Robert Jasper: Solo in Norwegen
Coronabedingt verschoben sich Robert Jaspers Reiseziele von Grönland nach Norwegen. Doch auch hier gelangen dem Deutschen etliche Routen, darunter eine Erstbegehung am Nationalberg Norwegens, dem Stetind. Hier erzählt er von seinem Trip.
Text und Bilder: Robert Jasper
Text und Bilder: Robert Jasper
«Aufgrund der COVID-19-Krise und einer Einreisesperre musste ich meine für dieses Jahr geplante Grönland-Solo-Bigwall-Expedition verschieben. Als Alternative kam mir der Norden Norwegens wieder in den Sinn. Die Zeit im Lockdown war schwierig und es war ein tolles Gefühl, endlich wieder zu reisen, klettern zu gehen und die Stille der Berge zu geniessen.
1998 waren meine Frau Daniela und ich auf den Lofoten, einer Inselgruppe nördlich des Polarkreises auf Hochzeits-Kletter-Reise unterwegs gewesen. Mächtige Felsgipfel ragen hier aus dem Meer. An der Vagakallen-Nordwand war uns die Bigwall-Erstbegehung «Freya», eine 900 Meter hohe Route im neunten Grad, als Highlight gelungen. Damals sahen wir die Pyramide des Stetind zum ersten Mal in der Ferne. Norwegen war seither immer wieder ein Ziel für mich, besonders auch im Winter zum Eisklettern. Die wilden Gebirgszügen mit ihren mächtigen Granitwänden sind wunderschön und erstaunlicherweise bei uns weitgehend unbekannt geblieben. Der Stetind, 1392 Meter, Nationalberg Norwegens und auch «Amboss der Götter» genannt, ist der größte Granitobelisk der Welt und stand seither auf meiner Wunschliste.
Nach ein paar Touren zum Einklettern im Rope solo style – hier sichert sich der Kletterer im schwierigen Gelände mit dem Seil selbst, was bedeutet, dass die Strecke hoch im Vorstieg geklettert werden muss, dann wird wieder abgeseilt, um die Sicherung zu lösen und dann muss erneut zum höchsten Punkt aufgestiegen werden – nahm ich mein eigentliches Ziel ins Visier. Als das rauhe nordische Wetter ein Schönwetterfenster bot, stand ich bereits am Einstieg der ca. 800 Meter hohen Stetind-Südwand. Über zuerst leichtes Felsgelände ging es ungesichert, bis sich die Wand aufsteilte. Den Plan, die sogenannte Guldfisken-Route zu klettern verwarf ich, weil Steinschlag Schutt auf den Absätzen der Steilwand abgeladen hatte. Die auffallend grosse Verschneidung weiter rechts sah gut aus. Das Problem war nur, dass sie in glatten Platten endete und es ein großes Fragezeichen war, ob man da weiter hinauf kommen würde. Neuland?! Unbekanntes Gelände zu entdecken ist meine grösste Leidenschaft. Hier weiss ich nicht, was auf mich zu kommt, und das ergibt ein großes Abenteuer! Es im Alleingang zu schaffen, ist für mich die grösste Herausforderung.
1998 waren meine Frau Daniela und ich auf den Lofoten, einer Inselgruppe nördlich des Polarkreises auf Hochzeits-Kletter-Reise unterwegs gewesen. Mächtige Felsgipfel ragen hier aus dem Meer. An der Vagakallen-Nordwand war uns die Bigwall-Erstbegehung «Freya», eine 900 Meter hohe Route im neunten Grad, als Highlight gelungen. Damals sahen wir die Pyramide des Stetind zum ersten Mal in der Ferne. Norwegen war seither immer wieder ein Ziel für mich, besonders auch im Winter zum Eisklettern. Die wilden Gebirgszügen mit ihren mächtigen Granitwänden sind wunderschön und erstaunlicherweise bei uns weitgehend unbekannt geblieben. Der Stetind, 1392 Meter, Nationalberg Norwegens und auch «Amboss der Götter» genannt, ist der größte Granitobelisk der Welt und stand seither auf meiner Wunschliste.
