Auf ein Wort mit Freerider - Xavier de Le Rue
«Angst schärft meinen Fokus»
Die Nordwand des Bec des Rosses in Verbier kennt er vermutlich auswendig. Der Snowboarder Xavier de Le Rue nennt es schlicht «eine Mission» – und erzählt dann mit viel Understatement von den steilsten und abgelegensten Freeride-Lines der Welt. Wenn er nicht gerade auf «einer Mission» ist, surft er, renoviert Häuser oder gründet Unternehmen mit – wie eine Craft-Bier-Brauerei im Wallis.
Xavier, wie oft stehst du vor dem Drop-in am Gipfel und denkst: Oh Shit, was zur Hölle mache ich hier eigentlich gerade?
Oh, ziemlich oft. Vielleicht zu oft. Zumindest immer dann, wenn es eine richtig grosse Line ist. Aber dann checke ich vor meinem geistigen Auge die Optionen: Kann ich das machen? Was sind die Risiken? Habe ich die Line und die sie umgebenden Faktoren im Griff? Was ist die schlimmstmögliche Gefahr? Ist es ok – ja oder nein? Wenn ja: Fahre ich. Wenn nicht (klatscht zweimal in die Hände), gehe ich wieder heim. Da bin ich super konsequent.
Das hört sich in der Tat sehr konsequent an. Bist du sehr penibel, was das Risikomanagement betrifft?
Yeah, mit den Jahren habe ich Methoden entwickelt, die es mir ermöglichen, die Sicherheitsspanne zu maximieren. Ich versuche immer etwas pessimistisch zu sein, wenn ich eine Linie studiere oder wenn ich in den Bergen unterwegs bin. Das ist etwas, was ich mit der Zeit gelernt habe. Und es ist die einzige Möglichkeit, komplett fokussiert zu sein. Immer daran zu denken, dass alles schiefgehen kann. Und, wenn alles schiefgeht: Gibt es noch eine Option, da rauszukommen? Beispielsweise, wenn es eine Verfrachtung in meiner Linie hat und diese ein Schneebrett auslösen könnte, schaue ich mir vorher die Auswege genau an. Wenn ich dann das Gefühl bekomme, dass es keine Auswege gibt und das Ganze zum Glücksspiel wird, gebe ich lieber auf. Ich zocke nicht. Also lasse ich es. Aufgeben ist sehr schwierig, zumindest solange man keine heiklen Situationen erlebt hat.
Du warst mit dem Snowboard schon so gut wie überall: auf Spitzbergen, in der Antarktis, in Alaska und nun mit dem Segelboot auf den Kurilen. Was war der bisher verrückteste Ort, an dem du gefahren bist?
Ich denke, das war die Antarktis. Das viele Eis. Und die Farben. Das war wirklich sehr speziell. Die Tiere, die wir gesehen haben, leben in einer so abgeschotteten Welt, sie fürchten sich nicht vor Menschen, weil sie noch nie zuvor welche gesehen haben. Also kommen sie einfach her, die Pinguine hüpfen um dich herum und freuen sich. Das war eine ganz besondere Erfahrung. Und es ist schon ziemlich verrückt, wenn man sieht, was für gigantische Eisblöcke ins Meer kalben. Zudem war es ein wirkliches Abenteuer, überhaupt dort hinzukommen.
Aktuell produzierst du eine Video-Serie mit dem Namen «Do it yourself». Bist du gern der Boss im Projekt, der alle Fäden zusammenhält?
Ja, das war eine Art Rückbesinnung, nachdem ich jetzt sechs oder sieben Jahre grosse Video-Produktionen mit grossen Teams gemacht habe. Da hast du immer zwei Kameramänner, einen Fotografen, manchmal einen Guide, zwei Fahrer, dann manchmal noch den Produzenten oder einen Ton-Mann. Dabei ist es so schwierig, in den Bergen zu filmen, da du alles im Vorfeld genau vorbereiten musst. Wenn du an der Location bist, drehst du die einzelnen Szenen – und als Fahrer musst du dich immer dem Kameramann und den sich ändernden Verhältnissen anpassen. Das verlangt eine schnelle Reaktion und eine grosse Mobilität. Nach all den Jahren hatte ich das Gefühl, ich muss wieder zurück zu etwas Echtem. Für mich persönlich. Bei den grossen Filmen stehst du als Fahrer immer auf einem Podest, wirst als Super Hero inszeniert. Ich will zurück zu etwas Authentischerem, etwas teilen, das jeder machen kann. Einfach raus auf den Berg. Es sind vielleicht nicht die besten Bedingungen oder das richtig grosse Ding. Aber es ist ein schöner Moment, ein kleines Abenteuer und ich bin zufrieden, dass ich dies mit meinen Serien weitergeben kann.
Oh, ziemlich oft. Vielleicht zu oft. Zumindest immer dann, wenn es eine richtig grosse Line ist. Aber dann checke ich vor meinem geistigen Auge die Optionen: Kann ich das machen? Was sind die Risiken? Habe ich die Line und die sie umgebenden Faktoren im Griff? Was ist die schlimmstmögliche Gefahr? Ist es ok – ja oder nein? Wenn ja: Fahre ich. Wenn nicht (klatscht zweimal in die Hände), gehe ich wieder heim. Da bin ich super konsequent.
Das hört sich in der Tat sehr konsequent an. Bist du sehr penibel, was das Risikomanagement betrifft?
Yeah, mit den Jahren habe ich Methoden entwickelt, die es mir ermöglichen, die Sicherheitsspanne zu maximieren. Ich versuche immer etwas pessimistisch zu sein, wenn ich eine Linie studiere oder wenn ich in den Bergen unterwegs bin. Das ist etwas, was ich mit der Zeit gelernt habe. Und es ist die einzige Möglichkeit, komplett fokussiert zu sein. Immer daran zu denken, dass alles schiefgehen kann. Und, wenn alles schiefgeht: Gibt es noch eine Option, da rauszukommen? Beispielsweise, wenn es eine Verfrachtung in meiner Linie hat und diese ein Schneebrett auslösen könnte, schaue ich mir vorher die Auswege genau an. Wenn ich dann das Gefühl bekomme, dass es keine Auswege gibt und das Ganze zum Glücksspiel wird, gebe ich lieber auf. Ich zocke nicht. Also lasse ich es. Aufgeben ist sehr schwierig, zumindest solange man keine heiklen Situationen erlebt hat.
