7 Tipps für die Wahl der richtigen Kletterschuhe
7 Tipps für die Wahl der richtigen Kletterschuhe
 Datum: 13.07.2023  Text: Outdoor Guide Redaktion 

7 Tipps für die Wahl der richtigen Kletterschuhe

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7 Tipps für die Wahl der richtigen Kletterschuhe

Die Auswahl an Kletterschuhen auf dem Markt ist riesig. Jeder Hersteller hat zig unterschiedliche Modelle, oftmals mit dem gleichen Namen in unterschiedlichsten Ausführungen. Für jeden Anwendungsbereich gibt es ein speziell zugeschnittenes Modell. 

Doch wie entscheide ich, welches der richtige Kletterschuh für mich und meinen persönlichen Einsatzbereich ist? Im Nachfolgenden geben wir euch ein paar Hinweise und Tipps an die Hand, um perfekt ausgerüstet an die Kletterwand zu gehen. 

1. Passform

Die Passform eines Kletterschuhs ist das A und O. Der beste Schuh bringt nichts, wenn er nicht zur persönlichen Fussform passt. Dadurch dass Kletterschuhe meist sehr eng getragen werden und wenig bis gar keine Polsterung haben, gibt es noch weniger Anpassungsmöglichkeiten des Schuhs an den Fuss.  

Die meisten Hersteller versuchen über die Angabe der Fussform (ägyptisch, römisch oder griechisch) sowie der Fussbreite einen Indikator zu geben, zu welchen Füssen ein Kletterschuhmodell passt. Durch die sehr individuellen Fussformen kann dies aber nur ein Indikator sein. Mit der Zeit bekommt man ein Gefühl, welche Schuhform zu den eigenen Füssen passt. Bis dahin hilft nur ein Anprobieren der Schuhe. 

2. Grösse

Ein oft sehr heiss diskutiertes Thema ist die Grösse von Kletterschuhen: „So eng dass es weh tut“ lautet vielmals die Devise. Gleich vorneweg zur Beruhigung: dies ist bis zu einem gewissen Masse Quatsch. Ein Kletterschuh muss eng anliegen, damit die Kraft gut auf kleine Tritte übertragen werden kann. Mit der richtigen Passform ist dies aber auch ohne grosse Schmerzen möglich. Komfortable Schlappen zum flanieren in der Stadt sollte man allerdings auch nicht erwarten.

In erster Linie kommt es auf den Einsatzzweck an: Ein Einsteiger braucht die Kletterschuhe nicht schmerzhaft klein wählen, da die Tritte in den leichteren Touren oft grösser sind. Auch in langen, alpinen Routen ist der Komfort oft wichtiger als die perfekte Kraftübertragung auf kleinste Tritte.  In schweren Touren beim Bouldern oder im Klettergarten ist es allerdings notwendig, Schuhe zu verwenden, mit denen der Druck gut übertragen werden kann, was nur vernünftig, wenn sämtlicher Platz im Schuh gut ausgefüllt ist und der Schuh satt am Fuss sitzt. Aber wie gesagt: Bei der richtigen Passform kann ein Schuh durchaus eng sitzen ohne sonderlich schmerzhaft zu sein.  
Nice to know: Kletterschuhe passen sich mit der Zeit auch an den Fuss an. Dies nennt man Eintragen von Kletterschuhen. Das Leder formt sich der Fussform an und weitet sich ein wenig. Steife Schuhe sind oft unbequemer und brauchen länger zum Eintragen als weiche Schuhe.

Wichtig: Jeder Hersteller verwendet eine eigene „Grössenskala“ bei Kletterschuhen: Trägt man beispielsweise bei La Sportiva eine 39, ist es möglich, dass bei Ocun eine 41,5 und bei Scarpa eine 40,5 passt. Innerhalb der unterschiedlichen Modelle eines Herstellers sind die Grössen allerdings meist kohärent.  
 

