Sommer, Sonne, Sonnenschein, blauer Himmel und Fernsicht: Der Traum eines jeden Bergsteigers. Doch an solchen Tourentagen heisst es auch: eincremen – regelmässig und vor allem in ausreichender Menge. Das Ergebnis: gelbe Flecken auf der Funktionskleidung; brennende Augen, weil die Sonnencreme durch den Schweiss in die Augen läuft; eine weisse, krustige Schicht auf der Haut oder klebrige Hände, mit denen man sich beim Klettern kaum am Fels festhalten kann. Doch auf Sonnencreme zu verzichten, ist keine Option, denn der Schutz vor einem Sonnenbrand ist entscheidend für die Gesundheit unserer Haut. Gerade in den Bergen ist die UV-Belastung besonders hoch. Wie schützt man sich vor Sonnendbrand in den Bergen und wie kann man ungewollte Auswirkungen durch die Sonnencreme vermeiden? Tipps und Empfehlungen findest du hier.
Was ist der UV-Index und warum ist er wichtig für den Sonnenschutz in den Bergen?
Wie hoch die Strahlenbelastung an einem bestimmten Tag und an einem bestimmten Ort tatsächlich ist, zeigt der UV-Index. Er gibt die Strahlenbelastung auf einer Skala ab Null an: Ab einem Wert von drei ist Sonnenschutz etwa mittels Sonnencreme oder entsprechender Kleidung notwendig, ab einem UV-Index von acht sollte man die direkte Mittagssonne meiden, Werte von elf und mehr kommen vor allem in Äquatornähe vor – aber auch in den Alpen sind Werte bis elf möglich. Ein Check des UV-Index sollte unbedingt Teil der Tourenplanung sein, um den richtigen Sonnenschutz einzuplanen und Sonnenbrand zu vermeiden.
UV-A- und UV-B-Strahlung: Vor welche Strahlung soll Sonnencreme schützen?
Die UV-Strahlung wird je nach Wellenlänge in UV-A-, UV-B- und UV-C-Strahlung unterteilt. Letztere wird fast vollständig von der Ozonschicht absorbiert. Von der UV-B-Strahlung erreichen noch etwa zehn Prozent den Erdboden, von der UV-A-Strahlung der grösste Teil. Eine gute Sonnencreme sollte daher sowohl vor UV-A- als auch vor UV-B-Strahlen schützen. UV-B-Strahlen sind übrigens für Sonnenbrand und weissen Hautkrebs verantwortlich, UV-A-Strahlen dringen tiefer in die Haut ein und verursachen Hautalterung und Melanome. Und auch wenn es in Bergsteigerkreisen zeitweise als Statussymbol galt: Eine gebräunte Haut ist bereits ein Zeichen dafür, dass die UV-Strahlung in der Haut Spuren hinterlassen hat, die oft erst Jahre später sichtbar werden.
Erhöhtes Risiko für Sonnenbrand in den Bergen?
Je höher man in den Bergen unterwegs ist, desto intensiver ist die UV-Strahlung. Pro 1000 Höhenmeter nimmt die Strahlenbelastung um rund zehn Prozent zu. Schnee, Eis und Felsen reflektieren die Strahlung zusätzlich und können die Belastung für die Haut fast verdoppeln. Auch bei Nebel oder leichter Bewölkung ist Vorsicht geboten: Im Gegensatz zu dichten Wolken, die die UV-Strahlung reduzieren, können sie die Strahlung zusätzlich streuen.
UV-Index für die Schweiz
Das Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie MeteoSchweiz veröffentlicht eine Prognose für den UV-Index für den aktuellen und den kommenden Tag. Für die verschiedenen Bergregionen werden zudem jeweils drei Werte – für 1000, 2000 und 3000 Meter Höhe – angegeben.
Sonnenschutz im Frühjahr
Nicht nur im Hochsommer, sondern auch im Frühjahr sollte man besonders auf den Sonnenschutz der Haut achten. Dann trifft die meist wenig sonnenverwöhnte Winterhaut auf starke Sonnenstrahlung. Gerade in der Zeit von Ende März bis Anfang April kann es zu Niedrig-Ozon-Ereignissen kommen. Normalerweise filtert das Ozon die UV-Strahlung, doch bei diesen kurzzeitigen Ereignissen nimmt es in höheren Luftmassen kleinräumig ab. Die Folge: eine erhöhte Strahlenbelastung. Der UV-Index kann dann bis zu drei Stufen höher liegen.