Du warst mit dem Snowboard schon so gut wie überall: auf Spitzbergen, in der Antarktis, in Alaska und nun mit dem Segelboot auf den Kurilen. Was war der bisher verrückteste Ort, an dem du gefahren bist?
Ich denke, das war die Antarktis. Das viele Eis. Und die Farben. Das war wirklich sehr speziell. Die Tiere, die wir gesehen haben, leben in einer so abgeschotteten Welt, sie fürchten sich nicht vor Menschen, weil sie noch nie zuvor welche gesehen haben. Also kommen sie einfach her, die Pinguine hüpfen um dich herum und freuen sich. Das war eine ganz besondere Erfahrung. Und es ist schon ziemlich verrückt, wenn man sieht, was für gigantische Eisblöcke ins Meer kalben. Zudem war es ein wirkliches Abenteuer, überhaupt dort hinzukommen.
Aktuell produzierst du eine Video-Serie mit dem Namen «Do it yourself». Bist du gern der Boss im Projekt, der alle Fäden zusammenhält?
Ja, das war eine Art Rückbesinnung, nachdem ich jetzt sechs oder sieben Jahre grosse Video-Produktionen mit grossen Teams gemacht habe. Da hast du immer zwei Kameramänner, einen Fotografen, manchmal einen Guide, zwei Fahrer, dann manchmal noch den Produzenten oder einen Ton-Mann. Dabei ist es so schwierig, in den Bergen zu filmen, da du alles im Vorfeld genau vorbereiten musst. Wenn du an der Location bist, drehst du die einzelnen Szenen – und als Fahrer musst du dich immer dem Kameramann und den sich ändernden Verhältnissen anpassen. Das verlangt eine schnelle Reaktion und eine grosse Mobilität. Nach all den Jahren hatte ich das Gefühl, ich muss wieder zurück zu etwas Echtem. Für mich persönlich. Bei den grossen Filmen stehst du als Fahrer immer auf einem Podest, wirst als Super Hero inszeniert. Ich will zurück zu etwas Authentischerem, etwas teilen, das jeder machen kann. Einfach raus auf den Berg. Es sind vielleicht nicht die besten Bedingungen oder das richtig grosse Ding. Aber es ist ein schöner Moment, ein kleines Abenteuer und ich bin zufrieden, dass ich dies mit meinen Serien weitergeben kann.
In einem anderen Interview hast du mal gesagt: «Den Traum zu leben hat seinen Preis.» Wie hoch ist er?
Ja, das kommt aus der Zeit, als ich die ganze Saison lang die harten Videoparts mit grossen Filmproduktionen gedreht habe. Das war sehr schwierig. Du bist die ganze Zeit unterwegs und musst dich und den Sport täglich pushen. Schlussendlich zieht man immer etwas zu sehr am Seil und setzt sich grösseren Risiken aus. Und dann reden Leute auf dich ein und sagen: Du bist vollkommen verrückt, du bringst dich um. Einerseits fühlte ich, dass ich das machen muss. Aber manchmal stehst du allein am Gipfel und denkst: Moment, was mache ich überhaupt hier? Und das ist richtig schlecht, wenn du oben stehst und es dir einfach nicht gut geht.
Aber der Filmer wartet schon im Helikopter, dass du endlich losfährst.
Exakt. Das ist teilweise wirklich schwierig. Aber mit meinen eigenen Projekten habe ich wirklich meinen Frieden gefunden. Jetzt kann ich mich mehr dahin entwickeln, meine Erfahrungen zu teilen. Und das fühlt sich sehr viel besser an.
Was ist denn ein Big-Mountain-Snowboarder ohne Pickel?
Was meinst du?
Na, immer wenn man dich in einer riesigen Wand fahren sieht, hast du einen Pickel in der Hand.
Oh, dafür habe ich mich über alle die Jahre immer ausgesprochen. Nimm einen Pickel! Ich würde es gut finden, wenn mehr Snowboarder in diesem Gelände einen benutzen würden. Viele ängstigt das vielleicht, weil der Pickel eher vom Alpinismus kommt, oder sie finden es blöd, ein Eisgerät mit dabei zu haben. Ich denke, so ein kleiner Pickel im Rucksack kostet nicht viel – und rettet dich aus manch einer dummen Situation. Es ist ja nicht so, dass alles verrückter wird, wenn man einen dabei hat, sondern vieles wird leichter und vor allem sicherer. Beispielsweise in einer schwierigen Situation, einer richtig rutschigen oder harten Stelle im Hang mit ein paar Cliffs unter dir. Du hast keine Chance, dein Board auszuziehen, aber du hast deinen Pickel (macht eine Schlagbewegung). Und alles ist fein.
Wie schwierig ist es in einer Sportart, die sich immer über «höher, schneller, weiter »definiert hat, noch etwas komplett Neues zu machen? Irgendwohin zu gehen, wo noch keiner war, oder etwas zu machen, das bisher noch keiner getan hat?
Das ist doch grossartig! Es geht nicht immer um die Intensität deiner Performance, sondern auch um deine Visionen, deine Geschichten und deinen Zugang zu den Bergen. Das Coole ist doch, wenn man Filme produziert, hat man eine hervorragende Möglichkeit, die Berge von einem völlig neuen Blickwinkel zu betrachten. Du musst raus aus deinem Alltag. Wenn du filmst oder deine Projekte verwirklichen willst, musst du dir darüber Gedanken machen: Was können wir alles machen? Wenn man dann mit einem Boot losfährt oder sich an einen Paraglider hängt – dann ist das definitiv etwas, was man nicht jeden Tag macht.
Und wie fühlt es sich an, sich am 79. Breitengrad aus einem Paramotor auszuklicken und in einen Hang zu droppen, der sicher noch nie mit einem Board befahren wurde?
Noch nie befahren, das ist für mich absolut kein Thema mehr. Wenn man so weit weg ist, ist das tatsächlich egal. Solange die Bedingungen stabil sind. Ich bin vorher noch nie von einem Paramotor gesprungen. Also fühlte es sich im Vorfeld komplett verrückt an. Wir haben lange darüber geredet und so wurde daraus ein richtig grosses Thema. Und dann haben wir es gemacht. Und: Eigentlich ist es ganz leicht. Wir sind zwei, drei Mal gesprungen und haben uns sehr sicher gefühlt. Und ja, es hat sich grossartig angefühlt.
Wie organisiert du Trips wie den in die Arktis, wo ihr auf Spitzbergen fernab jeder Zivilisation unterwegs ward?
