Die Überlebenschancen bei einem Lawinenunglück sinken nach 15 Minuten rapide. Jens Wilke schaffte es, zwei Stunden unter zwei Metern Schnee und Eis zu überleben — ohne Verletzungen. Was hat ihn gerettet?
Kälte als Wundermittel?
1991, Ich bin vor wenigen Wochen aus einem Trainingslager in Kalifornien zurückgekehrt, wo ich mit den besten Triathleten weltweit trainieren durfte. Mein Körper war in Bestform und ich war nicht mehr weit von der Leistung der Weltspitze entfernt. An diesem Tag stand eine Skitour mit meinem Vater auf dem Programm. Als wir starteten, schien die Sonne, doch oben am Gipfel veränderte sich das Wetter schlagartig. Wir fuhren nacheinander vorsichtig ab, der Hang war steil und voller Neuschnee.
ZUm autor
Jens Wilke ist Pharmazeut und Apotheker. Er ist Gründer und CEO des Health Performance Institutes in Innsbruck. Seine Mission ist es, Unternehmer und Sportler zur körperlichen und mentalen Bestform zu bringen. Der ehemalige Profi-Triathlet denkt den Begriff Gesundheit neu —er verbindet klassische Schulmedizin mit den neuesten Ansätzen aus dem Bereich Biohacking, Epigenetik und Mindset-Coaching. Sein erstes Buch erscheint diesen Sommer.
Als ich auf meinen Vater zufuhr, bemerkte ich, dass etwas nicht in Ordnung ist. Er blickte aufgeregt nach oben, gestikulierte und rief: «Raus, raus, raus!» Ein Schneebrett von gigantischer Grösse, mindestens 300 bis 400 Meter breit, hatte sich gelöst und kam auf uns zu. Nicht zu stoppen. Wenige Sekunden später traf es uns mit voller Wucht. Es war plötzlich ohrenbetäubend laut; ich verlor die Orientierung. Dann die totale Dunkelheit um mich herum. Als es still wurde, durchzuckte mich ein Gedankenblitz: «Wie geht es jetzt weiter?» Dann der Filmriss. Ich war erst wieder präsent, als die Rettungssanitäter mich in den Helikopter luden. Meine Erinnerung kam dann während des Fluges nach Innsbruck in die Klinik zurück.
Angewandte Kältetherapie
Health Performance Institute in Innsbruck
Durch Kälte ins Notprogramm
Jens als begeisterter Skitourengeher
Die Ärzte waren beunruhigt, weil ich zwei Stunden unter dem Schnee begraben lag. Die Retter fanden mich in einer Tiefe von etwa zwei Metern. Ich war nicht bewusstlos, aber stark unterkühlt. Mein Körper hatte in ein Notprogramm umgeschaltet: eingeschränkte Energieversorgung, Konzentration auf lebensnotwendige Funktionen. Als die Lawine zum Stillstand kam, hatte ich im ersten Moment Todesangst. Ich fühlte mich wie einbetoniert. Dann setzte mein Verstand ein und traf die klare Entscheidung: Ich werde weiterleben. Dieser Gedanke wurde zu meinem Fokus. Er gab meinem Körper die entscheidenden Impulse. Rückblickend bin ich überzeugt, dass mich drei Faktoren haben überleben lassen: Meine körperliche Top-Form, meine mentale Stärke und die eisige Kälte. Alle drei haben mein Leben gerettet und ziehen sich bis heute wie ein roter Faden durch mein Leben. Schließlich war das Lawinenunglück für mich ein persönlicher Wendepunkt. Ich lernte, den Begriff «Gesundheit» neu zu denken und Ansätze aus dem Bereich Biohacking, Epigenetik und Mindset-Coaching zu verbinden. Heute unterstütze ich andere Menschen darin, ihr körperliches und mentales Potenzial gezielt zu entwickeln und täglich zu leben. Im Health Performance Institute in Innsbruck — das ich genau aus diesem Antrieb gegründet habe — begleiten wir Unternehmer und Sportler zur Bestform.
Wissenschaftlich belegt: Ganzkörper-Kältetherapie bei -110 Grad Celsius wirkt entzündungshemmend und fördert Leistungsfähigkeit und Regeneration
Die Kältetherapie spielt dabei eine entscheidende Rolle. Unter der Lawine begraben, liess die Kälte sämtliche Funktionen in meinem Körper auf ein Minimum herunterfahren und rettete mir so das Leben. In der Medizin eingesetzt, kann die Kältetherapie Entzündungen im Körper reduzieren, die Regeneration fördern sowie die Leistungsfähigkeit um ein Vielfaches steigern. Von kalt duschen über 3 Minuten Freezing-to-go bis zur Ganzkörper-Kälte-Medizin bei -115 °C reichen die Behandlungsmöglichkeiten der Kryotherapie. Dem Skifahren und Tourengehen bin ich trotz dieser einschneidenden Erfahrung treu geblieben. Aber die Kälte ist aus meinem Leben nicht mehr wegzudenken.
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