Kurzinterview mit dem «Dead Ends & Cake» Veranstalter Dominik Bokstaller
Kurzinterview mit dem «Dead Ends & Cake» Veranstalter Dominik Bokstaller
 Datum: 23.06.2021  Text: Jürg Buschor 

Kurzinterview mit «Dead Ends & Cake» Veranstalter Dominik Bokstaller

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Kurzinterview mit «Dead Ends & Cake» Veranstalter Dominik Bokstaller
Vom 25. bis 27. Juni wird erstmals die Bikepacking/Gravel Veranstaltung «Dead Ends & Cake» durchgeführt. Ohne Unterstützung von Aussen werden die Teilnehmenden auf einer selbst geplanten Route fünf Checkpoints in besonders attraktiven Sackgassen in der Ostschweiz ansteuern. Dort wartet als Belohnung ein Stück Kuchen auf sie. Mit einer Distanz von rund 500 Kilometern und 8000 Höhenmetern soll gemäss Veranstalter Dominik Bokstaller ein Ultracycling-Format an den Start gebracht werden, das auch für «Normalsterbliche» machbar ist.
Mit Deinem Anlass rückst Du einige der schönsten Sackgassen der Ostschweiz in den Mittelpunkt – worin besteht der besondere Reiz?
Sackgassen werden von vielen gemieden und genau darin liegt deren Reiz. Kleine Strassen, kaum Verkehr - ein Paradies für uns Velöler. Die Umgebung und die Strässlein sind oft noch etwas urchiger und rauer als an den grossen und berühmten Alpenpässen.

 
Und was hat es mit dem Kuchen auf sich?
«Velofahren ohne Kuchen ist möglich - aber völlig sinnlos.» Dieser Spruch trifft es eigentlich ziemlich gut. Kuchen und Velofahren ergänzen sich perfekt.

 
Welche Überlegungen standen bei der Planung des Rennens im Mittelpunkt?
Es soll eine gute Balance zwischen Abenteuer, Herausforderung und einem ersten Herantasten ans selfsupported Ultracycling sein. Die meisten selfsupported Events mit freier Routenwahl sind 1000 Kilometer und mehr. Dies ist für viele aus unterschiedlichen Gründen nicht machbar, z.B. weil es an der erforderlichen Fitness mangelt oder es zeitliche Limiten wegen Job und Familie gibt. Ich wollte dieses spannende Format auf eine etwas überschaubare Distanz in ein Wochenende packen. Die Teilnehmer sollen sich etwas aus dem üblichen Wohlfühlbereich herauswagen. Der Spass und das Miteinander steht im Vordergrund.

 
Wie hebt sich Dead Ends and Cake von vergleichbaren Anlässen ab?
Es steckt sehr viel Liebe im Detail. Da ich keinerlei finanziellen Interesse habe, können auch Ideen und Specials umgesetzt werden, bei welchen sich Aufwand und Ertrag nicht die Waage halten. Doch genau dies sind die kleinen, feinen Details welche den Unterschied ausmachen. Ich hatte eine klare Vorstellung wie der Event aussehen soll und konnte diese Idee mit viel Herzblut umsetzen. So war es mir beispielsweise auch wichtig, eine gewisse Grösse nicht zu überschreiten. Aufgrund des unglaublichen Ansturms hätte ich ein Mehrfaches an Startplätzen «verkaufen» können. Doch damit hätte Dead Ends & Cake den Charme und den familiären Charakter verloren. Für Freunde, Familie und Velobegeisterte ist es enorm spannend, die Routenwahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu verfolgen. Dank GPS-Trackern sieht man in Echtzeit die Position und gefahrene Route.
Kurzinterview mit dem «Dead Ends & Cake» Veranstalter Dominik Bokstaller
Kurzinterview mit dem «Dead Ends & Cake» Veranstalter Dominik Bokstaller
Kurzinterview mit dem «Dead Ends & Cake» Veranstalter Dominik Bokstaller
Kurzinterview mit dem «Dead Ends & Cake» Veranstalter Dominik Bokstaller
Wie kam es zur Idee?
Ich habe 2020 an der Swiss Ultra Cycling Challenge teilgenommen. Man durfte an einem beliebigen Bahnhof in der Schweiz starten und musste von da aus in sämtlichen Kantonen einen Bahnhof oder eine Postfiliale anfahren. Ziel war dann der Bundesplatz in Bern. Bei meiner Routenplanung waren das am Ende 920 Kilomter und 7800 Höhenmeter, welche ich in einer Gesamtzeit von unter 39 Stunden non-stop absolviert hatte. Resultat: Platz 3. Dieses spezielle Format hat in meinem Bekanntenkreis eine riesige Begeisterung ausgelöst. Das «Dotwachten» - also das verfolgen der GPS-Punkte am Bildschirm - macht regelrecht süchtig. Wer hat die beste Route, wie wäre ich selbst gefahren - was zur Hölle macht denn der da?? Ich habe unterwegs und nach dem Event unzählige Nachrichten erhalten. Diese Begeisterung will ich auch hier am Dead Ends erreichen - und das ist mir bis hierhin offenbar sehr gut gelungen. Das Feedback ist überwältigend.