Ja, Spitzbergen ist richtig abgelegen. Und kalt. Als wir unser Ziel erreicht hatten, war es richtig, richtig kalt. Das Schwierigste war definitiv, jeden Tag mit diesen Temperaturen fertig zu werden. Es war das erste Mal, dass ich wirklich gefühlt habe, dass ich eine Akklimatisierungsphase benötige. Es brauchte fünf oder sechs Tage, bis wir uns einigermassen wohl gefühlt haben. Zuvor waren wir nur müde und total langsam im Kopf und konnten gar nichts machen.
Ja, das kommt aus der Zeit, als ich die ganze Saison lang die harten Videoparts mit grossen Filmproduktionen gedreht habe. Das war sehr schwierig. Du bist die ganze Zeit unterwegs und musst dich und den Sport täglich pushen. Schlussendlich zieht man immer etwas zu sehr am Seil und setzt sich grösseren Risiken aus. Und dann reden Leute auf dich ein und sagen: Du bist vollkommen verrückt, du bringst dich um. Einerseits fühlte ich, dass ich das machen muss. Aber manchmal stehst du allein am Gipfel und denkst: Moment, was mache ich überhaupt hier? Und das ist richtig schlecht, wenn du oben stehst und es dir einfach nicht gut geht.
Aber der Filmer wartet schon im Helikopter, dass du endlich losfährst.
Exakt. Das ist teilweise wirklich schwierig. Aber mit meinen eigenen Projekten habe ich wirklich meinen Frieden gefunden. Jetzt kann ich mich mehr dahin entwickeln, meine Erfahrungen zu teilen. Und das fühlt sich sehr viel besser an.
Was ist denn ein Big-Mountain-Snowboarder ohne Pickel?
Was meinst du?
Na, immer wenn man dich in einer riesigen Wand fahren sieht, hast du einen Pickel in der Hand.
Oh, dafür habe ich mich über alle die Jahre immer ausgesprochen. Nimm einen Pickel! Ich würde es gut finden, wenn mehr Snowboarder in diesem Gelände einen benutzen würden. Viele ängstigt das vielleicht, weil der Pickel eher vom Alpinismus kommt, oder sie finden es blöd, ein Eisgerät mit dabei zu haben. Ich denke, so ein kleiner Pickel im Rucksack kostet nicht viel – und rettet dich aus manch einer dummen Situation. Es ist ja nicht so, dass alles verrückter wird, wenn man einen dabei hat, sondern vieles wird leichter und vor allem sicherer. Beispielsweise in einer schwierigen Situation, einer richtig rutschigen oder harten Stelle im Hang mit ein paar Cliffs unter dir. Du hast keine Chance, dein Board auszuziehen, aber du hast deinen Pickel (macht eine Schlagbewegung). Und alles ist fein.
Wie schwierig ist es in einer Sportart, die sich immer über «höher, schneller, weiter »definiert hat, noch etwas komplett Neues zu machen? Irgendwohin zu gehen, wo noch keiner war, oder etwas zu machen, das bisher noch keiner getan hat?
Das ist doch grossartig! Es geht nicht immer um die Intensität deiner Performance, sondern auch um deine Visionen, deine Geschichten und deinen Zugang zu den Bergen. Das Coole ist doch, wenn man Filme produziert, hat man eine hervorragende Möglichkeit, die Berge von einem völlig neuen Blickwinkel zu betrachten. Du musst raus aus deinem Alltag. Wenn du filmst oder deine Projekte verwirklichen willst, musst du dir darüber Gedanken machen: Was können wir alles machen? Wenn man dann mit einem Boot losfährt oder sich an einen Paraglider hängt – dann ist das definitiv etwas, was man nicht jeden Tag macht.
Und wie fühlt es sich an, sich am 79. Breitengrad aus einem Paramotor auszuklicken und in einen Hang zu droppen, der sicher noch nie mit einem Board befahren wurde?
Noch nie befahren, das ist für mich absolut kein Thema mehr. Wenn man so weit weg ist, ist das tatsächlich egal. Solange die Bedingungen stabil sind. Ich bin vorher noch nie von einem Paramotor gesprungen. Also fühlte es sich im Vorfeld komplett verrückt an. Wir haben lange darüber geredet und so wurde daraus ein richtig grosses Thema. Und dann haben wir es gemacht. Und: Eigentlich ist es ganz leicht. Wir sind zwei, drei Mal gesprungen und haben uns sehr sicher gefühlt. Und ja, es hat sich grossartig angefühlt.
Wie organisiert du Trips wie den in die Arktis, wo ihr auf Spitzbergen fernab jeder Zivilisation unterwegs ward?
Ja, Spitzbergen ist richtig abgelegen. Und kalt. Als wir unser Ziel erreicht hatten, war es richtig, richtig kalt. Das Schwierigste war definitiv, jeden Tag mit diesen Temperaturen fertig zu werden. Es war das erste Mal, dass ich wirklich gefühlt habe, dass ich eine Akklimatisierungsphase benötige. Es brauchte fünf oder sechs Tage, bis wir uns einigermassen wohl gefühlt haben. Zuvor waren wir nur müde und total langsam im Kopf und konnten gar nichts machen.
Xavier de Le Rue
Jahrgang 1979, ist einer der erfolgreichsten Big-Mountain-Snowboarder der Welt. Geboren in Bayonne, wenige Kilometer vom Atlantik entfernt, lebt der Franzose mit Frau und Tochter den Winter über in Verbier, im Sommer in den Pyrenäen und am Atlantik. Denn Surfen – egal, ob im Tiefschnee oder im Wasser – ist seine grosse Leidenschaft.
De Le Rue startete seine Profi-Karriere Ende 1997 und gewann 2001 seinen ersten Weltcup im Snowboardcross. In dieser Disziplin holte er elf Weltcupsiege, wurde vier Mal Weltmeister (2001, 2002, 2003, 2007), gewann 2005 die X-Games und drei Mal den Gesamtweltcup. Parallel entwickelte er sich zu einem der besten Freerider, gewann drei Mal in Folge (2008, 2009, 2010) die Freeride World Tour und konnte am Bec des Rosses beim legendären Verbier Xtreme vier Mal (2007, 2009, 2010 und 2011) die «Winning Line» setzen. Dazu kommen Videoproduktionen und Expeditionen von den Alpen bis in die Arktis und Antarktis – unter anderem auch mit dem Schweizer Freerider Sam Anthamatten. Sein jüngstes Projekt ist die Video-Reihe «DIY» – do it yourself!