3. Asymmetrie und Vorspannung

Dies sind die wohl meistgenutzten Begriffe, um die Form und Konstruktion eines Kletterschuhs zu beschreiben.  
Bei einem asymmetrischen Schuh ist die Passform in Richtung Zehen nach Innen gezogen. Oftmals erscheint der Schuh um die Längsachse tordiert. Der Druckpunkt (Punkt der primären Kraftübertragung von Fuss auf Fels) wandert in Richtung grossem Zeh - in extremen Fällen hat man eine sehr punktuelle Belastung am grossen Zeh. Der Vorteil ist, dass man mit dieser asymmetrischen Konstruktion eine Präzision und klar definierte Kraftübertragung auf kleiner Fläche erzeugt. Während dies bei schweren Routen mit sehr kleinen Tritten eine Notwendigkeit ist, wird es im Anfängerbereich oft als unbequem empfunden. Bei der Asymmetrie kommt es primär auf die Passform und persönliche Vorlieben an, wie stark beim favorisierten Kletterschuh ausfallen darf.  

Vorspannung: Kletterschuhe sind oft nach unten gebogen und vorgespannt. Da das gesamte Körpergewicht auf einer sehr kleinen Fläche belastet wird, ist dies sinnvoll, um die Fussmuskulatur zu unterstützen und entlasten. Ein vorgespannter Schuh wirkt federnd – bei Belastung spannt er sich und gibt die Kraft entsprechend als Unterstützung wieder zurück.  Nicht zu verwechseln sind Vorspannung und Steifigkeit: Vorspannung bedingt eine gewisse Elastizität, während ein sehr steifer Schuh einfach nur hart ist. In der Vorspannung liegt oft das Know-How der Kletterschuhhersteller. Spätestens wenn man ambitionierter beim Klettern unterwegs ist – egal ob Bouldern, Halle oder Fels - und sich in den mittleren oder oberen Schwierigkeitsgraden bewegt, empfiehlt sich mindestens eine moderate Vorspannung.  

4. Steifigkeit

Die Steifigkeit wird oft mit Vorspannung verwechselt, ist aber nicht das Gleiche. Ein weicher Schuh hat i.d.R. mehr Reibung, da er sich besser an den Untergrund anschmiegt. Ebenfalls sind diese Modelle oft bequemer und der Schuh trägt sich wie eine Socke. Auf der anderen Seite ist mehr Kraft im Fuss und den Zehen notwendig, um das Körpergewicht zu tragen. Auf kleinen scharfen Leisten tut man sich oftmals schwerer und der Verschleiss ist höher. Es braucht also eine Abwägung und Beurteilung in welchem Gelände man unterwegs ist.  

Als grobe Guideline: Beim Bouldern oder im steilen Gelände ist ein weicher Schuh angenehm, da man sich besser an den Felsen ziehen kann. In senkrechten, technischen Routen mit scharfen Kanten hingegen greift man öfter auf steifere Modelle zurück.  

Good to know: Viele Kletterschuhmodelle gibt es als Herren- und Damenausführung. Hierbei ist das Damenmodell aufgrund des geringeren Gewichts der Anwender oft weicher ausgeführt. Nicht selten sieht man männliche Kletterer, die ein Damenmodell tragen oder umgekehrt – manchmal aufgrund des Designs, meistens jedoch um die gewünschten Eigenschaften des Schuhs hinsichtlich Steifigkeit auf die persönlichen Vorlieben zu optimieren.  

