Im Test: Cannondale Jekyll 1
Im Test: Cannondale Jekyll 1
 Datum: 30.09.2021 

Cannondale Jekyll 1

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Cannondale Jekyll 1

Getestet

Hersteller: 

Cannondale

Preis: 

7,299.00 CHF

Es gibt nur wenige Bike-Modelle, die es geschafft haben, so lange in der Kollektion eines Herstellers ein festes Standing zu haben. Gut 20 Jahre ist die Premiere des Cannondale Jekyll nun her. Die neue Version ist athletisch wie selten zuvor. Gut, ein paar Kilo hat es im Vergleich zu früher zugelegt. Das ist kein Zeichen mangelnder Sportlichkeit. Es liegt schlicht am Charakterwandel. Kam das schlanke und in der Topvariante 11,5 Kilogramm leichte Allround-Fully im Jahr 2000 mit 80 Millimeter Federweg aus, hat sich der Hub heute mehr als verdoppelt. Längst ist das Jekyll ein Trumpf in der Enduro-Kategorie. Das soll auch so bleiben. Dazu haben die Amerikaner aus Connecticut einen völlig neuen Rahmen entwickelt.
 
High-Pivot-Hinterbau fürs Grobe
Dieser setzt auf einen Trend bei abfahrtsorientierten Bikes: High-Pivot. Der Hinterbau mit hohem Umlenkpunkt generiert 165 Millimeter Federweg. Der Fox Float X2 Dämpfer ist im offenen Unterrohr des Vollcarbon-Rahmens positioniert und sorgt dort für einen tiefen Schwerpunkt und eine gute Kontrolle auf rauen Trails. «Gravity Cavity» nennt Cannondale das Konzept. Es ähnelt einem Prototyp, den Cannondale 2019 im Downhill-Worldcup getestet hat. Der Rahmen ist im Bereich des Dämpfers nach unten und oben offen und nach unten mit einer seitlich offenen Kunststoffabdeckung geschützt. Für ein sorgfältiges Dämpfer-Setup sollte diese entfernt werden, um den Rebound zu erreichen. Schade ist, dass sich in der Kuhle unter dem Dämpfer Schlamm und Schmutz sammeln. Prominent sticht am Rahmen nicht nur die Farbe ins Auge, sondern auch der sogenannte Guidler: eine Kettenführung (Guide), kombiniert mit einer Umlenkrolle (Idler). Diese Konstruktion wirkt dem durch den hohen Schwingendrehpunkt verursachten Pedalrückschlag entgegen. Damit bleibt Cannondale seinem Hang zu extravaganten Rahmen- und Fahrwerkskonstruktionen treu. 

Wie fährt sich das gute Ding nun? Die Kombi aus 10-52er-Kassette und einem 30er-Kettenblatt nimmt steilen Rampen ihren Schrecken. Dennoch ist der  15,9 Kilo schwere Bolide bergauf kein Sprinter. Bei kräftigen Antritten sackt der Hinterbau spürbar durch, bei langen Uphills hilft nur der Griff zum Lockout. Bei unseren Testfahrten verhärtete sich der Dämpfer am eigentlich sensibel ansprechenden Hinterbau bei schnellen Schlägen in Folge, was die Kontrolle bei hohem Tempo etwas erschwerte. Dagegen arbeitet die Fox 38 Float Factory Gabel mit 170 Millimeter Federweg verlässlich und deutlich geschmeidiger. Insgesamt gilt: Je höher das Tempo, desto quirliger und agiler wird das Bike. Trotz des hohen Gewichts besitzt es genügend Pop, um sich dynamisch über Felsen, Wurzeln und Kicker zu katapultieren. So punktet das Jekyll auch als Bikepark-Waffe. Eine starke Nummer sind die Sram Code RSC Vierkolbenbremsen. In Kombi mit der 220-Millimeter-Scheibe vorne und der 200er-Scheibe hinten müssen sich Jekyll-Piloten keine Gedanken über Bremspower machen. Die Stopper sind top. Kritik gibt es für die Laufräder, die den hohen Anforderungen an Stabilität und Robustheit im anvisierten Einsatzbereich nicht ganz standhalten können.

Proportional Response
Cannondale stimmt beim neuen Jekyll nicht nur Reach, Stack und die Länge der Sitzrohre auf die jeweilige Rahmengrösse ab. Auch die Länge der Kettenstreben und die Position des Hinterbau-Drehpunkts werden entsprechend proportional angeglichen. Ziel ist es, eine identische Kinematik für alle Rahmen- und Körpergrössen und eine zentrale Position zwischen den Laufrädern zu ermöglichen.

HERZSTÜCK
Der hohe Hauptdrehpunkt sorgt für einen schluckfreudigen Hinterbau mit nach hinten gerichtetem Achsweg. Die Guidler Umlenkrolle wirkt dem Pedalrückschlag des High-Pivot-Systems entgegen.
 
MAXIMALE POWER
Die grosse 220-Millimeter-Bremsscheibe an der Front hält das Jekyll in Kombination mit der bissigen Sram Code Vierkolbenbremse auf Vollgaskursen sicher unter Kontrolle. Am Heck ist eine 200-Millimeter-Scheibe montiert.
 
SETUP
Eine etwas fummelige Angelegenheit ist das Dämpfer-Setup. Der im offenen Rahmen positionierte Dämpfer und die Kunststoffabdeckung am Unterrohr erschweren den Zugriff auf den Fox Float X2 Factory Dämpfer. Tipp: Die Abdeckung abschrauben.

SCHLUCKSPECHT
Erste Wahl für Enduro- und Freeride-Einsätze ist die Fox 38 Float Factory Federgabel mit 170 Millimeter Federweg. Sie spricht fein an und bietet viel Reserven in ruppigem Gelände.

Zitat von unserem Tester Thomas Werz, Chefredakteur und Enduro-Fahrer:
«Eine Bike für steile, grobe Trails. Das Cannondale Jekyll 1 macht auf anspruchsvollen Abfahrten am meisten Spass. Auch flowige Trails sind okay, solange das Tempo hoch genug ist. Für mich tendiert das Bike eindeutig zum Freerider. Für ein Enduro klettert es zu wenig effektiv.»

Fazit

Mit einer extravaganten Fahrwerkskonstruktion samt Dämpfer-Position im Rahmen setzt das neue Cannondale Jekyll 1 Akzente auf harten Enduro-Trails und im Bikepark.

Produktdaten

Produktbezeichnung

Cannondale Jekyll 1

Produktkategorien

Enduro-Bikes

Hersteller-Webseite

www.cannondale.com

Gesamtgewicht

15.9g

Federweg vorn

170

Federweg hinten

165

Rahmenmaterial

bike-material-carbon

Federgabel

Fox 38 Float Factory

Dämpfer

Fox Float X2 Factory

Schaltung

Sram GX Eagle, 1x12

Bremsen

Sram Code RSC (220/200 mm)

Kurbel

Sram X1 Eagle, 30T

Laufräder

WTB KOM Trail

Reifen

v: Maxxis Assegai 29x2.5 EXO+ h: Mais Minion DHR II, 29x2.4 EXO+

Lenker

Cannodale 1 Riser Carbon, 780 mm

Vorbau

FSA Grid, 35 mm

Sattel

Fabric Scoop Shallow Elite

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