Ein Macher ist der Franzose auch als Unternehmer. Unter anderem hat er eine Video-Drohne mitentwickelt, ist Mitgründer der Filmproduktion «Timeline Missions» und der Walliser Craft-Bier-Brauerei «White Frontier». Neueste Gründung: das alpine Notfall-System «Resero Whistle», mit dem bei einem alpinen Notfall die Rettungskräfte alarmiert und mit Informationen versorgt werden können.
timelinemissions.com resero-whistle.com
whitefrontier.com
De Le Rue startete seine Profi-Karriere Ende 1997 und gewann 2001 seinen ersten Weltcup im Snowboardcross. In dieser Disziplin holte er elf Weltcupsiege, wurde vier Mal Weltmeister (2001, 2002, 2003, 2007), gewann 2005 die X-Games und drei Mal den Gesamtweltcup. Parallel entwickelte er sich zu einem der besten Freerider, gewann drei Mal in Folge (2008, 2009, 2010) die Freeride World Tour und konnte am Bec des Rosses beim legendären Verbier Xtreme vier Mal (2007, 2009, 2010 und 2011) die «Winning Line» setzen. Dazu kommen Videoproduktionen und Expeditionen von den Alpen bis in die Arktis und Antarktis – unter anderem auch mit dem Schweizer Freerider Sam Anthamatten. Sein jüngstes Projekt ist die Video-Reihe «DIY» – do it yourself!
Ein Macher ist der Franzose auch als Unternehmer. Unter anderem hat er eine Video-Drohne mitentwickelt, ist Mitgründer der Filmproduktion «Timeline Missions» und der Walliser Craft-Bier-Brauerei «White Frontier». Neueste Gründung: das alpine Notfall-System «Resero Whistle», mit dem bei einem alpinen Notfall die Rettungskräfte alarmiert und mit Informationen versorgt werden können.
timelinemissions.com resero-whistle.com
whitefrontier.com
Das Video, als dich 2008 eine riesige Lawine fast einen Kilometer mitgerissen hat, ging auf Facebook und YouTube viral. Wie lange hat es denn gedauert, bist du dich wieder an eine grosse Line getraut hast?
Ja, das war 2008 zum Saisonende. Ich bin die gesamte Saison danach nicht gefahren. Es dauerte einige Monate im kommenden Winter, um darüber hinwegzukommen. Dann habe ich eine Art magische Frau getroffen. Sie hat die schlechte Energie von mir genommen. Das hat mir wirklich sehr geholfen. Vor diesem grossen Lawinenabgang wurde ich mal vom Lockerschnee über ein paar kleine Cliffs in Chamonix gespült, eigentlich keine grosse Sache, überhaupt nichts Verrücktes. Ich hatte mich nicht verletzt. Aber ich hatte danach eine riesige Angst in mir. Und nach der grossen Lawine war das anders. Daher glaube ich, dass diese Frau mir wirklich geholfen hat. Und das Unglück hatte tatsächlich auch etwas Gutes: Ich hatte die Chance, mich zu fragen: Ist es dumm, was ich mache, oder nicht? Gibt es einen vernünftigen Weg, es zu tun? Ich hatte ein paar Monate, um mir darüber Gedanken zu machen.
Ist das der Weg, wie du mit Ängsten umgehst?
Vom Grundsatz her versuche ich, die Angst zu kultivieren. Es ist nicht schön, in den Bergen Angst zu haben. Und es ist leicht, die Angst zu verdrängen. Aber ich versuche, sie rauszulassen. Denn sie lässt mich vorsichtig sein.
Und hält dich so am Leben?
Ja, ich denke, so ist es. Die Angst sorgt dafür, dass ich fokussiert bleibe. Am Berg kommt die Gefahr aus vielen verschiedenen Richtungen. Wenn du nicht fokussiert bist, vergisst du, dich umzuschauen. Wenn ich ein bisschen Angst habe, bin ich aufmerksamer und beachte die vielen kleinen Zeichen – und kann so auch das Risiko besser einschätzen.
Wie viel Zeit bleibt dir dann im Hang zu entscheiden, ob das hinter dir nur Sluff ist, oder ob der gesamte Hang kommt?
Sluff (Anmerkung: der sich lösende Lockerschnee) ist schwierig einzuschätzen, denn er kommt plötzlich. Manchmal denkst du, alles ist gut. Und dann kommt die Welle, schnappt dein Board und reisst dich mit. Als ich das erste Mal mit Flo (Anmerkung: Flo Orley) in Alaska war, fuhren wir an einem der ersten Tage eine richtig grosse Line. Nach zwei Turns riss mich der Lockerschnee mit. Danach hatte ich verstanden, was das Wort «Sluff» tatsächlich bedeutet. Man muss das wirklich ernst nehmen und immer wissen, wo der Exit ist. Aber wenn man ständig im Vorfeld versucht, alle Risiken abzuschätzen, stellt man fest, dass der Kopf ein Raster anlegt, in dem er alle Zeichen speichert.
Ein spannender Aspekt. Wie schaffst du es, dir einen kompletten Hang einzuprägen? Und wie schwierig ist es dann auf der Abfahrt bei dem Speed zu wissen, wo du gerade bist?
Es ist die Kombination von zwei Dingen: Du brauchst ein paar wichtige Referenzpunkte, die dir die grobe Richtung vorgeben. Dann wird es feiner und feiner. Ich habe immer eine Kamera in meiner Tasche. Wenn ich mir mal nicht sicher bin, schau ich da kurz drauf. Ich denke, der Schlüssel zum Freeriden ist, dass du es schaffst, dir ein Face anzuschauen und dir eine gute Line darin herauszuarbeiten. Dich dann zu erinnern und dir vorzustellen, wie die Abfahrt aussieht, aber dabei auch die Gefahren zu erkennen. Zu sehen, wie sich der Schnee verändert. Und dann das Können zu haben, das Ding richtig schnell zu fahren.
Aber oft sind die Hänge so steil, dass du kaum erkennen kannst, was unterhalb von dir passiert.
Darum ist es wichtig, den Hang vielmals im Kopf durchzugehen und alle möglichen Szenarien zu durchlaufen, die Risiken und die Schwierigkeiten abzuschätzen. Wenn man dann seine Linie gewählt hat, muss man aufhören zu denken und einfach das Selbstvertrauen haben.
Snowboarden hat sich über viele Jahre vor allem über Freestyle definiert. Ist es schwierig, für deine alpinen Projekte Partner zu finden?
