Skitourenabenteuer in Senja: Ein Winterzauber im Farbenrausch

In einem dreijährigen Traumprojekt hatten wir uns auf die Reise in die norwegische Arktis vorbereitet. Der Anfang März sollte ein wahrer Prüfstein für unser Team werden, als wir die zerklüfteten Berge in einem ungewöhnlichen Frühlingsgewand vorfanden – anstelle von majestätischen weissen Gipfeln, erblickten wir Gras, Schlamm und Stein. Doch die Wettergötter hatten noch ein Ass im Ärmel. Innerhalb weniger Tage verdunkelte sich der Himmel dramatisch, und das verheissungsvolle blaue Schwarz, das den bevorstehenden Schnee ankündigte, eroberte die Szenerie. Über Nacht fiel mehr als ein Meter Schnee, und wir standen vor einem beeindruckenden Anblick, der die Landschaft in ein winterliches Wunderland verwandelte.

Unsere Reise begann am Flughafen von Tromsø, wo unser Auto bis oben hin mit Winterausrüstung und den obligatorischen Surfbrettern sowie Snowboards beladen war. Durch dichten Schneefall fuhren wir in die Nacht, die Scheibenwischer im Takt der Schneeflocken. Unsere Geschwindigkeit mag auf 40 Stundenkilometer gesunken sein, aber unser Enthusiasmus und die Vorfreude auf das, was uns erwartete, waren ungebrochen. Mit dem Weckerklingeln standen wir vor einer veränderten Welt. Das dunkelblaue und schwarze Panorama der Arktis, unter einer zusätzlichen Schneedecke begraben, zeigte eine wunderbare, karge Schönheit, als wäre das Land in Schwarzweiß gemalt.

Doch die Natur spielte weiter mit uns. Der Wetterwechsel, von einem Extrem zum anderen, überraschte nicht nur uns, sondern auch die örtlichen Experten. Grüne und braune Berge lagen plötzlich tief unter einer weißen Pracht begraben. Doch dieser rasche Wandel brachte auch Risiken mit sich, und das Lawinenrisiko stieg auf vielen Hängen auf bedrohliche Werte. Ungeachtet der Herausforderungen hielten wir uns von gefährdeten Hängen fern und planten sorgfältig unsere Routen. Unser Ziel war es, das Risiko zu minimieren und genügend Zeit einzuplanen, um Gruben zu graben und aus erster Hand zu erfahren, was sich unter unseren Skiern und Brettern verbarg.

Los gings, beladen mit Lebensmitteln, Campingausrüstung, Surfbrettern und Neoprenanzügen – ein bunter Mix für eine Woche Abenteuer in der Wildnis. Mit Tourenski und Splitboards machten wir uns auf den Weg, nicht wissend, was uns erwartete, aber mit einer unstillbaren Neugier. Das Zischen der Steigfelle auf hartem Schnee begleitete uns, während wir stundenlang durch wildes, offenes Gelände, mit den Bergen im Rücken und schwarzem Wasser unter uns, voranschritten. Als wir unsere Zelte im sicheren Basislager aufschlugen und gegen mögliche Stürme absicherten, breitete sich eine Mischung aus Aufregung und Frieden aus.

Am ersten Abend betrachteten Lisa, Ben und Kate das tiefschwarze Meer vor der Küste. Etwa 200 Meter entfernt brachen die Wellen in wunderschönen, gewellten Formen. Das Trio konnte der Anziehung des Meeres nicht widerstehen und verwandelte sich in Robben, isoliert gegen die Kälte in ihren Neoprenanzügen. Stunden später tauchten sie, von Eis umkränzt, auf, und wir lauschten dem beruhigenden Dröhnen des Ofens, während das gute Essen unsere erschöpften Körper sowohl physisch als auch psychisch wärmte.

Die Arme schmerzten ein wenig von den Stunden im kalten Wasser, aber wir wussten, dass noch aufregende Tage vor uns lagen. Mit Blick auf die majestätischen Gipfel planten wir unsere Tagestouren und erkundeten die Schneeverhältnisse. Frühmorgens, wenn die Welt noch in Dunkelheit gehüllt war, machten wir uns mit Lawinen-Rucksäcken und den wichtigsten Sicherheitsutensilien, auf den Weg. Der Strahl unserer Stirnlampen reflektierte im Schnee, und die Stille der Dunkelheit umgab uns, nur unterbrochen vom Knirschen des Schnees unter unseren Fellen. Die Natur enthüllte ihre Schönheit, als die ersten Sonnenstrahlen des Tages die Landschaft erhellten. Vor uns erstreckte sich ein atemberaubender Blick auf das Eismeer, tiefe Fjorde und eisige Gipfel. Ein Gefühl der Stille erfüllte das Team, als wir dem Gipfel näherkamen. Ein Moment des Innehaltens, der alles in sich aufnahm, bevor ein breites Grinsen unter den Skibrillen die Vorfreude auf Abfahrten im frischen Pulverschnee verkündete.

Expeditionen im Winter haben etwas wunderbar Einfaches an sich. Die Essenz von Erde, Feuer, Luft und Wasser wird auf das Wesentliche reduziert. Die Erde gibt uns Nahrung und eine magische Spielwiese, das Feuer wärmt unsere Seelen und unser Essen, die Luft treibt unsere Muskeln an, und das Wasser hält uns hydriert. Der Kreislauf von Schnee, Eis und Regen wird von der Natur perfekt orchestriert. Manche mögen behaupten, dass Wintermomente gedämpft sind, doch für uns leuchten sie in den schönsten Farben. Die Feinheit der weißen Töne im unberührten Schnee, besonders unter blauem Himmel oder Wolken, ist für uns unbezahlbar. Wenn sich die Tür des Zeltes an einem klaren Tag öffnet und die Welt in einem schillernden Weiss erscheint, verstehen wir, dass solche Momente das Herz jedes Skitourenliebhabers höherschlagen lassen.