Nach ein paar Touren zum Einklettern im Rope solo style – hier sichert sich der Kletterer im schwierigen Gelände mit dem Seil selbst, was bedeutet, dass die Strecke hoch im Vorstieg geklettert werden muss, dann wird wieder abgeseilt, um die Sicherung zu lösen und dann muss erneut zum höchsten Punkt aufgestiegen werden – nahm ich mein eigentliches Ziel ins Visier. Als das rauhe nordische Wetter ein Schönwetterfenster bot, stand ich bereits am Einstieg der ca. 800 Meter hohen Stetind-Südwand. Über zuerst leichtes Felsgelände ging es ungesichert, bis sich die Wand aufsteilte. Den Plan, die sogenannte Guldfisken-Route zu klettern verwarf ich, weil Steinschlag Schutt auf den Absätzen der Steilwand abgeladen hatte. Die auffallend grosse Verschneidung weiter rechts sah gut aus. Das Problem war nur, dass sie in glatten Platten endete und es ein großes Fragezeichen war, ob man da weiter hinauf kommen würde. Neuland?! Unbekanntes Gelände zu entdecken ist meine grösste Leidenschaft. Hier weiss ich nicht, was auf mich zu kommt, und das ergibt ein großes Abenteuer! Es im Alleingang zu schaffen, ist für mich die grösste Herausforderung.
Paradies für abenteuerlustige Kletterer
Seillänge für Seillänge kletterte ich hinauf bzw. hoch, runter und wieder hoch. Das war sehr mühsam, aber mir wurde so wenigstens nicht kalt, da ich keine Pause hatte und immer in Bewegung blieb! Über die vielen Jahre habe ich mir die Routine beim Soloklettern erarbeitet und komme in einen guten Rhythmus, bin ungefähr so schnell wie eine Seilschaft. Die Herausforderung und das Risiko sind beim Alleingang viel höher und jeder Schritt muss gut bedacht werden. Ich geniesse aber gerade das Alleinsein in der Natur mit mir selbst. In extremen Situationen am Berg ist der Gegensatz zum Alltagsleben unten im Tal für mich am grössten. Das öffnet die Augen und ist in vielerlei Hinsicht sehr lehrreich für mich.
Freikletternd, nur den Fels als Griff und Tritt verwendend, mit dem Seil und mit mobilen Sicherungen arbeitend, im cleanen Style, erreichte ich nach zwei Drittel Wandhöhe den Südpfeiler über welchen ich nach 10 Stunden um Mitternacht auf den Gipfel ausstieg. Die Erstbegehung der «Goldfinger» Route, 6b+, eine neue Variante am Südpfeiler, war gelungen. Die Mitternachtsonne verschwand zwar unter dem Horizont, es war aber die ganze Nacht hell genug, um ohne Stirnlampe unterwegs zu sein. Starker Wind erschwerte den Abstieg, aber nach knapp 20 Stunden erreichte ich müde und glücklich mein Basecamp unten am Tysfjord.
Nach ein paar Ruhetagen folgten weitere Touren, unter anderem die erste Solobegehung der «Torskefiskaren» (6b+, clean, 300 m), eine anspruchsvolle Route am Kugelhornet, die «Eidetind Traverse» über die Route «Engelsdiederet» und am Rundtind Südostpfeiler die erste Solobegehung der «Swiss Variation» (6a+, 300 m). Als Fazit kann ich sagen, dass Norwegen eine absolutes Paradies für abenteuerlustige Kletterer unter dem Motto «Climb wild» ist. Die Kletterrouten sind wenig erschlossen und müssen meist selbst abgesichert werden. Das alles in wilder Berglandschaft bei oft wechselndem Wetter, das bietet Abenteuererlebnis pur!»
Freikletternd, nur den Fels als Griff und Tritt verwendend, mit dem Seil und mit mobilen Sicherungen arbeitend, im cleanen Style, erreichte ich nach zwei Drittel Wandhöhe den Südpfeiler über welchen ich nach 10 Stunden um Mitternacht auf den Gipfel ausstieg. Die Erstbegehung der «Goldfinger» Route, 6b+, eine neue Variante am Südpfeiler, war gelungen. Die Mitternachtsonne verschwand zwar unter dem Horizont, es war aber die ganze Nacht hell genug, um ohne Stirnlampe unterwegs zu sein. Starker Wind erschwerte den Abstieg, aber nach knapp 20 Stunden erreichte ich müde und glücklich mein Basecamp unten am Tysfjord.
Nach ein paar Ruhetagen folgten weitere Touren, unter anderem die erste Solobegehung der «Torskefiskaren» (6b+, clean, 300 m), eine anspruchsvolle Route am Kugelhornet, die «Eidetind Traverse» über die Route «Engelsdiederet» und am Rundtind Südostpfeiler die erste Solobegehung der «Swiss Variation» (6a+, 300 m). Als Fazit kann ich sagen, dass Norwegen eine absolutes Paradies für abenteuerlustige Kletterer unter dem Motto «Climb wild» ist. Die Kletterrouten sind wenig erschlossen und müssen meist selbst abgesichert werden. Das alles in wilder Berglandschaft bei oft wechselndem Wetter, das bietet Abenteuererlebnis pur!»