Vor zehn Jahren wurde der Freeride-Bereich noch gar nicht beachtet. Mittlerweile respektieren die Leute, was wir machen. Aber ich denke, wichtig ist nicht: Freestyle oder Big Mountain – die Kombination aus beidem macht den Unterschied.
Ja, das war 2008 zum Saisonende. Ich bin die gesamte Saison danach nicht gefahren. Es dauerte einige Monate im kommenden Winter, um darüber hinwegzukommen. Dann habe ich eine Art magische Frau getroffen. Sie hat die schlechte Energie von mir genommen. Das hat mir wirklich sehr geholfen. Vor diesem grossen Lawinenabgang wurde ich mal vom Lockerschnee über ein paar kleine Cliffs in Chamonix gespült, eigentlich keine grosse Sache, überhaupt nichts Verrücktes. Ich hatte mich nicht verletzt. Aber ich hatte danach eine riesige Angst in mir. Und nach der grossen Lawine war das anders. Daher glaube ich, dass diese Frau mir wirklich geholfen hat. Und das Unglück hatte tatsächlich auch etwas Gutes: Ich hatte die Chance, mich zu fragen: Ist es dumm, was ich mache, oder nicht? Gibt es einen vernünftigen Weg, es zu tun? Ich hatte ein paar Monate, um mir darüber Gedanken zu machen.
Ist das der Weg, wie du mit Ängsten umgehst?
Vom Grundsatz her versuche ich, die Angst zu kultivieren. Es ist nicht schön, in den Bergen Angst zu haben. Und es ist leicht, die Angst zu verdrängen. Aber ich versuche, sie rauszulassen. Denn sie lässt mich vorsichtig sein.
Und hält dich so am Leben?
Ja, ich denke, so ist es. Die Angst sorgt dafür, dass ich fokussiert bleibe. Am Berg kommt die Gefahr aus vielen verschiedenen Richtungen. Wenn du nicht fokussiert bist, vergisst du, dich umzuschauen. Wenn ich ein bisschen Angst habe, bin ich aufmerksamer und beachte die vielen kleinen Zeichen – und kann so auch das Risiko besser einschätzen.
Wie viel Zeit bleibt dir dann im Hang zu entscheiden, ob das hinter dir nur Sluff ist, oder ob der gesamte Hang kommt?
Sluff (Anmerkung: der sich lösende Lockerschnee) ist schwierig einzuschätzen, denn er kommt plötzlich. Manchmal denkst du, alles ist gut. Und dann kommt die Welle, schnappt dein Board und reisst dich mit. Als ich das erste Mal mit Flo (Anmerkung: Flo Orley) in Alaska war, fuhren wir an einem der ersten Tage eine richtig grosse Line. Nach zwei Turns riss mich der Lockerschnee mit. Danach hatte ich verstanden, was das Wort «Sluff» tatsächlich bedeutet. Man muss das wirklich ernst nehmen und immer wissen, wo der Exit ist. Aber wenn man ständig im Vorfeld versucht, alle Risiken abzuschätzen, stellt man fest, dass der Kopf ein Raster anlegt, in dem er alle Zeichen speichert.
Ein spannender Aspekt. Wie schaffst du es, dir einen kompletten Hang einzuprägen? Und wie schwierig ist es dann auf der Abfahrt bei dem Speed zu wissen, wo du gerade bist?
Es ist die Kombination von zwei Dingen: Du brauchst ein paar wichtige Referenzpunkte, die dir die grobe Richtung vorgeben. Dann wird es feiner und feiner. Ich habe immer eine Kamera in meiner Tasche. Wenn ich mir mal nicht sicher bin, schau ich da kurz drauf. Ich denke, der Schlüssel zum Freeriden ist, dass du es schaffst, dir ein Face anzuschauen und dir eine gute Line darin herauszuarbeiten. Dich dann zu erinnern und dir vorzustellen, wie die Abfahrt aussieht, aber dabei auch die Gefahren zu erkennen. Zu sehen, wie sich der Schnee verändert. Und dann das Können zu haben, das Ding richtig schnell zu fahren.
Aber oft sind die Hänge so steil, dass du kaum erkennen kannst, was unterhalb von dir passiert.
Darum ist es wichtig, den Hang vielmals im Kopf durchzugehen und alle möglichen Szenarien zu durchlaufen, die Risiken und die Schwierigkeiten abzuschätzen. Wenn man dann seine Linie gewählt hat, muss man aufhören zu denken und einfach das Selbstvertrauen haben.
Snowboarden hat sich über viele Jahre vor allem über Freestyle definiert. Ist es schwierig, für deine alpinen Projekte Partner zu finden?
Vor zehn Jahren wurde der Freeride-Bereich noch gar nicht beachtet. Mittlerweile respektieren die Leute, was wir machen. Aber ich denke, wichtig ist nicht: Freestyle oder Big Mountain – die Kombination aus beidem macht den Unterschied.
«Nicht Freestyle oder Big Mountain – die Kombination macht den Unterschied!»
Wie gesagt, deine Projekte sind sehr alpin. Was darf in deinem Rucksack nie fehlen?
Meine Drohne und meine GoPro (lacht). Mein Eisgerät würde ich als meinen besten Freund bezeichnen. Und jetzt habe ich auch noch das neue System, mit dem wir diesen Winter auf den Markt kommen werden: Die «Resero Whistle» ist ein Notfallgerät, das ein Signal an die Bergrettung oder deine Freunde sendet. Aktuell haben wir eines für Lawinen. Wenn du in eine Lawine kommst, kannst du es auslösen. Oder es ist auch hilfreich für Bergführer. Statt die Rettung zu rufen und detailliert zu erklären, was passiert ist, sendet das Gerät nach Auslösung automatisch ein Signal mit Standort und deinen persönlichen Daten wie Alter, medizinische Infos, Ausbildungsgrad und Gruppengrösse. Damit gewinnt man eine Menge Zeit in der Rettungskette. Oder falls du tatsächlich irgendwo in der Wildnis verloren gehst, kannst du sechs Tage lang geortet werden.
Du und Jeremy Jones haben das Big-Mountain-Snowboarden über die vergangenen 15 Jahre geprägt. Seid ihr Kumpels oder Rivalen, wenn es um die erste Line geht?
Wir hatten eine richtig gute Zeit und ein paar richtig gute Missionen zusammen, und ich habe sehr viel von ihm gelernt und habe grossen Respekt vor seiner Arbeit. Ich bin Jeremy sehr dankbar, was er alles für diesen Sport macht. Er bringt die Leute zum Splitboarden und hat dem Snowboard enorm in seiner Entwicklung geholfen. Und zudem: Es gibt so viele Lines auf der Welt. Da juckt es nicht, ob er die eine fährt und ich die andere. Wir werden beide älter und wollen etwas zurückgeben und etwas hinterlassen, jeder auf seine Art. Jeremy ist wirklich clever und unser Sport braucht wirklich Leute wie ihn.
