Rossignol XV Slashimi Splitboard

Xavier De Le Rue zählt zu den einflussreichsten Freeridern der letzten 20 Jahre. Als dreifacher Sieger der Freeride World Tour ist er bekannt für kompromisslose Linienwahl, Souveränität in technischem Terrain und Speed. Seine Boards tragen diesen Anspruch weiter – vor allem die XV-Serie, die er gemeinsam mit Rossignol entwickelt hat. Das neue XV Slashimi Splitboard ist ein vergleichsweise verspielter Ableger dieser Linie. Es ist kürzer, leichter, etwas wendiger – und soll laut Hersteller ein Alltagsboard mit hoher Freeride-Kompetenz sein. Doch wie schlägt es sich im Feldtest, besonders bei schwierigen Schneeverhältnissen? Wir haben es bei harten Frühjahrsbedingungen getestet.

Das Slashimi Split basiert auf einem directionalen Shape mit kleinem Pintail, was für Stabilität bei der Abfahrt und guten Auftrieb im Tiefschnee sorgt. Mit einem progressiven Sidecut passt sich die Kurvenlinie dem Fahrtempo an: Bei langsamer Fahrt lässt sich das Board enger wenden, bei höherem Tempo läuft es ruhiger und weiter aus. Dieses System ist besonders im wechselhaften Gelände angenehm – etwa bei Übergängen von weichem Sulz zu hartgefahrener Spur. Die Camber/Rocker-Konstruktion kombiniert viel Vorspannung unter der Bindung mit leichtem Rocker in Nose und Tail. Das sorgt für Grip auf harter Piste und gleichzeitig etwas Auftrieb im Pulver – ein sinnvoller Kompromiss für Allmountain-orientierte Touren. Für Kantenhalt sorgt zusätzlich die sogenannte L.I.T.E. Grip-Technologie von Rossignol: Ein durchgehender Urethan-Streifen im Holzkern, der Vibrationen dämpft und den Kantendruck besser auf den Schnee überträgt. In der Praxis ergibt das ein Brett, das ruhig läuft, aber präzise reagiert, wenn man es fordert. Im Inneren arbeitet ein FSC-zertifizierter Holzkern – eine leichte, aber reaktionsfreudige Mischung, die Gewicht spart, ohne auf Torsionssteifigkeit zu verzichten. Die Base besteht aus einem gesintertem Belag, der robust, schnell und langlebig ist.

Im Split-Modus lässt sich das Slashimi zuverlässig führen. Trotz des etwas steiferen Flexprofils – das unter dem vorderen Fuss härter, unter dem hinteren etwas weicher abgestimmt ist – stehen die Hälften stabil und verwinden sich kaum. Das zahlt sich besonders auf hartem Frühjahrsfirn aus, wie wir ihn im Test erlebt haben. Auch Spitzkehren lassen sich gut anlegen – der Rocker in der Nose hilft, dass sich das Board nicht in der Spur verkantet. Dank des leichten Kerns hält sich das Gewicht im akzeptablen Rahmen – nicht ultraleicht, aber auch nicht träge. Die vorab zugeschnittenen Felle sind schnell montiert, halten sicher und sind mit Tailclips ausgestattet – praktisch, wenn es im Aufstieg zügig gehen soll.

Bei der Abfahrt zeigt das Slashimi Split klare Freeride-Gene. Das Board liegt auch bei höheren Geschwindigkeiten stabil auf der Kante. Besonders auf hartem, gefrorenem Schnee überzeugt es mit hohem Kantengriff und ruhigem Laufverhalten. Wer es aktiv fährt – also mit Druck auf dem vorderen Fuss und sauberem Kantenwechsel – wird mit präziser Steuerung belohnt.Der Shape unterstützt lange, kontrollierte Schwünge, lässt sich aber auch enger fahren, wenn das Gelände es verlangt. Dank RadCut-Technologie reagiert das Board dynamisch auf Richtungsänderungen – ohne nervös zu wirken. Trotz seiner Freeride-DNA fühlt sich das Slashimi spielerisch an.

Rossignol positioniert das Slashimi Split als Board für den Typ «Performer» – also Snowboarder, die ihr Material bewusst wählen und souverän in unterschiedlichstem Terrain unterwegs sind. Und genau das trifft zu. Das Board will aktiv gefahren werden. Wer wenig Technik oder Körperspannung mitbringt, wird Schwierigkeiten haben, die Kontrolle zu behalten. Für Einsteigende ist das Brett schlicht zu fordernd. Seine Stärken spielt das Slashimi aus, wenn es steil, hart oder schnell wird – oder wenn auf einer Tour wechselhafte Bedingungen vorherrschen. Der Shape und das Setup sind auf Directional Riding ausgelegt, Switch ist möglich, fühlt sich aber nicht harmonisch an. Wer einen Freestyle-orientierten Alleskönner sucht, sollte eher zu einem Twin Shape greifen.

Unser Test fand bei typischem Frühjahrsschnee statt – gefrorene Hänge am Morgen, Sulz und Nassschnee am Nachmittag. Auf hartem Untergrund zeigte das Board seine Stärken: sicherer Kantengriff, stabile Spur, keine ungewollten Ausbrüche. Im weichen Sulz wurde es erwartungsgemäss etwas ruppiger, blieb aber gut kontrollierbar – vorausgesetzt, man hält aktiv Druck auf dem vorderen Fuss. Im Tiefschnee dürfte die lange Nose mit Rocker für ausreichend Auftrieb sorgen, allerdings ohne den Surf-Charakter von direktionalen Powderboards. Vielmehr zielt das Slashimi auf Vielseitigkeit: ob technisch, hart, zerfahren oder weich – das Board macht mit, verlangt aber nach einem sehr aktiven Fahrer.

Das Rossignol XV Slashimi Splitboard bringt viele der Technologien aus dem Big-Mountain-Bereich in eine vielseitigere, alltagstaugliche Form. Es fühlt sich in steilem Terrain und auf festem Schnee am wohlsten – die Kantenperformance, das Tourensetup und die Materialwahl wussten im Feldtest zu überzeugen. Für erfahrene und ambitionierte Rider, die ein Splitboard für alle Bedingungen suchen, ist das Slashimi eine klare Empfehlung.