5. Gummimischung

Der Sohlengummi ist heutzutage eine Wissenschaft für sich. Seitdem Kletterschuhe seit ca. Anfang der 80er Jahre mit einem Reibungsgummi ausgestattet werden, konnten auch zunehmend schwierigere Routen bezwungen werden. Ähnlich zu den Slick-Reifen im Motorsport kann hiermit deutlich mehr Reibung und Kraft auf den Felsen übertragen werden. In der Gummimischung steckt viel Entwicklungsarbeit und Know-How der Hersteller, denn der Gummi soll bei unterschiedlichsten Temperaturen und auf unterschiedlichen Gesteinsarten optimal halten. Aufgrund des hohen Entwicklungsaufwandes kaufen viele Hersteller von Kletterschuhen den Reibungsgummi zu. Der bekannteste Produzent von Reibungssohlen ist Vibram. Allein von Vibram gibt es unterschiedliche Compounds, die auf verschiedene Einsatzbereiche zugeschnitten sind:  

Vibram XS Grip beispielsweise ist auf optimale Reibung getrimmt und nimmt dafür höheren Verschleiss in Kauf. Diesen Gummi findet man oft auf weicheren Kletterschuhen. Vibram XS Edge setzt hingegen auf optimale Kantenstabilität und geringeren Verschleiss, teilweise auf Kosten der Reibung. Parallel dazu gab es zunehmend Eigenentwicklungen der Kletterschuhhersteller, was nicht zuletzt damit zusammenhängt, dass die Top-Vibram-Sohlen teilweise nur exklusiv für einzelne Kletterschuhmarken nutzbar waren. Je nach Gummimischung ist die Reibung in einzelnen Anwendungsfällen besser oder auch schlechter, eine klare Bestenliste oder Empfehlung auszugeben ist entsprechend schwierig. Prinzipiell gilt, dass die seit Jahren etablierten Sohlen von Vibram oder FiveTen (Stealth C4) hervorragend ausgereift sind. Bei Firmen, die gerade erst mit einem neuen Gummi auf den Markt kommen, sollte man hingegen ggf. etwas Vorsicht walten lassen.  

6. Verschluss

Der Verschluss von Kletterschuhen wird entweder als Schnürer oder Klettverschluss ausgeführt. Bei Slippern gibt es gar keinen Verschluss und der elastische Schuh wird wie ein Socken übergestreift. Bei der Auswahl geht primär um eine Abwägung von Einfachheit in der Bedienung sowie der Möglichkeit den Schuh an den Fuss anzupassen. Die Modelle mit Schnürverschluss sind mittlerweile fast in der Unterzahl und ein Grossteil der Hersteller setzt auf Velcros, die einen sehr guten Kompromiss bieten. In der Regel ist der Verschluss ein nachrangiges Kriterium bei der Auswahl von Kletterschuhen.  

7. Präzision

Präzision ist ein oft verwendeter aber wiederum sehr schwieriger Begriff, da er sich letztendlich aus unterschiedlichsten Faktoren zusammensetzt: Asymmetrie, Vorspannung, Steifigkeit aber auch der persönlichen Passform. Kein Hersteller wird einen Kletterschuh als „unpräzise“ vermarkten. Im Prinzip geht es darum, dass man die Belastung präzise auf einen kleinen Tritt bringen kann. Hier hilft nur: für sich persönlich einen Kletterschuh finden, der passt und dem persönlichen Einsatzbereich so weit angepasst ist, dass man damit gut klettern kann.  

Von Fachsimplerei sollte man sich bei Kletterschuhen nicht in die Irre führen lassen. Ausschlaggebend ist immer die Passform auf die individuelle Fussform. Bei der Erst-Auswahl von Kletterschuhen ist es demnach hilfreich, wenn man einen gut sortierten Fachhandel zu Rate ziehen kann. Dort kann man neben einer fachlichen Beratung unterschiedlichste Modelle und v.a. Grössen probieren. Lieber lässt man sich hierbei etwas mehr Zeit, am Fels hat man mit gut ausgewählten Kletterschuhen auf jeden Fall mehr Spass. Hat man einmal ein passendes Modell und die richtige Grösse gefunden, kann man zu einem späteren Zeitpunkt einfacher andere Modelle ausprobieren und vergleichen.  

Aktuelle Kletterschuhe aus dem diesjährigen Test