Seit fast zehn Jahren wird Snowboarden von vielen Seiten totgesagt und totgeschrieben. Bringt gerade das Splitboard einen neuen Aufschwung?
Ja, ich denke schon. Für mich ist das Snowboard DAS Gerät für Powder. Im Tiefschnee ist snowboarden wirklich magisch. Sicher, das Splitboard ist hier ein wichtiger Bestandteil – und aktuell verbessert sich noch jedes Jahr das Material, die Sachen werden leistungsfähiger. Das hat Snowboarden schon wieder gepusht. Auf der anderen Seite stimmt es, dass viele Menschen sagen: Snowboarden ist durch. Ich würde sagen, es geht nicht wirklich zurück, sondern es konsolidiert sich. Die Core-Szene bleibt. Wenn ein Sport zu gross wird, weicht er an seinen Rändern auf. Daher ist es grossartig, das Snowboarden nicht mehr das grosse Mainstream-Ding ist, sondern ein Sport für sehr passionierte Typen. Ich denke, der Skisport muss hier aufpassen. Aktuell ist Freeriden eine Sache, die jeder irgendwie macht. Und wenn etwas jeder macht, ist es einfach nicht mehr cool.
Deine beiden Brüder Paul-Henri und Victor sind ebenfalls sehr erfolgreiche Snowboarder. Hast du sie dahingehend beeinflusst, dass sie ebenfalls Profis werden? Und wer pusht heute, wenn ihr zu dritt unterwegs seid?
Victor ist da der wilde Hund. Er gibt richtig Gas und pusht den Sport nach oben mit Freestyle-Tricks im Big-Mountain-Gelände. Polo hat seine Karriere beendet, war aber immer ein unglaublich guter Snowboarder, der es geliebt hat, immer etwas weiter zu gehen. Er und Victor machen ständig ziemlich verrückte Sachen. Wir spornen uns gegenseitig an.
Was können deine Brüder besser?
Victor ist viel besser im Freestyle, aber er wird auch immer besser im alpinen Bereich. Jetzt ist er 28 und bringt die nötige Erfahrung mit, die es ihm erlaubt, der vielleicht vielseitigste Rider der Welt zu sein. Ich liebe es, mit ihm zu fahren. Aber es ist ziemlich heikel für mich, mit ihm grosse Missionen zu unternehmen, bei denen es kritisch werden kann. Denn ich fühle mich dann verantwortlich für ihn.
Welche Projekte reizen dich am meisten? Kann man dich überhaupt noch für einen «normalen» Tag im Schnee begeistern?
Absolut. Ich liebe einen ganz normalen Tag im Schnee. Zum Beispiel heute. Wir hatten Powder, fuhren ein paar Couloirs. Nichts Spektakuläres, aber es war einfach ein feiner Tag.
Für was kannst du dich neben dem Snowboarden begeistern?
Surfen! Das mag ich richtig gern, seit fünf Jahren verbringe ich ziemlich viel Zeit damit. Und ich baue gerne Häuser, renoviere sie zusammen mit meiner Frau. Ich mag den kreativen Teil an der Arbeit und auch, mich richtig in die Sache reinzudenken.
Meine Drohne und meine GoPro (lacht). Mein Eisgerät würde ich als meinen besten Freund bezeichnen. Und jetzt habe ich auch noch das neue System, mit dem wir diesen Winter auf den Markt kommen werden: Die «Resero Whistle» ist ein Notfallgerät, das ein Signal an die Bergrettung oder deine Freunde sendet. Aktuell haben wir eines für Lawinen. Wenn du in eine Lawine kommst, kannst du es auslösen. Oder es ist auch hilfreich für Bergführer. Statt die Rettung zu rufen und detailliert zu erklären, was passiert ist, sendet das Gerät nach Auslösung automatisch ein Signal mit Standort und deinen persönlichen Daten wie Alter, medizinische Infos, Ausbildungsgrad und Gruppengrösse. Damit gewinnt man eine Menge Zeit in der Rettungskette. Oder falls du tatsächlich irgendwo in der Wildnis verloren gehst, kannst du sechs Tage lang geortet werden.
Du und Jeremy Jones haben das Big-Mountain-Snowboarden über die vergangenen 15 Jahre geprägt. Seid ihr Kumpels oder Rivalen, wenn es um die erste Line geht?
Wir hatten eine richtig gute Zeit und ein paar richtig gute Missionen zusammen, und ich habe sehr viel von ihm gelernt und habe grossen Respekt vor seiner Arbeit. Ich bin Jeremy sehr dankbar, was er alles für diesen Sport macht. Er bringt die Leute zum Splitboarden und hat dem Snowboard enorm in seiner Entwicklung geholfen. Und zudem: Es gibt so viele Lines auf der Welt. Da juckt es nicht, ob er die eine fährt und ich die andere. Wir werden beide älter und wollen etwas zurückgeben und etwas hinterlassen, jeder auf seine Art. Jeremy ist wirklich clever und unser Sport braucht wirklich Leute wie ihn.
Seit fast zehn Jahren wird Snowboarden von vielen Seiten totgesagt und totgeschrieben. Bringt gerade das Splitboard einen neuen Aufschwung?
Ja, ich denke schon. Für mich ist das Snowboard DAS Gerät für Powder. Im Tiefschnee ist snowboarden wirklich magisch. Sicher, das Splitboard ist hier ein wichtiger Bestandteil – und aktuell verbessert sich noch jedes Jahr das Material, die Sachen werden leistungsfähiger. Das hat Snowboarden schon wieder gepusht. Auf der anderen Seite stimmt es, dass viele Menschen sagen: Snowboarden ist durch. Ich würde sagen, es geht nicht wirklich zurück, sondern es konsolidiert sich. Die Core-Szene bleibt. Wenn ein Sport zu gross wird, weicht er an seinen Rändern auf. Daher ist es grossartig, das Snowboarden nicht mehr das grosse Mainstream-Ding ist, sondern ein Sport für sehr passionierte Typen. Ich denke, der Skisport muss hier aufpassen. Aktuell ist Freeriden eine Sache, die jeder irgendwie macht. Und wenn etwas jeder macht, ist es einfach nicht mehr cool.