 

Was erwartet die Teilnehmer*innen aus zehn Ländern?
Spannend ist auch die bunte Mischung. Und der sehr hohe Frauenanteil. Im selfsupported Ultracycling sind Frauen gleich stark wie Männer, da es um mehr als um reine Kraft geht. Das haben beeindruckende Siege und Leistungen von Lael Wilcox, Fiona Kolbinger oder Emma Pooley bewiesen. Zudem ist es eine super Mischung aus Top Athleten wie beispielsweise Emma Pooley, mit ihren zehn Medaillen bei Olympia, Weltmeisterschaften und Commonwealth Games, mit Adrien Liechti und Fabian Burri die absoluten Schweizer Topcracks im Ultracycling und auf der anderen Seite viele Fahrerinnen und Fahrer, welche noch nie nur annähernd eine solche Distanz gefahren sind.

 

Die limitierten Startplätze waren innerhalb von fünf Minuten ausgebucht – wie lässt sich das erklären?
Ich denke, es ist mir via Instagram sehr gut gelungen, meine Idee und den angestrebten Charme von Dead Ends & Cake zu transportieren. Das etwas aussergewöhnliche Format mit der freien Routenplanung und die unglaublich spektakulär und schön gelegenen Checkpoints tragen zum spannenden Gesamtpaket des Events bei. Der allgemeine Trend zu kleinen Abenteuern, sportlichen Herausforderungen und der Boom der selfsupported Ultracycling-Events haben sicher auch geholfen.

 

Als «Trostpflaster» für all diejenigen, die keinen Startplatz ergattern konnten gibt's die «Dead Ends Challenge». Worum geht's?
Die Checkpoints sind so schön gelegen - eine Tour dahin lohnt sich für alle. Die Idee ist es ja, der Velo-Community an etwas unbekannteren oft nahegelegenen Geheimtipps zu führen. Nachdem das Interesse für die Startplätze derart gross war, war für mich klar, dass diejenigen, welche «leer» ausgegangen sind dieses Erlebnis geniessen sollen. So wird man von Juli bis September die Route oder auch einzelne Checkpoints zu einem beliebigen Zeitpunkt absolvieren können. Nach dem Event wird man sich auf der Webseite für die Challenge eintragen können und erhält einen Schlüsselcode, um am  Startpunkt in St.Gallen eine Stempelkarte abzuholen. Mit dieser wird man bei den Bergbeizen den verdienten Stempel und - noch viel wichtiger - ein gratis Stück Kuchen abholen können!

 
Weiter Informationen zum Event findet ihr auf www.deadendsandcake.ch

Zur Person

Der 38jährige Dominik Bokstaller ist begeisterter Velofahrer, Bikepacker und Ultracyclist. Der St. Galler ist stets auf der Suche nach den schönsten Route und dem besten Kuchen. Während diversen Velotouren, Reisen und Kurzferien hat ihn die Faszination der Routenplanung, des Bikepackings und der langen Distanzen immer mehr gepackt. Letztes Jahr konnte er mit der Swiss Ultracycling Challenge sein erstes Ultracycling-Renne auf dem Dritten Platz beenden und wurde im «hohen Alter» von Ultracycling-News zum Rookie of the Year nominiert. Bei Bokstaller steht allerdings auch weiterhin der Spass am Velofahren im Vordergrund.
Kurzinterview mit dem «Dead Ends & Cake» Veranstalter Dominik Bokstaller
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