Ohren, weil ich ver­suche, so sehr auf etwas zu hören, das nicht da ist. Der zweite zerbrechliche Schatz ist die Klarheit des Sternenhimmels, die nur in der Ferne durch das Leuchten von Las Vegas und St. George gestört wird. 

Doch trotz der Abgeschiedenheit schwingen die Auswirkungen des wirtschaftlichen Interesses am Grand Canyon, insbesondere die des Bergbaus, noch lange nach. 500 Kilometer flussaufwärts hatten wir Horn Creek auf der Südseite des Canyons überquert. Und obwohl wir durstig waren, gingen wir weiter, ohne die Flaschen aufzufüllen, da einige der Quellen einen gesundheitsschädlichen Urangehalt aufweisen. Grund dafür sind die alten Uranerzbergwerke, die damals ungenügend abgedämmt worden waren und so das gefährliche Metall ins Grundwasser sickerte.
«Wenn wir diesen Raum, das siebte Naturwunder der Welt, nicht schützen können, was können wir dann schützen?»

Angekommen am Helikopter-Highway

Je näher wir dem Ende kommen, desto mehr verstummt das Vogelgezwitscher. Stattdessen wird das Dröhnen der Hubschrauber lauter. Um 8 Uhr morgens, noch bevor wir unseren ­Kaffee ausgetrunken haben, zählen wir 23 Flüge. Die nächsten zehn Stunden gehen wir flussabwärts und sehen auf der anderen Seite ein Dutzend Landeplätze. Die Hubschrauber kommen in Schwärmen. Am Ende des Tages zähle ich über 300 Einzelflüge. Erst bei Sonnenuntergang kehrt die Stille zurück. Und dann, irgendwo in der Ferne, fangen Frösche an zu quaken. 

Drei Tage später, an einem Sonntagnachmittag, finden wir uns an drei rostigen Metallpfosten wieder – dem Ende unserer Reise. Die nordwestliche Ecke des Grand Canyon National Park ist so abgelegen, dass dies die einzige Markierung ist, die seine Grenze markiert, und die Kevin und ich nun ungläubig anstarren. Zum Spass zähle ich einige Schlüsselzahlen unserer Reise auf: Mehr als 1200 Kilometer, 71 Tage, acht Paar ­Schuhe, vier verstauchte Knöchel, ein gebrochener Finger, ein Fall von Natriummangel, Hunderte von Kaktusnadeln … Vor allem aber denken wir über die Dinge nach, die uns die grosse Schlucht gelehrt hat: Der Grand Canyon ist kein Freizeitpark, sondern eine wilde, kostbare Landschaft, die beschützt werden muss. Die Stille dieses Naturwunders steht in krassem Gegensatz zu dem Lärm, den wir überall sonst machen. Wenn ich mich frage, ob eines meiner Bilder dies eingefangen hat, stelle ich mir eine noch tiefere Frage: Ist es möglich, dass diese Reise dazu beitragen könnte, das zu unterstreichen, was wir alle zu verlieren drohen? Ist es möglich, dieses Gut zu schützen, indem wir auf den Drang verzichten, seine Schönheit in Geld zu verwandeln und sie einfach so lassen, wie sie ist? Die Antwort liegt zwar in der Hand anderer, aber eines ist sicher: Nachdem ich so viele Monate in der Stille und Magie des siebten Naturwunders der Welt verbracht habe, weiss ich, dass es nur einen Ort gibt, der so aussieht und sich so anhört.