Deine beiden Brüder Paul-Henri und Victor sind ebenfalls sehr erfolgreiche Snowboarder. Hast du sie dahingehend beeinflusst, dass sie ebenfalls Profis werden? Und wer pusht heute, wenn ihr zu dritt unterwegs seid?
Victor ist da der wilde Hund. Er gibt richtig Gas und pusht den Sport nach oben mit Freestyle-Tricks im Big-Mountain-Gelände. Polo hat seine Karriere beendet, war aber immer ein unglaublich guter Snowboarder, der es geliebt hat, immer etwas weiter zu gehen. Er und Victor machen ständig ziemlich verrückte Sachen. Wir spornen uns gegenseitig an.
Was können deine Brüder besser?
Victor ist viel besser im Freestyle, aber er wird auch immer besser im alpinen Bereich. Jetzt ist er 28 und bringt die nötige Erfahrung mit, die es ihm erlaubt, der vielleicht vielseitigste Rider der Welt zu sein. Ich liebe es, mit ihm zu fahren. Aber es ist ziemlich heikel für mich, mit ihm grosse Missionen zu unternehmen, bei denen es kritisch werden kann. Denn ich fühle mich dann verantwortlich für ihn.
Welche Projekte reizen dich am meisten? Kann man dich überhaupt noch für einen «normalen» Tag im Schnee begeistern?
Absolut. Ich liebe einen ganz normalen Tag im Schnee. Zum Beispiel heute. Wir hatten Powder, fuhren ein paar Couloirs. Nichts Spektakuläres, aber es war einfach ein feiner Tag.
Für was kannst du dich neben dem Snowboarden begeistern?
Surfen! Das mag ich richtig gern, seit fünf Jahren verbringe ich ziemlich viel Zeit damit. Und ich baue gerne Häuser, renoviere sie zusammen mit meiner Frau. Ich mag den kreativen Teil an der Arbeit und auch, mich richtig in die Sache reinzudenken.
«Es ist grossartig, dass Snowboarden nicht mehr das grosse Mainstream-Ding ist!»
Zudem bist du an einer Filmproduktionsfirma beteiligt und Mitbegründer einer Brauerei in Verbier. Ist das ein Ausgleich oder die perfekte Ergänzung zum Snowboarden?
Nein, vor zehn Jahren dachte ich, meine Karriere ist vorbei, und ich begann darüber nachzudenken, was ich denn nach dem Snowboarden so machen will. Eine Exit-Strategie sozusagen. Ich war schon immer an verschiedenen Projekten beteiligt und ich mag das Unternehmerische. So ergaben sich ein paar Möglichkeiten. Erst mit den Drohnen, jetzt mit der Brauerei oder dem Lawinen-Notfallsystem «Resero». Es ist cool, Teil einer Company zu sein, vor allem bei Start-ups, etwas zu entwickeln und nach Lösungen für Probleme zu suchen, die bei unseren Aktivitäten auftreten. Das ist super interessant für mich und ich habe in der Zeit viel gelernt. Und ich bin mit Leuten zusammen, die ihr Geschäft im Griff haben. Das ist ein guter Ausgleich und meine Möglichkeit, meinen Lifestyle zu pflegen. Ich arbeite jeden Tag ein bisschen, bin den halben Tag im Büro, den Rest des Tages beim Surfen oder im Schnee.
Dann hast du einen Plan nach deiner Karriere …
Ja, all diese Dinge und mein Haus – und natürlich surfen. Ich träume manchmal von dem Tag, an dem ich nur noch surfe und Häuser renoviere. Ich liebe es, früh aufzustehen, ohne Chef, einfach rauszugehen und was zusammenzuzimmern.
Ökologie und Nachhaltigkeit sind nicht nur in der Outdoor-Industrie ein grosses Thema. Für die Produktionen fliegt ihr ständig um die Welt, seid ihr mit Hubschraubern und Skidoos unterwegs. Wir passt das zusammen?
Ehrlich. Es passt gar nicht zusammen. Aber das ist immer eine schwierige Frage. Auch für Leute wie Jeremy und mich. Wir beide finden es ziemlich wichtig, ökologische Themen zu unterstützen. Aber gleichzeitig sitzen wir die ganze Zeit im Flieger und fahren Tausende von Kilometern. Helikopter benutzen wir gar nicht so oft. Manchmal, um in ein Gebiet zu kommen. Diese Alaska Heli-Sessions, hoch runter, hoch runter … das mach ich nicht mehr. Zumindest versuchen wir so zu zeigen, dass es auch anders geht. Aber niemand ist perfekt. Perfekt wäre vielleicht, in deinem Haus in den Bergen zu bleiben und für die Berge um dich herum und diese Natur dankbar zu sein. Hoffentlich verändert sich generell die Einstellung, dass dahingehend alle mehr Verantwortung übernehmen.
Wie erklärst du deiner Tochter, was du machst?
Oh, sie versteht mich. Sie trägt das Gen auch in sich. Jetzt ist sie zwölf und ich fahre Couloirs mit ihr – sie liebt es. Sie hat es im Blut. Mit ihr am Berg zu sein, ist wirklich schön. Aber auch schwierig, weil kein Vater möchte, dass seinem Kind etwas passiert. Von Anfang an habe ich sie aber nie davon abgehalten zu stürzen, sondern sie immer dazu ermutigt, so weit zu gehen, bis sie stürzt. Damit sie weiss, wie es sich anfühlt, und daraus lernt. Angst zu haben, weil man etwas kennt, ist viel besser als die Angst vor dem Unbekannten. Das macht sie echt zu einem guten Mädchen und ich vertraue ihr, weil ich sehe, wie sie mit dem Risiko umgeht. Wie die Gesellschaft heute mit Kindern und deren Erziehung umgeht, ist ja schon ein bisschen beängstigend. Viele Kinder machen und können ja überhaupt nichts mehr.
Oft sieht man dich in kleinen Videos mit deiner Frau. Wer fährt bei euch voraus?
Oh, ganz klassisch (er lacht): ich. Sie ist eine sehr starke Skifahrerin und wenn sie zögert, mag sie es, wenn ich sie aus ihrer Komfortzone pushe. Wir machen über das ganze Jahr vieles zusammen, gemeinsame Projekte, sind am Berg unterwegs. Das macht uns glücklich. Sie hat gelernt, wie man filmt, und so kann sie oft mit mir unterwegs sein. Sonst würden wir uns teilweise über Wochen nicht sehen.
Du bist viel mit Sam Anthamatten unterwegs. Wie kam es zu der Ski-Board-Connection?
