«Natürlich ist es unökologisch und auch unökonomisch, wertvolle und teure Flugzeit mit der Suche zu verschwenden.»
«Natürlich ist es unökologisch und auch unökonomisch, wertvolle und teure Flugzeit mit der Suche zu verschwenden.»
 Text: Jürg Buschor 

«Natürlich ist es unökologisch und auch unökonomisch, wertvolle und teure Flugzeit mit der Suche zu verschwenden.»

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«Natürlich ist es unökologisch und auch unökonomisch, wertvolle und teure Flugzeit mit der Suche zu verschwenden.»

Der Schweizer Rico Dürst hat mit dem Airmarker ein «fliegendes Pannendreieck» entwickelt, mit dem eine Unfallstelle so markiert wird, dass man sie von weitem erkennt. Wie das neue Produkt funktioniert und für wen es entwickelt worden ist – dazu haben wir uns mit dem Erfinder unterhalten.

Mit Airmarker bringst Du ein Produkt auf den Markt, das es in der Form noch nicht gibt. Welche Funktion erfüllt das Produkt?

Mit Airmarker kann eine Unfallstelle so markiert werden, dass man sie von weitem erkennen kann. Selbst wenn jemand mit dem Mobiltelefon die Rettung alarmieren kann - die Feinsuche nach einer Person findet danach immer optisch statt. Insbesondere natürlich dann, wenn die zu rettenden Person sich in unwegsamem Gelände befindet oder gar abgestürzt ist. Wenn die Bekleidung dann schlimmstenfalls auch noch in bedeckten Farben ist, ist das ein schwieriges Unterfangen. Mit dem Airmarker ist die Unfallstelle schon von weitem sichtbar. Der Ballon fliegt in einer Höhe bis zu 45 Meter, er bewegt sich und hebt sich vom Gelände ab.

Also dient der Airmarker in erster Linie der Personen-Rettung oder erfüllt das Produkt noch andere Funktionen?

Die Idee für den Airmarker entstand im Umfeld der Rega-Dienstleistung Contadino, d.h. der Organisation von Helikoptertransporten für die Berglandwirtschaft an Orten, wo kein anderes Transportmittel eingesetzt werden kann. Ich habe einem befreundeten Helikopterpiloten bei Flügen zur Rettung von verletzten, respektive Bergung von toten Tieren geholfen. Bei solchen Einsätzen mussten wir oft eine Viertelstunde oder noch länger nach den entsprechenden Tieren suchen, gerade wenn das Tier vielleicht in einem Bachbeet oder einer Mulde lag. Und natürlich ist es unökologisch und auch unökonomisch, wertvolle und teure Flugzeit mit der Suche zu verschwenden. So kam mir die Idee eines gut sichtbaren Ballons. Die Funktion des Airmarkers geht allerdings viel weiter – es geht um das Markieren von Menschen, Dingen und Orten.  


Trotzdem - steht die Bergung von Menschen im Fokus?

Das ist sicher der Bereich mit dem grössten Bedarf. Die Rettungsorganisationen versuchen die Suchzeiten zu reduzieren. Weil immer mehr Menschen Draussen und in den Bergen unterwegs sind, gibt es natürlich auch entsprechend mehr Zwischenfälle.


Wie sieht denn ein realistisches Rettungsszenario aus?

Denkbar sind verschiedene Situationen. Wenn ich alleine unterwegs bin und beispielsweise in unwegsamem Gelände abgestürzt bin oder mich verletzt habe, kann ich den Ballon starten und – wenn ich Mobiltelefonempfang habe – eine Rettungsorganisation informieren. Ohne Netzabdeckung kann ich den Ballon starten und hoffen, dass eine andere Person auf die Notsituation aufmerksam wird. Wenn ich zu zweit unterwegs bin, kann die Unfallstelle markiert werden und die zweite Person organisiert die Rettung. 

«Natürlich ist es unökologisch und auch unökonomisch, wertvolle und teure Flugzeit mit der Suche zu verschwenden.»
«Natürlich ist es unökologisch und auch unökonomisch, wertvolle und teure Flugzeit mit der Suche zu verschwenden.»

Der «Rettungsballon» blässt sich im Handumdrehen auf.

Welches waren die besonderen Herausforderungen bei der Entwicklung des Produkts?

Wir haben das ganze Projekt etwas unterschätzt. Dachten, es braucht nicht viel mehr als etwas Helium und einen Ballon. Die grössten Hürden waren: Wie verpacke ich das System? Wie löse ich den Ballon aus? Und wie fliegt der Ballon? Die Herausforderung bestand darin, das System so leicht wie möglich aber trotzdem nur so schwer wie nötig zu konstruieren[RD1] . Helium gab’s zu dem Zeitpunkt nicht in kleinen Mengen. Es dauert einen Moment, bis wir einen Hersteller gefunden haben, der das Gas in kleine Kartuschen abfüllen konnte. Auch die Spezifikation des Ballons war nicht einfach, weil er gleichzeitig robust, leicht, sichtbar sein und bei verschiedensten Wetterbedingungen fliegen sollte. Wir mussten alle Einzelteile des Systems neu entwickeln – das hat alles viel mehr Zeit beansprucht, als wir gedacht haben. 


Habt Ihr alles im stillen Kämmerlein entwickelt?

Nein, wir haben zu einem relativen frühen Zeitpunkt mit verschiedenen Leistungserbringern gesprochen, so zum Beispiel mit der schweizerischen Rettungsflugwacht Rega. In diesen Gesprächen zeigte sich klar, dass ein grosses Interesse an einem analogen Produkt besteht, das die bereits vorhandenen digitalen Rettungs-Tools wie Smartphone, Inreach oder Recco-Reflektor sinnvoll ergänzt. Aus dem Fachhandel kamen ebenfalls positive Signale. Eine der letzten echten Innovationen war der Lawinen-Airbag. Das Patent dafür hat Peter Aschauer 1980 erworben – das ist also schon eine ganze Weile her.


Ist das Produkt zum einmaligen oder mehrmaligen Gebrauch konzipiert?

Grundsätzlich ist der Airmarker für den einmaligen Einsatz vorgesehen. Das Produkt wird nach dem Kauf bei uns registriert. Einerseits können wir so auf die Service-Intervalle hinweisen. Andererseits hilft es den Rettungsorganisationen im Notfall bei der Identifikation der Personen. Wenn der Airmarker einmal ausgelöst worden ist, geht er an uns zurück und wir erstellen wieder die volle Funktionstüchtigkeit. 


Zu welchen Kosten?

Das wird voraussichtlich etwa 25% weniger kosten als die Neuanschaffung. 


An welche Zielgruppen richtet sich das Produkt?

An alle Menschen, die Draussen unterwegs sind, insbesondere in den Bergen. Sowohl Hobby-Sportler als auch Profis. Letztere sind zwar meist besser ausgerüstet und ausgebildet, bewegen sich dafür oft in anspruchsvollerem Gelände. Hobbysportler bringen sich dafür auch in einfacherem Gelände schneller in Gefahr. Im 2024 kommen dann noch die AirMarker für den nautischen Bereich, wir wollen neben der Bergen auch auf dem Wasser eine zusätzliche Sicherheit bieten.

Ab wann wird das Produkt im Fachhandel sein?

Ab Ende November 2023!

«Natürlich ist es unökologisch und auch unökonomisch, wertvolle und teure Flugzeit mit der Suche zu verschwenden.»
«Natürlich ist es unökologisch und auch unökonomisch, wertvolle und teure Flugzeit mit der Suche zu verschwenden.»

Die orangene Farbe sorgt für eine bessere Sichtbarkeit des Ballons.