Schutzlos? Eigenschutzzeit der Haut
Die Haut ist der UV-Strahlung nicht völlig schutzlos ausgeliefert, sie besitzt einen geringen Eigenschutz. Dieser reicht von wenigen Minuten beim hellsten Hauttyp bis zu einer Stunde beim dunkelsten Hauttyp. Sonnencreme verlängert diese Eigenschutzzeit der Haut je nach Lichtschutzfaktor (LSF) in Minuten: bei LSF 30 also – zumindest rein rechnerisch – um das Dreissigfache. Dies gilt jedoch nur, wenn die tatsächlich erforderliche Menge an Creme verwendet wird. Generell sollten Bergsportler mindestens Sonnencremes mit LSF 30 verwenden, mit zunehmender Höhe und auf Gletschern oder Schnee besser LSF 50.
Wieviel Sonnencreme ist notwendig?
Etwa zwei Milligramm pro Quadratzentimeter Haut sind notwendig, um den errechneten Lichtschutz zu erreichen. Für das Gesicht entspricht das einem Teelöffel, für den ganzen Körper etwa vier Esslöffel. Eine kleine Tube, wie man sie häufig im Deckelfach des Rucksacks dabei hat, reicht also nur für wenige Tage. In der Praxis wird oft zu wenig verwendet, wodurch der Schutzfaktor exponentiell sinkt.
Wann ist der richtige Zeitpunkt zum Eincremen?
Der beste Zeitpunkt für das Eincremen vor einer Tour ist eine halbe Stunde vor Tourbeginn. So kann die Sonnencreme ausreichend einziehen, was auch Flecken auf der Funktionskleidung verhindert, und zudem kann sich so die Schutzwirkung der chemischen Filter komplett entfalten. Sonnenbrand auf den Lippen vermeiden: Eine vergessene Stelle sind die Lippen – gerade auf Hochtouren sollte auch hier immer wieder nachgecremt werden. Ein Sonnenschutzstift für die Lippen eignet sich übrigens auch perfekt, um Nasenrücken oder Ohren nachzucremen.
Wie lange hält der Sonnenschutz und wie oft sollte man nachcremen?
Der zu Beginn aufgetragene Schutz bleibt nur so lange, wie die Sonnencreme nicht durch Schwitzen, Wind, Wasser oder Reibung wieder abgerieben wird. Nachcremen ist deshalb – auch bei wasserfesten Cremes – wichtig, besonders bei starkem Schwitzen oder nach dem Schwimmen. Alle zwei bis drei Stunden sollte spätestens nachgecremt werden. Damit beginnt die Schutzzeit jedoch nicht von vorne, es wird lediglich der ursprüngliche Schutz aufrechterhalten!
Welcher UV-Filter in Sonnencreme?
Über die Art des UV-Filters in Sonnencremes wird viel diskutiert: chemischer oder mineralischer UV-Filter? Letztlich ist die Entscheidung meist eine persönliche – wirksam sind beide. Chemische Filter wandeln die UV-Strahlung in der Haut in Wärme um, während mineralische Filter die Strahlung reflektieren. Mineralische Filter können auf der Haut den so genannten «Weisseleffekt» verursachen, dessen Stärke aber auch von der Zusammensetzung der jeweiligen Creme abhängt. Schwangere und Kinder sollten eine Creme ohne Octocrylen verwenden, da dieser Stoff hormonell wirksam sein kann. Ausserdem sollte man beim (Berg-)Sport auf Sonnencremes mit Duftstoffen verzichten, da diese auf der durch das Schwitzen aufgequollenen Haut leichter Allergien auslösen können.
Verschiedene Produkte für unterschiedliche Bedürfnisse
Und ob Spray oder Creme aus der Tube – beide schützen gleichermassen, entscheidend bleibt der Lichtschutzfaktor. Trotzdem kann es bequemer sein, für Körper und Gesicht unterschiedliche Produkte zu verwenden. Oft verträgt die Haut an Armen und Beinen eine etwas reichhaltigere oder auch fetthaltigere Creme. Im Gesicht kann gerade bei anstrengenden und vor allem schweisstreibenden Bergtouren eine leichtere Creme, die sich weniger mit dem Schweiss vermischt, sinnvoll sein. Übrigens: Cremes mit hohem Wasseranteil oder auf Alkoholbasis ziehen besonders schnell ein und fetten meist nur wenig, können aber die ohnehin trockene Haut zusätzlich austrocknen. Gerade im Winter oder bei extremen Bedingungen bieten reichhaltigere Cremes dagegen einen zusätzlichen Wetterschutz für die Haut. Beim Klettern empfiehlt sich ein Sonnenschutz in Stickform – so bleiben die Hände auch beim Nachcremen in der Wand sauber.
Wie lange kann man eine angebrochene Sonnencreme verwenden?
Auch Sonnencremes haben ihre Saison: Angebrochene Tuben sollten nicht länger als sechs bis zwölf Monate verwendet werden. Sonnencreme, die sich noch aus der Vorsaison im Rucksack befindet, sollte daher entsorgt werden. Denn Sonnencreme verliert mit der Zeit ihre Wirkung, zudem können sich in den Cremes schädliche Abbaustoffe bilden.