Zu Beginn unserer Zusammenarbeit sagte Transworld Snowboarding zu mir, ich solle keinen Skifahrer in meinen Videos zeigen. Aber ich dachte mir: scheiss drauf. Der Typ ist am Berg stärker als ich, er ist super cool und wir haben wirklich eine tiefe Verbindung und eine gute Balance. Seine alpinen Fähigkeiten sind sehr beeindruckend. Und ich habe ihm beigebracht, wie man Filme produziert, wie man am besten Freeride-Lines filmt und wie man sie fährt. Es ist wirklich cool, mit Sam seit Jahren diese Sachen zu machen.
Nein, vor zehn Jahren dachte ich, meine Karriere ist vorbei, und ich begann darüber nachzudenken, was ich denn nach dem Snowboarden so machen will. Eine Exit-Strategie sozusagen. Ich war schon immer an verschiedenen Projekten beteiligt und ich mag das Unternehmerische. So ergaben sich ein paar Möglichkeiten. Erst mit den Drohnen, jetzt mit der Brauerei oder dem Lawinen-Notfallsystem «Resero». Es ist cool, Teil einer Company zu sein, vor allem bei Start-ups, etwas zu entwickeln und nach Lösungen für Probleme zu suchen, die bei unseren Aktivitäten auftreten. Das ist super interessant für mich und ich habe in der Zeit viel gelernt. Und ich bin mit Leuten zusammen, die ihr Geschäft im Griff haben. Das ist ein guter Ausgleich und meine Möglichkeit, meinen Lifestyle zu pflegen. Ich arbeite jeden Tag ein bisschen, bin den halben Tag im Büro, den Rest des Tages beim Surfen oder im Schnee.
Dann hast du einen Plan nach deiner Karriere …
Ja, all diese Dinge und mein Haus – und natürlich surfen. Ich träume manchmal von dem Tag, an dem ich nur noch surfe und Häuser renoviere. Ich liebe es, früh aufzustehen, ohne Chef, einfach rauszugehen und was zusammenzuzimmern.
Ökologie und Nachhaltigkeit sind nicht nur in der Outdoor-Industrie ein grosses Thema. Für die Produktionen fliegt ihr ständig um die Welt, seid ihr mit Hubschraubern und Skidoos unterwegs. Wir passt das zusammen?
Ehrlich. Es passt gar nicht zusammen. Aber das ist immer eine schwierige Frage. Auch für Leute wie Jeremy und mich. Wir beide finden es ziemlich wichtig, ökologische Themen zu unterstützen. Aber gleichzeitig sitzen wir die ganze Zeit im Flieger und fahren Tausende von Kilometern. Helikopter benutzen wir gar nicht so oft. Manchmal, um in ein Gebiet zu kommen. Diese Alaska Heli-Sessions, hoch runter, hoch runter … das mach ich nicht mehr. Zumindest versuchen wir so zu zeigen, dass es auch anders geht. Aber niemand ist perfekt. Perfekt wäre vielleicht, in deinem Haus in den Bergen zu bleiben und für die Berge um dich herum und diese Natur dankbar zu sein. Hoffentlich verändert sich generell die Einstellung, dass dahingehend alle mehr Verantwortung übernehmen.
Wie erklärst du deiner Tochter, was du machst?
Oh, sie versteht mich. Sie trägt das Gen auch in sich. Jetzt ist sie zwölf und ich fahre Couloirs mit ihr – sie liebt es. Sie hat es im Blut. Mit ihr am Berg zu sein, ist wirklich schön. Aber auch schwierig, weil kein Vater möchte, dass seinem Kind etwas passiert. Von Anfang an habe ich sie aber nie davon abgehalten zu stürzen, sondern sie immer dazu ermutigt, so weit zu gehen, bis sie stürzt. Damit sie weiss, wie es sich anfühlt, und daraus lernt. Angst zu haben, weil man etwas kennt, ist viel besser als die Angst vor dem Unbekannten. Das macht sie echt zu einem guten Mädchen und ich vertraue ihr, weil ich sehe, wie sie mit dem Risiko umgeht. Wie die Gesellschaft heute mit Kindern und deren Erziehung umgeht, ist ja schon ein bisschen beängstigend. Viele Kinder machen und können ja überhaupt nichts mehr.
Oft sieht man dich in kleinen Videos mit deiner Frau. Wer fährt bei euch voraus?
Oh, ganz klassisch (er lacht): ich. Sie ist eine sehr starke Skifahrerin und wenn sie zögert, mag sie es, wenn ich sie aus ihrer Komfortzone pushe. Wir machen über das ganze Jahr vieles zusammen, gemeinsame Projekte, sind am Berg unterwegs. Das macht uns glücklich. Sie hat gelernt, wie man filmt, und so kann sie oft mit mir unterwegs sein. Sonst würden wir uns teilweise über Wochen nicht sehen.
Du bist viel mit Sam Anthamatten unterwegs. Wie kam es zu der Ski-Board-Connection?
Zu Beginn unserer Zusammenarbeit sagte Transworld Snowboarding zu mir, ich solle keinen Skifahrer in meinen Videos zeigen. Aber ich dachte mir: scheiss drauf. Der Typ ist am Berg stärker als ich, er ist super cool und wir haben wirklich eine tiefe Verbindung und eine gute Balance. Seine alpinen Fähigkeiten sind sehr beeindruckend. Und ich habe ihm beigebracht, wie man Filme produziert, wie man am besten Freeride-Lines filmt und wie man sie fährt. Es ist wirklich cool, mit Sam seit Jahren diese Sachen zu machen.
A oder B?
Alpen oder Pyrenäen?
Pyrenäen
Heli oder Hiking?
Hiking
Bier oder Rotwein?
Bier
Rock oder Elektro?
Rock
Iglu oder Chalet?
Iglu
Mountainbiking oder Surfing?
Surfing
Alaska oder Japan?
Japan
Bec des Rosses oder Aiguille du midi?
Aiguille du Midi
Helm oder Beanie?
Beanie
Big Air oder Boardercross?
Big Air
Pyrenäen
Heli oder Hiking?
Hiking
Bier oder Rotwein?
Bier
Rock oder Elektro?
Rock
Iglu oder Chalet?
Iglu
Mountainbiking oder Surfing?
Surfing
Alaska oder Japan?
Japan
Bec des Rosses oder Aiguille du midi?
Aiguille du Midi
Helm oder Beanie?
Beanie
Big Air oder Boardercross?
Big Air